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Pilotstudie

Wie sich die Corona-Pandemie auf die private Unterstützung für Ältere auswirkt

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Portrait von Judith Kaschowitz © Martina Hengesbach​/​TU Dortmund
Judith Kaschowitz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften und Mitautorin der Studie.

Das Team im Bereich Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften an der Fakultät Sozialwissenschaften der TU Dortmund hat untersucht, wie sich die Corona-Pandemie auf Unterstützungsnetzwerke, Gesundheit und Wohlbefinden bei Personen zwischen 40 und 90 Jahren auswirkt. Anhand einer quantitativen Befragung haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler festgestellt, dass durch die Pandemie die Sorgearbeit erschwert wird. So haben sich insbesondere Ältere und Hochaltrige aus der Unterstützung für andere zurückgezogen. Ausgewählte Ergebnisse der Pilotstudie sind kürzlich in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie veröffentlicht worden.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen zur Eindämmung haben zahlreiche sehr plötzliche Veränderungen in vielen Lebensbereichen mit sich gebracht, etwa die Einschränkung sozialer Kontakte. „Dadurch ist die Gefahr von Vereinsamung und eines allgemein verringerten Wohlbefindens gestiegen“, erklärt Judith Kaschowitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Soziologie alternder Gesellschaften und Mitautorin der Studie.

Sorgearbeit erschwert

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Corona-Pandemie auf Personen mittleren und höheren Alters mehrfach negativ auswirkt. So berichten zahlreiche Befragte von mehr Einsamkeit und einer geringeren Lebenszufriedenheit als vor der Pandemie. Zudem kann ein beachtlicher Teil der Befragten die benötigte Unterstützung für andere, etwa pflegebedürftige Angehörige, nicht mehr leisten oder erhält andersherum benötigte Unterstützung durch andere nicht mehr. Zwischen diesen Befunden besteht ein Zusammenhang: Denn Befragte, die von Betreuungsproblemen mit Angehörigen berichten, geben mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an, einsam zu sein. Frauen sind insgesamt stärker betroffen: Sie berichteten häufiger von Betreuungsschwierigkeiten mit Angehörigen. Bei ihnen wie auch bei Hochaltrigen sank das Wohlbefinden am stärksten.

„Unsere Studie hat deutliche Änderungen in Unterstützungsmustern und beim Wohlbefinden der Befragten gezeigt. Die Pandemie und die Maßnahmen zu ihrer Eindämmung haben die Sorgearbeit für andere deutlich erschwert. Bei zukünftigen Maßnahmen sollte das im Blick behalten und Kontaktbeschränkungen mit Bedacht eingesetzt werden“, resümiert Judith Kaschowitz.

Mehr als 450 Personen befragt

Um herauszufinden, wie sich im Zuge der Pandemie Unterstützungsmuster geändert haben, welche Betreuungsprobleme entstanden sind und welche Auswirkungen dies auf das Wohlbefinden der Personen hat, hatte das Projektteam unter der Leitung von Prof. Martina Brandt zwischen Mai und Juli vergangenen Jahres online und telefonisch eine quantitative Befragung durchgeführt, an der mehr als 450 Personen über 40 Jahren teilgenommen haben. Das Team von Prof. Monika Reichert von der Fakultät Sozialwissenschaften der TU Dortmund hat zusätzlich leitfadengestützte Interviews zu den Folgen der Pandemie für Ältere und den sich daraus ergebenden Unterstützungsbedarfen geführt. Dafür haben sie mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gesundheits- und Altenpolitik in Wissenschaft und Praxis gesprochen.

Die Pilotstudie, die kürzlich in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie veröffentlicht wurde, soll dazu beitragen, He­raus­for­de­rung­en aufzuzeigen, die die Corona-Pandemie ins­be­son­de­re hinsichtlich sozialer Unter­stütz­ung und Gesundheit mit sich bringt. Außerdem sollen offene Fragen sichtbar gema­cht werden, die es in künftigen repräsentativen Studien tiefergehend zu un­ter­su­chen gilt. Hierzu gibt es im Bereich Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften bereits erste Pläne.
 

Weitere Informationen: 

Studie: „Veränderungen von Wohlbefinden und privater Unterstützung für Ältere: ein Blick auf die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie im Frühsommer 2020“, DOI: 10.1007/s00391-021-01870-2
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