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Fakultät für Informatik

Wegweisender SFB endet nach zwölf erfolgreichen Jahren

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Das Team des Sonderforschungsbereich (SFB) 876 „Verfügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung“ © Ursula Dören
Zum Abschluss des SFB 876 kam das Team im Rudolf-Chaudoire-Pavillon zusammen.

Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Sonderforschungsbereich (SFB) 876 „Verfügbarkeit von Information durch Analyse unter Ressourcenbeschränkung“ unter der Leitung von Prof. Katharina Morik von der Fakultät für Informatik läuft nach drei Förderperioden zum Jahresende planmäßig aus. Mit der Zusammenführung der Bereiche Maschinelles Lernen und Eingebettete Systeme hatte der SFB die Trends und Herausforderungen der heutigen Zeit bereits 2011 vorweggenommen und war ein Vorreiter auf seinem Gebiet. Zum Jahresende wird sich auch Prof. Katharina Morik nach 31 Jahren an der TU Dortmund in den Ruhestand verabschieden.

Sehr große Datenmengen, genannt Big Data, fallen heutzutage überall an: im Internet, auf Social Media, in der Verkehrsplanung, bei physikalischen Messungen, medizinischen Untersuchungen und in unzähligen weiteren Bereichen. Die Herausforderung besteht darin, aus diesen großen Datensammlungen und Datenströmen Informationen zu gewinnen, so dass sie zu jeder Zeit an jedem Ort bereitstehen. Dabei sind vielfach nur kleinere Rechner oder Smartphones vorhanden, deren Verarbeitungskapazität begrenzt ist. Auch weitere Ressourcen, beispielsweise die Energieversorgung oder die Konnektivität, können eingeschränkt sein.

Der SFB hat in den vergangenen zwölf Jahren erfolgreich das Maschinelle Lernen erforscht und dabei erstmals auch den Bereich Eingebettete Systeme mit eingebunden. „Heute gibt es keine Konferenz zu Eingebetteten Systemen mehr, die nicht Maschinelles Lernen beinhaltet. Umgekehrt werden zunehmend auch beim Maschinellen Lernen die Ressourcenschonung und der Bezug zur Rechnerarchitektur betrachtet“, sagt Prof. Katharina Morik. Die Fülle der Anwendungen reicht von der Medizin bis zur Astroteilchenphysik: So konnten in der Forschung zu genetischen Konstellationen, die die Überlebenswahrscheinlichkeit für Neuroblastompatient*innen ohne Chemotherapie vorhersagen, entscheidende Fortschritte erzielt werden. Auch im international renommierten Projekt IceCube, das Neutrinos aus dem Kosmos im ewigen Eis aufspürt, können dank eines neuen Verfahrens, das Deep Learning und Probabilistik kombiniert, viel genauer als bisher astronomische Ereignisse beobachtet werden. Dass eine nicht endende Datenflut und ressourcenbeschränkte mobile Systeme wie Smartphones für die heutige Zeit prägend sein würden, war bei den Planungen für den SFB lediglich zu erahnen. Auch Forschungsziele wie eine Reduzierung des Energieverbrauchs haben im Laufe der Zeit immer mehr an Aktualität gewonnen.

Grundlage für neue Großprojekte

Die DFG hat den SFB, der aus 14 Projekten bestand, über drei Perioden gefördert. In einem integrierten Graduiertenkolleg, geleitet von Prof. Wolfgang Rhode, haben während dieser Zeit mehr als 80 Forscher*innen promoviert. Der Sonderforschungsbereich war auch Grundlage für neue Großprojekte: Als eines von fünf bundesweiten Kompetenzzentren für Künstliche Intelligenz fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2018 das „Kompetenzzentrum Maschinelles Lernen Rhein-Ruhr“ (ML2R), das von der TU Dortmund, der Universität Bonn und den Fraunhofer-Instituten für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt Augustin sowie für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund getragen wird. 2022 hat der Bund die Mittel für das Zentrum verstetigt, das nun als „Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz“ firmiert. Auch der vom BMBF geförderte Forschungshub zur 6G-Technologie unter der Leitung von Prof. Christian Wietfeld hat sich unter anderem aus dem SFB entwickelt. Das neue „Research Center Trustworthy Data Science and Security“ der Research Alliance Ruhr, das sich mit der Vertrauenswürdigkeit von intelligenten Systemen in sicherheitskritischen Anwendungen befasst, wird ebenfalls auf den Arbeiten des SFB aufbauen.

„Einen SFB zu leiten, ist wie einen Sack Flöhe zu hüten, und erfordert sehr, sehr viel Planung“, resümiert Prof. Katharina Morik, die den SFB initiiert und während der gesamten Laufzeit geleitet hat. „Aber die Arbeit hat sich mehr als gelohnt: Wir konnten in den vergangenen zwölf Jahren zahlreiche Forschungserfolge feiern und ich möchte allen Beteiligten für ihren Einsatz und ihre Leistungen danken.“

Eine Pionierin

Prof. Katharina Morik gilt als Pionierin des Maschinellen Lernens (ML), die bereits zu Künstlicher Intelligenz (KI) forschte, bevor dieser Begriff seine heutige Verbreitung fand. Katharina Morik ist seit 1991 Professorin an der TU Dortmund, wo sie an der Fakultät für Informatik den Bereich Künstliche Intelligenz aufbaute. Sie organisierte regelmäßige Summer Schools, initiierte zahlreiche Forschungsprojekte und internationale Kooperationen. Ab 2018 leitete sie gemeinsam mit Prof. Stefan Wrobel von der Universität Bonn das ML2R/Lamarr-Institut. Prof. Morik ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und der deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Zum Jahresende verabschiedet sie sich in den Ruhestand.