Zum Inhalt
Serie: Digitale Lehre

Videoprüfung aus dem eigenen Zimmer

-
in
  • Top-Meldungen
  • Studium & Lehre
Ein junger Mann mit Bart und Brille sitzt an einem Tisch mit aufgeklapptem Laptop. © Michael Dudziak
Michael Dudziak hat als einer der ersten Studierenden der TU Dortmund seine mündliche Prüfung per Video-Chat abgelegt.

Prof. Beate Kowalski und Prof. Thomas Ruster vom Institut für Katholische Theologie in der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie haben die ersten fünf mündlichen Prüfungen per Video-Chat durchgeführt. Sie ziehen ein positives Fazit – wie auch ihr Prüfling Michael Dudziak.

„Die Studierenden genießen es, bei der Prüfung im eigenen Zimmer zu sitzen, statt in einen Prüfungsraum der Universität kommen zu müssen“, schildert Thomas Ruster seinen ersten Eindruck. „Am heimischen Schreibtisch schienen alle entspannter.“ Auch Michael Dudziak hatte keine Probleme mit der neuen Prüfungssituation. Vor Beginn musste er sich – obwohl er den Prüfenden natürlich persönlich bekannt ist – mit seinem Personalausweis vor der Kamera seines Laptops legitimieren. Er war allein im Raum, die Tür war geschlossen, ihm standen keine Hilfsmittel zur Verfügung. Das alles bewies er mit einem 360-Grad-Schwenk durch seinen heimischen Prüfungsraum, inklusive eines Kamerablicks unter seinen Schreibtisch. Dudziak erbrachte seine Prüfleistung komplett eigenständig. Das ist Voraussetzung für eine Prüfung, ob sie nun in den Räumen der TU Dortmund oder daheim durchgeführt wird.

Auch die Prüfenden sitzen in verschiedenen Räumen

Auf Grundlage der in den hochschulweiten FAQ veröffentlichten Regelungen zu mündlichen Prüfungen und nach Rücksprache im Institut konnte die Prüfung per Video stattfinden. Für Lehramtsstudierende wie Dudziak, die eine Referendariatsstelle für den Sommer sicher haben und dafür noch die mündliche Abschlussprüfung benötigen, ist dies besonders wichtig: „Mit den Video-Prüfungen wurde das erst möglich“, sagt Dudziak. Zudem seien die Abgabefristen für das Masterzeugnis verlängert worden, um in Corona-Zeiten den Berufseinstieg ins Lehramt zu ermöglichen. Sonderpädagoge Dudziak beginnt sein Referendariat beim Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung (ZfsL) in Gelsenkirchen.

Prüfling Dudziak, Prüferin Kowalski und Prüfer Ruster saßen sich am dreigeteilten Bildschirm gegenüber. Dabei waren auch die beiden Prüfenden in verschiedenen Räumen. „Es ist eine Herausforderung, sich gleichzeitig in der Sprecherrolle mit seinem Mitprüfer abzuwechseln, wenn man auf den Bildschirm schaut“, sagt Ruster. „Ich sehe auf dem Monitor den Studenten und meine Kollegin. Ich achte auf den Prüfling und will gleichzeitig mitbekommen, wie die Körperhaltung meiner Mitprüferin ist, ob sie etwas sagen und irgendwie agieren will. In diese Situation habe ich mich mit der Zeit immer besser hereingefunden.“ Für den Studenten Dudziak war es ungewohnt, schräg nach unten seinen Prüfenden ins Gesicht zu schauen anstatt wie bei einer üblichen Prüfung geradeaus. Aber er hatte diese Situation schon vorher geübt – bei einer Skatrunde per Skype.

Positiver Effekt: Viele Wege entfallen

Als das Thesenpapier, das Dudziak zum Thema „Weltkirche und Globalisierung“ entwickelt hatte, bei der Prüfung diskutiert wurde, wurde der Bildschirm weiter aufgeteilt: Auf der linken Seite des Monitors war das Papier zu sehen, dessen Thesen die Drei diskutierten, während die rechte Seite gedrittelt ihre Köpfe zeigte. Eine halbe Stunde – „wie im richtigen Leben“ – dauerte die Prüfung, dann berieten sich die Prüfenden, danach erhielt Dudziak seine Note. „Eine Punktlandung“, wie er meinte. 

Prof. Ruster hält den digitalen Weg für zukunftsweisend bei mündlichen Prüfungen – wie übrigens auch für Vorlesungen. „Die können die Studierenden dann nach ihren Bedürfnissen anschauen“, sagt er. Schwierig sei die digitale Lehre im Seminarbetrieb. „Ein positiver Effekt digitaler Prüfungen ist auch, dass viele Wege entfallen“, meint er. Thomas Ruster freut sich, dass er nach 25 Jahren an der TU Dortmund diese Innovation miterleben kann. Die Begleitumstände der Coronakrise hätte er sich allerdings gern erspart.

 

Sie möchten auch ein digitales Lehrkonzept vorstellen? Schreiben Sie uns eine E-Mail!