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Spotlight Forschung: Prof. Andreas Hoffjan zu modernen Formen der Wissenschaftskommunikation

„Man muss raus aus dem Elfenbeinturm und den Austausch suchen“

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Portrait von Prof. Andreas Hoffjan © Dirk Moll
Prof. Andreas Hoffjan ist seit 2007 Professor für Unternehmensrechnung und Controlling an der TU Dortmund.

Prof. Andreas Hoffjan forscht an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften zu effizienten Formen der Planung, Steuerung und Kontrolle von öffentlichen Institutionen. Seine Schwerpunkte liegen dabei auf internationalen Vergleichen, dem Rechnungswesen der Energie- und Wasserwirtschaft sowie dem Controlling von Non-Profit-Organisationen. Hoffjan befasst sich aber auch damit, wie er vermeintlich „trockene“ Inhalte zielgruppengerecht vermitteln kann. So steht er immer wieder Journalistinnen und Journalisten Rede und Antwort, setzt in Lehrveranstaltungen eine selbst entwickelte Quizz-App ein oder beantwortet Kindern in der Veranstaltungsreihe „KinderUni“ der TU Dortmund Fragen zur Wirtschaft. Im Interview spricht er über die Notwendigkeit und die Herausforderungen guter Wissenschaftskommunikation.

Prof. Hoffjan, woran forschen Sie gerade?

Mein Leib-und-Magen-Thema seit meiner Diplomarbeit ist das Controlling von öffentlichen Institutionen, wobei mich besonders die Frage nach mehr Effizienz interessiert: Wie lässt sich die Zielerreichung dieser Einrichtungen messen und verbessern? Das Controlling hat hierbei nicht nur die Verantwortung, Transparenz zu schaffen, sondern auch, die Ergebnisse adressatengerecht aufzubereiten, zum Beispiel für politische Entscheidungstragende. Ganz aktuell befasse ich mich mit dem Thema ‚Controlling in Krisenzeiten‘. Die Coronakrise ist ja auch eine Stunde der Controllerinnen und Controller. Was können diese leisten, um Unternehmen in der ‚rauen Corona-See‘ auf Kurs zu halten: Liquidität sichern, Budgets verschieben, Sparmaßnahmen identifizieren? Das betrifft nicht nur Unternehmen, sondern auch Non-Profit-Organisationen und öffentliche Verwaltungen, denn bei massiven Steuereinbrüchen und zusätzlichen Soziallasten ergeben sich dort auch gravierende Probleme bei der finanziellen Steuerung.

Warum ist gute Wissenschaftskommunikation für Sie wichtig?

Gute Kommunikation hilft bekanntlich immer – sowohl bei der Einwerbung kompetitiver Drittmittel als auch bei der Suche nach Praxispartnern. Wenn man Sie als Experte in Ihrem jeweiligen Feld wahrnimmt, werden Sie im besten Fall selbst von Kooperationspartnerinnen und -partnern angesprochen und müssen weniger ‚Klinken putzen‘. Die Betriebswirtschaftslehre hat es mit der Praxisnähe sicher etwas leichter, da die Forschung ganz konkrete Institutionen betrifft. Ergebnisse lassen sich hier gut in die Lebenswirklichkeit übertragen und stoßen in der Regel auch auf Interesse: Denn jede und jeder Verantwortliche möchte doch wissen, wie sie oder er seine Abteilung, Verwaltung oder sein Unternehmen erfolgreicher steuern kann. Aus unserer Forschung können wir dazu konkrete Tipps geben.

Dennoch: Gute Wissenschaftskommunikation muss man üben, unabhängig von der Disziplin. Das weiß ich zum Beispiel als jahrelanger Dozent der KinderUni, bei der man sich den Fragen von 8- bis 12-Jährigen stellt. Das macht viel Spaß, weil Kinder sehr wissbegierig sind, aber es stellt auch eine Herausforderung dar: In einem Fach wie den Wirtschaftswissenschaften kann man keine anschaulichen Experimente durchführen. Damit die Themen für die Kinder nicht zu abstrakt sind, muss man sich schon etwas einfallen lassen. Aber das hilft einem auch selbst dabei, Sachverhalte einfach zu erklären und auf den Punkt zu bringen.

Wie präsentiert man seine Forschung am besten in der Öffentlichkeit, haben Sie da Tipps?

Man muss raus aus dem Elfenbeinturm und jenseits der akademischen Komfortzone den Austausch suchen. Für mich konkret heißt das, die Forschungsergebnisse auch auf Praktikertagungen und in der allgemeinen Wirtschaftspresse zu verbreiten. Außerdem muss die Botschaft einfach und verständlich sein. Oder anders gesagt: Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Das widerstrebt einem manchmal, denn wissenschaftliche Untersuchungen brauchen Zeit und die Ergebnisse sind nicht schwarz-weiß.

Medien wollen aber oft pointierte und klare Aussagen und das noch tagesaktuell. Da muss man bei der Beurteilung von komplexen Zusammenhängen als Wissenschaftler zuweilen ‚aus der Hüfte schießen‘ und damit rechnen, dass die eigenen Ergebnisse verkürzt wiedergegeben werden oder nicht auf Zustimmung stoßen, selbst wenn sie empirisch gut fundiert sind. Darüber sollte man sich nicht ärgern – wer sich in den Boxring wagt, muss auch Schläge einstecken können. Wenn Wissenschaftskommunikation aber gelingt, erreicht man mit seiner Forschung ein breiteres Publikum und im Idealfall einen echten gesellschaftlichen Mehrwert.

 

Zur Person:

  • 1997 Promotion in Wirtschaftswissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • 2001-2002 Visiting Scholar am Center for International Education and Research in Accounting, University of Illinois at Urbana-Champaign, USA
  • 2002-2003 Assistant Professor for Accounting an der Asper School of Business, University of Manitoba, Winnipeg, Kanada
  • 2006-2007 Professur für BWL, insbes. Controlling und Regulierungsökonomik an der WHU – Otto Beisheim School of Management
  • Seit 2007 Professur für Unternehmensrechnung und Controlling an der TU Dortmund

 

Weitere Informationen:
Forschungsschwerpunkte des Bereichs Unternehmensrechnung und Controlling
Veranstaltungsreihe „KinderUni“ der TU Dortmund
Referat Forschungsförderung, Antragsberatung und strategisches Lektorat auch zu Wissenschaftskommunikation

 

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