„Die beste Zeit für Gründungen ist jetzt“
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Mit Mitte Zwanzig gründete Andreas von Bechtolsheim 1982 gemeinsam mit drei Kommilitonen der Stanford University die Firma „Sun Microsystems“, zunächst um leistungsfähigere und vernetzte Arbeitsplatzrechner herzustellen. In den 1990er-Jahren wurde das Start-up dann durch die Entwicklung der Java-Technologie und die gleichnamige Programmiersprache weltweit bekannt. In den Folgejahren stieg der deutsche Informatiker bei Cisco ein (1996), investierte in Google (1998) und gründete den Cloud-Anbieter Arista (2004).
Aktuelle Problemstellungen durch technologische Innovationen zu lösen, das bildet für Andreas von Bechtolsheim den Kern unternehmerischen Denkens. Um erfolgreich zu sein, müssten Gründer*innen in einem „Problem-Solving-Loop“ Problemstellungen stetig bearbeiten und zunächst ein „Minimum Viable Product“ erreichen: Ein erstes nutzbares Produkt, das anhand von Kundenfeedback im Kreislauf weiter verbessert wird.
Große Erfolge mit innovativen Technologien
Nur ein Prozent der wachstumsstärksten US-amerikanischen Start-ups kommt aus dem technologischen Bereich, doch die sechs weltweit erfolgreichsten Tech-Unternehmen haben mittlerweile jeweils einen größeren Umsatz als das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland. Andreas von Bechtolsheim erklärt diesen Erfolg damit, dass die Gründer*innen neu entwickelte Technologien genutzt haben, um den Status Quo zu durchbrechen. Dabei hätten sich nicht immer die schnellsten durchgesetzt: So sei beispielsweise Google nicht das erste Suchmaschinen-Start-up auf dem Markt gewesen, aber konnte sich mit einer effizienten und nicht-manipulierbaren Methode innerhalb kürzester Zeit gegen seine Konkurrenz durchsetzen.
„In den nächsten zehn Jahren werden wir mehr solcher disruptiven Innovationen sehen als in den vergangenen 40 Jahren“, sagte Andreas von Bechtolsheim. Die Geschwindigkeit, mit der neue Innovationen entwickelt werden, würde nicht nachlassen. Das sorge für mehr Konkurrenz, das Gewinnen von Risikokapital würde schwerer und insbesondere in den USA seien die Kosten für den Börsengang eines Unternehmens stark gestiegen.
Universitäten sind gutes Umfeld für Start-ups
Insbesondere Universitäten seien exzellente Startpunkte, an denen sich Gründungsteams aus Expert*innen bilden könnten. Die US-amerikanische Elite-Universität Stanford habe in diesem Bereich allerdings viele Vorteile, die mit anderen Standorten weltweit nicht vergleichbar seien: Eine direkte Nachbarschaft zum Silicon Valley mit den größten Tech-Firmen der Welt sowie unmittelbare Nähe zu den größten Risikokapitalinvestor*innen, die gezielt auf Studierende zugehen. Zugleich würden aufgrund der Historie erfolgreicher Ausgründungen häufig Studierende, die ein eigenes Unternehmen gründen möchten, gezielt nach Stanford kommen. Dadurch gäbe es eine Atmosphäre, in der campusweit und jederzeit über „the next big thing“ – die neueste Lösung – nachgedacht werde.
Trotz der vielen Vorteile im Silicon Valley motivierte Andreas von Bechtolsheim auch neue Start-ups in Dortmund und der Region. Die Kosten für Personal und Infrastruktur seien in Europa deutlich niedriger als an der US-amerikanischen Westküste und erleichterten damit den Start. Zugleich ermutigte er, mit innovativen Produkten frühzeitig auch auf Kund*innen in den USA zuzugehen, um ein schnelles Wachstum zu erreichen und von den Vorteilen der amerikanischen Ökonomie zu profitieren. Im Hinblick auf schwierige Zeiten, wie beispielsweise einer drohenden Rezession, betonte er, gerade diese für Gründungen zu nutzen. Denn diese Zeiten brächten auch einige Vorteile mit sich: Die Konkurrenz sei geringer, es seien mehr Talente im Markt verfügbar und es vergehe von der Produktentwicklung bis zum Markteintritt viel Zeit, sodass wieder mit Aufschwung zu rechnen wäre. Der derzeitige Zyklus disruptiver Innovationen sei noch im Anfangsstadium – dies könnten alle gründungswilligen Teams nutzen, um mit ihrer Problemlösungsidee durchzustarten: „Die beste Zeit, um ein neues Unternehmen zu gründen, ist jetzt.“