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Stärkung der Gesellschaftswissenschaften

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Ein großes weißes Schild mit dem TU-Logo und dem Schriftzug "Herzlich Willkommen an der TU Dortmund" steht auf einer Wiese mit Bäumen im Hintergrund. © Jürgen Huhn​/​TU Dortmund
Die Erziehungs-, Bildungs- und Sozialwissenschaften sollen gestärkt werden.

Die Hochschulleitung der TU Dortmund hat einen Prozess angestoßen, um die Erziehungs-, Bildungs- und Sozialwissenschaften an der Universität zu stärken. Es geht um die Idee, bis zu zwölf Professuren in einer eigenständigen Fakultät Sozialwissenschaften zu bündeln. Infolge dieser Neugründung würde zugleich das Profil von Fakultät 12 im Bereich Erziehungs- und Bildungswissenschaft geschärft werden. Ziel dieser Initiative ist es, die Binnenkooperation und die externe Sichtbarkeit dieser gesellschaftswissenschaftlichen Bereiche zu erhöhen. Die Hochschulgremien werden im Verlauf des Wintersemesters zu diesem Vorschlag angehört. Für Beschäftigte und Studierende ändert sich nichts.

Teil 1

Fakultät Sozialwissenschaften

Es geht um acht soziologische bzw. sozialwissenschaftliche Professuren der Fakultät 12 (ISO, IDIF), um eine bestehende Professur an der Sozialforschungsstelle (sfs) sowie um eine Professur für Techniksoziologie in der Fakultät Wirtschaftswissenschaften. Die neue Fakultät Sozialwissenschaften könnte zwei zusätzliche Professuren erhalten. Kooptationen aus zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem zhb wären möglich.   

Im Hochschulentwicklungsplan 2018-2022 ist bereits festgehalten, dass „die wachsende Stärke der Soziologie und der Sozialwissenschaften … neue Strukturen“ erfordert. Dieser Passus ist Ergebnis des „Round Table Soziologie“, der als bottom-up-Prozess über die Zusammenarbeit der Sozialwissenschaften an der TU Dortmund beraten hat. So ist die Fakultätsgründung der nächste logische Schritt in einer historischen Entwicklung, die die Sozialwissenschaften an der TU Dortmund immer weiter vergrößert hat: Nach Gründung der Universität vor 50 Jahren wurde zunächst die Abteilung für „Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ aufgebaut. Im Jahr 1980 gewann die Universität durch die Integration der PH Ruhr sozialwissenschaftliche Institute hinzu, die den neuen Abteilungen 12 und 14 zugeordnet wurden. Die Institute wurden 2001 in Fakultät 12 zusammengeführt. Zum Jahreswechsel 2006/07 wurde das Landesinstitut „Sozialforschungsstelle in die TU Dortmund integriert und erhielt den Status einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung. Die Drittmittel, die die TU Dortmund im Bereich Sozialwissenschaften einwirbt, weisen für die vergangenen fünf Jahre eine wachsende Tendenz auf. Diese Entwicklung nimmt das Rektorat zum Anlass, die Hochschulgremien zur Gründung einer eigenständigen Fakultät Sozialwissenschaften anzuhören.

An der TU Dortmund sind die Sozialwissenschaften stark vertreten. Allerdings sind sie aus historischen Gründen derzeit in verschiedenen Organisationseinheiten angesiedelt: unter anderem in Fakultät 12 (Erziehungswissenschaft, Soziologie und Psychologie), Fakultät 11 (vormals Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, jetzt Wirtschaftswissenschaften) und der Sozialforschungsstelle. Diese Bereiche stellen 10 sozialwissenschaftliche Professuren und erzielen damit eine ausreichend kritische Größe, um einen eigenständige Fakultät zu bilden. Das Rektorat würde die neue Fakultät zudem mit zwei zusätzlichen Professuren ausstatten.

