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Spotlight Forschung: Dr. Isa Steinmann zu internationaler Mobilität in der Forschung

„Man sollte sich einfach bewerben“

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Porträt von Dr. Isa Steinmann © Anette Gauslaa Lehre
Dr. Isa Steinmann ist seit Oktober 2020 Postdoc an der TU Dortmund und der Universität Oslo.

Dr. Isa Steinmann von der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bildungsforschung forscht zu Bildungsungleichheiten, indem sie internationale Schulsysteme vergleicht. Dabei interessiert sie sich zum einen besonders für Unterschiede zwischen den Geschlechtern und untersucht zum anderen, wie zuverlässig Daten sind, die durch Fragebögen erhoben werden. Mit einem Promos-Stipendium reiste sie 2011 nach Belfast, mit einem Erasmus-Stipendium 2014 nach Göteborg. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie kehrte sie frühzeitig von einem Forschungsaufenthalt am Centre for Educational Measurement (CEMO) der Universität Oslo zurück, der durch ein Stipendium der Gasteinrichtung und den Rudolf Chaudoire-Preis der TU Dortmund gefördert wurde. Seit Oktober 2020 ist sie erneut am CEMO, wo sie eine vierjährige Postdoc-Stelle angetreten hat. Im Interview erklärt sie, warum internationaler Austausch auch in Zeiten der Pandemie wichtig ist und warum man sich von Ausschreibungstexten nicht einschüchtern lassen sollte.

Frau Dr. Steinmann, woran forschen Sie gerade?

Ich beschäftige mich derzeit mit der Frage, wie sich unterschiedliche Schulsysteme auf schulische Leistungen und Bildungsungleichheiten auswirken. Das ist bildungspolitisch natürlich relevant, gleichzeitig aber methodisch sehr herausfordernd, weil man riesige Stichproben braucht und keine experimentellen Studien machen kann. Besonders interessieren mich schulische Leistungsdifferenzen zwischen Mädchen und Jungen. Da gibt es große Unterschiede – in manchen Ländern wirkt sich das Geschlecht kaum auf die Leistung aus, in anderen jedoch sehr. Woran das liegt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Ein grundsätzliches Problem bei diesen Fragen betrifft die Datenqualität. Daher erforsche ich zum Beispiel auch, wie man wissenschaftliche Fragebögen für Schülerinnen und Schüler formulieren muss, um möglichst wenige Messfehler zu erhalten, etwa indem man Missverständnisse durch doppelte Verneinungen vermeidet.

Warum ist der internationale Austausch für Ihre Forschung wichtig?

Ich glaube ganz allgemein, dass Auslandserfahrungen bereichernd sind. Man setzt sich mit anderen Sprachen auseinander, arbeitet in internationalen Teams und wird ermutigt, Neues zu probieren und die eigene Sichtweise zu ändern. Umstellungen gehören natürlich auch dazu – an eine so lange Nachmittagspause wie die Fika in Schweden zum Beispiel muss man sich erst einmal gewöhnen. Dort ging alles etwas weniger hektisch zu, ebenso in Oslo. Für mein Forschungsfeld ist die internationale Perspektive besonders wichtig, weil das eigene Schulsystem kaum hinterfragt wird. Erst durch den Blick von außen merkt man, dass es auch ganz anders geht. Ich habe bei meinen Auslandsaufenthalten gezielt Orte ausgesucht, an denen ich mich inhaltlich und methodisch weiterentwickeln kann – und ausnahmslos sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Teams vor Ort haben sich viel Zeit genommen. Natürlich ist gerade dieser internationale Austausch durch die Corona-Pandemie schwieriger geworden, aber er ist weiterhin wichtig und je nach Land auch nicht unmöglich. Man sollte sich aber im Vorfeld gut informieren und neben einem Plan A auch einen Plan B und einen Plan C vorbereiten. Der Umzug nach Oslo war durch Corona noch mal eine besondere Herausforderung.

Wie wirbt man Stipendien für einen Auslandsaufenthalt ein? Kennen Sie da Tipps und Tricks?

Meiner Erfahrung nach kommt es besonders auf die Motivation an. Wenn ich aufgrund meiner Forschung unbedingt an einen ganz bestimmten Ort will und nicht nur, um ein besonders schönes Land zu sehen, ist es leichter, Fördermöglichkeiten zu beantragen, weil ich dann gute Argumente anbringen kann. Auch wenn die Ausschreibungstexte oft sehr anspruchsvoll klingen, sollte man sich davon nicht einschüchtern lassen: Wenn man die formalen Mindestvoraussetzungen erfüllt, kann man sich auf alles bewerben. Außerdem ist es sinnvoll, sich Hilfe zu holen. An der TU Dortmund gibt es umfangreiche Beratungsangebote zum Beispiel durch das Referat Forschungsförderung, die man nutzen sollte, um seine Chancen zu maximieren. Das hilft einem auch sehr dabei, alle Bedingungen der Ausschreibung genau zu befolgen, damit man nicht wegen einer Formalität aussortiert wird. Die Informationsveranstaltungen des Referats zur Wissenschaftskarriere und zu Förderformaten kann ich ebenfalls empfehlen – selbst wenn man keine konkreten Fragen hat, lohnt es sich immer, einen Überblick darüber zu gewinnen, welche Fördermöglichkeiten es überhaupt gibt.

 

Zur Person:

  • 2009-2014 Studium der Psychologie an der Universität Münster, Forschungsaufenthalte in Belfast und Göteborg
  • 2016-2019 Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • seit 2018 Co-Koordination des European Training Networks OCCAM
  • 2019 Promotion in Erziehungswissenschaften an der TU Dortmund
  • 2019-2020 Forschungsaufenthalt am Centre for Educational Measurement (CEMO) an der Universität Oslo
  • seit Oktober 2020 Postdoc an der Universität Oslo und der TU Dortmund

 

Weitere Informationen:
Informationen zu Stipendien und Finanzierung von Auslandsaufenthalten auf den Seiten des DAAD
Beratungen zu internationalen Reisen in Corona-Zeiten durch das Referat Internationales an der TU Dortmund
Förderberatung zu Forschungsstipendien, Referat Forschungsförderung

 

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