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Studie der TU Dortmund

Erste Erkenntnisse zur Qualität von Homeschooling

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Porträt einer Frau mit Brille. Im Hintergrund Bücherregale. © Nikolas Golsch​/​TU Dortmund
Prof. Ricarda Steinmayr forscht und lehrt an der TU Dortmund am Institut für Psychologie der Fakultät Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie.

Seit über zwei Monaten sind Eltern und ihre schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen mit der häuslichen Beschulung konfrontiert. Auch wenn aktuell Lockerungen eingetreten sind, betreffen diese nur ausgewählte Jahrgangsstufen und der Unterricht findet weiterhin sehr reduziert und vorwiegend zu Hause statt. Prof. Ricarda Steinmayr von der TU Dortmund führt gemeinsam mit Prof. Hanna Christiansen von der Uni Marburg eine Studie zur Qualität des Homeschoolings durch. Erste Zwischenergebnisse zeigen ein zwiespältiges Bild der aktuellen Beschulung.

Ziel der Studie ist, mehr über die Qualität von Homeschooling zu erfahren, etwa wie genau an verschiedenen Schulen das Homeschooling realisiert und wie das von den Eltern empfunden wurde. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Bundesländer aktuell noch nicht mit einem Regelschulbetrieb nach den Sommerferien planen, kommt der Qualität der häuslichen Beschulung eine immer größere Bedeutung zu, um für alle Kinder und Jugendlichen eine qualitativ hochwertige Beschulung sicherzustellen. Auch wenn die Studie noch läuft, präsentieren die Wissenschaftlerinnen jetzt – basierend auf den Angaben der bisher rund 1.000 Eltern, die teilgenommen haben – erste vorläufige Ergebnisse. An der Studie nahmen überwiegend sozial besser gestellte Eltern und Mütter teil, wie es bei Onlinestudien meist der Fall ist. Die beurteilten Kinder besuchten etwa jeweils zur Hälfte die Grund- oder eine weiterführende Schule. Im Mittel wurden die Kinder seit sechs Wochen zuhause beschult.

Bei der Frage, ob die Eltern mit der Organisation des Homeschooling zufrieden sind, gaben die meisten „teils teils“ an. Homeschooling setzt der überwiegende Teil der Lehrkräfte durch das Zusenden von Aufgaben um. Die Aufgaben werden mehrheitlich, zumindest in den Hauptfächern, einmal die Woche an die Eltern geschickt. Viele, aber nicht alle Lehrkräfte schicken den Familien auch Lösungen für die Aufgaben zu. Ungefähr ein Drittel der Eltern gab an, dass die Mathelehrkräfte bislang keine Lösungen für die Aufgaben geschickt hatten. Bei den Deutsch-/Englisch-/ sowie Biologie-/Sachunterrichtlehrkräften traf das auf ungefähr 43, 47 bzw. 53 Prozent zu. 40 (Deutsch) bis 56 (Biologie/Sachunterricht) Prozent der Eltern gaben an, dass ihre Kinder bislang noch keine Aufgabenlösungen an die Lehrkräfte schicken sollten. Zwischen 59 (Deutsch) und 74 (Biologie/Sachunterricht) Prozent der Eltern berichteten, dass ihr Kind noch kein Feedback von Lehrkräften zu den Lösungen der Aufgaben bekommen hat.

Schülerinnen und Schüler erhalten kaum Feedback

„Zusammenfassend zeigen diese Ergebnisse, dass selbst bei Familien, die überwiegend über die technischen Möglichkeiten für Onlineunterricht verfügen, in den meisten Fällen die häusliche Beschulung in den Fächern Mathematik, Deutsch, Englisch und Biologie bzw. Sachunterricht durch das Versenden von Aufgaben realisiert wurde“, sagt Prof Steinmayr. „Auch scheinen viele Schülerinnen und Schüler wenig oder häufig keine Rückmeldungen zu den von ihnen gelösten Aufgaben bekommen zu haben. Das ist aus motivationspsychologischer Sicht bedenklich, da Feedback mit einer positiven Entwicklung der Leistung einhergeht und motiviert – wenn die Rückmeldung richtig formuliert wird.“

Bei der Häufigkeit des Unterrichts per Videokonferenz gaben die Eltern an, dass 74 Prozent der Mathe-, 77 Prozent der Deutsch-, 78 Prozent der Englisch- und 85 Prozent der Biologie-/Sachunterrichtlehrkräfte noch keinen Unterricht per Videokonferenz durchgeführt hatten. Ebenso gab mindestens die Hälfte der Eltern an, dass keine der genannten Fachlehrerinnen und -lehrer bislang persönlichen Kontakt mit ihren Kindern per Telefon oder anderen medialen Kommunikationsmöglichkeiten hatte. Die Prozentzahlen bei der Frage nach dem Kontakt mit den Eltern war noch höher. „Der in vielen Fällen nicht stattfindende Unterricht und der fehlende Kontakt zu Lehrkräften kann für den Lernfortschritt von Kindern und Jugendlichen, aber auch für ihr Wohlbefinden negative Konsequenzen haben“, so Prof. Steinmayr. Aufgrund des hohen Bildungs- und sozialen Niveaus der teilnehmenden Eltern ist nicht auszuschließen, dass die Angaben von weniger gut gestellten Eltern anders ausgefallen wären.

Eltern, Schülerinnen und Schüler können noch an der Umfrage teilnehmen:

Zur Umfrage

Weitere Informationen und Abbildungen zu den Ergebnissen der Studie:

Erste Ergebnisse

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