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„Experiment Demokratie“

Zitate von Walt Whitman in Dortmunder U-Bahnen

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Eine U-Bahn in weiß auf der Zitate des Projekts Gedankenzüge abgebildet sind. © Jörg Schimmel​/​DSW21
Die „Gedankenzüge“ zum Thema „Experiment Demokratie“ sind seit Kurzem in Dortmund unterwegs.

Seit Mitte Mai sind im Rahmen des Projektes GEDANKENZÜGE in Dortmunder U-Bahnen Texte des Autors Walt Whitman zu lesen, die unter dem Titel „Experiment Demokratie“ stehen. Das Projekt zwischen der Fakultät Kulturwissenschaften und den Verkehrsbetrieben DSW21 möchte die kulturelle Vielfalt in der Stadt Dortmund widerspiegeln, ihre Weltoffenheit betonen und den städtischen Integrationsprozess unterstützen.

Prof. Walter Grünzweig und Dr. Julia Sattler vom Bereich für amerikanische Literatur und Kultur der Fakultät Kulturwissenschaften haben die Zitate gemeinsam mit Studierenden aus den Texten von Walt Whitman ausgewählt. Der US-amerikanische Autor lebte von 1819 bis 1892 und wurde somit nur rund 40 Jahre nach Gründung der USA geboren. Als Zeitzeuge der Anfänge demokratischer Bewegungen und Revolutionen, auch in europäischen Ländern, schrieb er kulturpolitische Texte und Lyrik, die in viele verschiedene Sprachen übersetzt worden sind. So hat beispielsweise Fahri Öz folgendes Zitat über Gleichheit (hier in deutscher Fassung) ins Türkische übersetzt: „Wer einen anderen erniedrigt, der erniedrigt auch mich/ Und was immer gesagt oder getan wird, kehrt schließlich zu mir zurück/ Ich spreche die ewige Losung, ich gebe das Zeichen der Demokratie/ Bei Gott! Ich nehme nichts für mich, was nicht alle genauso haben können zu gleichen Bedingungen.“

Für die Texte in den U-Bahnen haben die Projektbeteiligten neben der Originalsprache Englisch und der Übertragung ins Deutsche Übersetzungen in sieben Sprachen ausgewählt, die in Dortmund signifikant vertreten sind: Italienisch, Polnisch, Russisch, Serbokroatisch, Spanisch und Türkisch. „Damit möchten wir auch die Leistung der Übersetzer*innen würdigen, die mit ihrer Arbeit ebenfalls dazu beigetragen haben, Whitmans Texte und seine Gedanken weiterzuverbreiten. Den schnellen Zuzug von Menschen, die Ukrainisch sprechen – eine Sprache, in die Whitman ebenfalls übersetzt wurde –, konnte das Projekt leider nicht voraussehen“, berichtet Prof. Walter Grünzweig.

Lyrik als „kulturelle Diplomatie“

Insgesamt 63 „Gedankenzüge“ fahren derzeit durch Dortmund: Bei 62 U-Bahnen sind die Zitate von Walt Whitman innen in den Dachschrägen zu finden, bei einer U-Bahn befinden sie sich auch außen auf der Bahn. „Wir haben in der jüngsten Zeit gelernt, dass Demokratie weder naturgegeben noch selbstverständlich ist und sich daraus gesellschaftliche, politische und kulturelle Herausforderungen ergeben, die bei den Zitaten im Zentrum stehen“, erklärt Prof. Walter Grünzweig. „Walt Whitman spricht in seinen Texten nicht nur von einer Demokratie, die sich auf sein eigenes Land beschränkt. Stattdessen sah er seine Lyrik als kulturelle Diplomatie, der sich Menschen auf der ganzen Welt anschließen sollten. Genau dieses Thema soll mit den Zitaten in den U-Bahnen assoziiert werden.“ „Um diese Texte vielen Personen zugänglich zu machen, eignet sich kein Ort besser als die öffentlichen Verkehrsmittel, in denen viele Bürger*innen zusammenkommen“, ergänzt Dr. Julia Sattler.

Bereits 2011 waren im Rahmen der ersten Auflage des Projekts GEDANKENZÜGE Aufkleber mit literarischen Zitaten von bedeutenden internationalen Autor*innen in sechs verschiedenen Sprachen in den Dachschrägen der Dortmunder U-Bahnen zu finden.
 

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