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Förderung für GADMO verlängert

Einsatz gegen Desinformation geht in die nächste Runde

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Vier hintereinander aufgereihte Holzwürfel ergeben die Wörter "Fact" und "Fake". © Jo Panuwat D​/​stock.adobe.com
Seit November 2022 geht das German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO), koordiniert vom Institut für Journalistik (IJ) der TU Dortmund, mit vielfältigen Aktivitäten gegen die gezielte Verbreitung von Falschinformationen vor. Nun wurde die Förderung durch die Europäische Union um weitere 30 Monate verlängert. Die Projektpartner – ein Zusammenschluss aus Forschungseinrichtungen und Faktencheck-Redaktionen – werden in der zweiten Phase insbesondere ihre Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz verstärken.

Von den Kriegen in der Ukraine und im Gazastreifen über Klimakatastrophen bis zu den Wahlen in Deutschland, den USA und auf europäischer Ebene: Die vergangene Zeit war geprägt von Ereignissen mit einem großen Potenzial für Desinformation. Gegen deren Verbreitung setzt sich seit knapp drei Jahren GADMO ein – eine Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Journalistik und der Fakultät Statistik der TU Dortmund, den Faktencheck-Redaktionen Deutsche Presseagentur (dpa), Agence France-Presse (AFP), Austria Presse Agentur (APA) und CORRECTIV sowie dem AIT Austrian Institute of Technology. GADMO ist Teil des europaweiten „European Digital Media Observatory“ (EDMO), das von der EU-Kommission gefördert wird und alle 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen abdeckt.

Wissen, was Fakt ist

Seit seinem Start hat sich GADMO als Anlaufstelle für Faktenchecks und wissenschaftliche Analysen im Bereich Desinformation etabliert. Zu den bisherigen Meilensteinen zählt ein umfangreiches Online-Faktencheck-Archiv mit inzwischen mehr als 3.800 Beiträgen. Monatlich kommen etwa hundert neue Faktenchecks hinzu, die Nutzer*innen dabei unterstützen, Falschbehauptungen zu entlarven. Ergänzend bietet GADMO Videoschulungen für verschiedene Zielgruppen an: Junge Menschen lernen Grundlagen, um Desinformation und seriöse Quellen zu erkennen, während Medienprofis vertiefende Tipps zur Analyse KI-generierter Inhalte und zur Nutzung digitaler Recherchetools erhalten.

In die zweite Projektphase ist GADMO unter dem neuen Claim „Wissen, was Fakt ist“ gestartet. Neben klassischen Faktenchecks rücken künftig investigative Recherchen, wissenschaftliche Analysen und Medienkompetenz-Angebote für Eltern und ältere Zielgruppen in den Fokus. Im neuen Format „GADMO Brief“ wird es eine monatliche Auswertung der Arbeit aller zertifizierten deutschsprachigen Faktencheck-Organisationen geben. Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit werden in einem eigenen Instagram-Kanal gezeigt. „Mit dem größten deutschsprachigen Faktencheck-Hub und den neuen Formaten wie dem GADMO Brief zeigt das Netzwerk, wie kraftvoll Kooperation sein kann“, sagt Teresa Dapp, Leiterin des Faktencheck-Teams der dpa. „In der nächsten Projektphase wollen wir noch mehr Menschen erreichen – auf den Kanälen, die für sie relevant sind.“ Im Arbeitsbereich Media Literacy wird das Team am Institut für Journalistik bestehende Programme dahingehend evaluieren, ob sie für Lehramtsstudierende und für den Einsatz im Schulunterricht geeignet sind. Zum anderen wird das IJ-Team die Materialien kuratieren, ggf. übersetzen und so aufbereiten, dass Lehrkräfte sie unkompliziert im Unterricht nutzen können.

Positive Zwischenbilanz trotz Herausforderungen

Nach der ersten Förderperiode zieht das GADMO-Team eine positive Zwischenbilanz des Projekts, blickt aber besorgt auf aktuelle Entwicklungen, insbesondere bei großen Tech-Unternehmen wie Meta, denn die Einstellung des Faktencheckprogramms in den USA könnte potenziell auch Folgen für Europa haben. „Mit GADMO ist es uns gelungen, Desinformationskampagnen etwas entgegenzusetzen – eine Website mit zahlreichen Faktenchecks, Materialien zur Medienkompetenz und Forschungsergebnisse mit starkem Praxisbezug. Wir freuen uns besonders über viele Synergien, die wir in der Zusammenarbeit mit unseren Partnern nutzen konnten. Zugleich stehen Faktenchecker*innen derzeit unter großem Druck und sind Angriffen ausgesetzt, die wir mit Sorge beobachten“, sagt Prof. Christina Elmer vom IJ, Koordinatorin des Netzwerks. „Auch in der Forschung stehen wir noch immer vor großen Herausforderungen – etwa, wenn es um den Zugang zu Plattformdaten und deren Analyse geht. Umso wichtiger ist es also, dass wir GADMO fortführen und uns weiterhin gemeinsam für faktenbasierte gesellschaftliche Diskurse im digitalen Raum einsetzen können.“

Besonders aktiv war das GADMO-Team rund um Wahlen. Im „Superwahljahr“ 2024, das von der Europawahl und drei Landtagswahlen geprägt war, analysierte ein GADMO-Report kritisch, wie große Plattformbetreiber, die eine Selbstverpflichtungserklärung im Rahmen des Code of Practice unterschrieben hatten, mit politisch motivierter Desinformation umgehen. Trotz angekündigter Maßnahmen speziell mit Blick auf die Wahlen fanden sich Belege für politisch motivierte Deepfakes sowie Wahlwerbung, die nicht als solche gekennzeichnet war. Vor der Bundestagswahl im Februar informierte GADMO mit einem wöchentlichen Newsletter über kursierende Falschmeldungen, der rund 4.000 Abonnent*innen erreichte und unter anderem wiederkehrende Narrative wie Vorwürfe der Wahlmanipulation thematisierte.

Weitere Informationen zu GADMO

Instagram-Kanal von GADMO

Ansprechperson bei Rückfragen:

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