Durch eine eigenständige Fakultät würden die Sozialwissenschaften der TU Dortmund intern wie extern an Sichtbarkeit gewinnen. Die Kooperation in Forschung und Lehre würde durch die gemeinsame Organisationsstruktur gestärkt werden. Bei Berufungen kann so zudem eine gemeinsame Strategie erarbeitet werden. Die Bündelung würde zugleich unterstreichen, dass die Sozialwissenschaften an der TU Dortmund über genügend kritische Masse verfügen, um einen neuen Fachstudiengang Soziologie anzubieten. Dadurch könnten die Arbeitsgruppen auch leichter selbst wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden – ein schon lang gehegter Wunsch an der TU Dortmund.

Die Forschungsstärke der Soziologie würde durch eine eigenständige Fakultät sichtbarer werden. Die Schwerpunkte der soziologischen Forschung liegen aktuell auf wichtigen zukunftsgerichteten Fragen wie soziale Innovationen und soziologische Aspekte der Digitalisierung (sfs und Fakultät 11) sowie Demographie / Alternde Gesellschaft (Fakultät 12). Diese Forschungsfelder ergänzen einander sehr gut, da trotz der komplementären Ausrichtung Querbezüge möglich sind. Abgerundet würde das Profil durch das Institut für die Didaktik integrativer Fächer (IDIF), das sich mit dem Zusammenspiel unterschiedlicher Fachperspektiven in den integrativen Disziplinen Sozialwissenschaften, Sachunterricht und Geographie befasst.

Teil 2

Fakultät 12 (Erziehungswissenschaft, Soziologie und Psychologie)

Fakultät 12 umfasst neben den sozialwissenschaftlichen Instituten derzeit fünf Institute im Bereich Erziehungswissenschaft, Bildungswissenschaft und Psychologie (IADS, IAEB, IFS, ISEP, IFP). Die insgesamt 18 Professuren dieser Bereiche würden in der Fakultät verbleiben.

Das Profil von Fakultät 12 ist durch stetigen Wandel gekennzeichnet: So wurden im Jahr 1980 fünf Institute der PH Ruhr als Fachbereich 12 unter dem Namen „Erziehungswissenschaft und Biologie“ in die damalige Universität Dortmund integriert. Nach Ausgliederung der Biologiedidaktik in Fakultät 3 und Eingliederung der Soziologie aus Fakultät 14 hieß Fakultät 12 ab 2001 „Erziehungswissenschaft und Soziologie“. Im Jahr 2012 nahm sie den damals weitgehend verwaisten Bereich Psychologie aus Fakultät 14 auf und änderte ihren Namen in „Erziehungswissenschaft, Soziologie und Psychologie“. Es war richtig, keine weiteren organisatorischen Maßnahmen in der Fakultät zu initiieren, als es ab 2013 galt, den doppelten Abiturjahrgang zu bewältigen. Da diese Herausforderung aber inzwischen gemeistert ist, gibt es aktuell kein Hindernis, um über eine Reorganisation zur Profilschärfung nachzudenken.

Fakultät 12 ist mit aktuell 26 Professuren die mit Abstand größte Fakultät der TU Dortmund. Durch die Ausgliederung der Soziologie würde die Fakultät ihr Profil schärfen und einen Schwerpunkt auf Erziehungswissenschaft, Bildungsforschung und Psychologie legen. Die fachliche Heterogenität in der Fakultät würde abnehmen. Mit 18 Professuren würde die Fakultät zudem die Durchschnittsgröße einer Fakultät der TU Dortmund erreichen. Sie hätte dadurch eine ideale Größe, um die Binnenkooperation zu intensivieren, ihre Strategie zu fokussieren und an Flexibilität und Handlungsfähigkeit zu gewinnen. Die Fakultät kann darüber entscheiden, inwiefern ihr geschärftes Profil in ihrem Namen sichtbar werden soll. Schließlich sind neue Namen denkbar, die über die bloße Streichung des bisherigen Namenbestandteils Soziologie hinausgehen.

Die Erziehungswissenschaft an der TU Dortmund  ist traditionell eine forschungsstarke Disziplin. Die Fakultät 12 leistet heute schon einen wesentlichen Beitrag zum Profilbereich „Bildung, Schule und Inklusion“ der TU Dortmund. Die Stärke der Erziehungswissenschaft wird regelmäßig bestätigt durch Platzierungen unter den Top10 in den Fachrankings von THE und QS. Im DFG-Förderatlas belegt das Fachgebiet Platz 9 deutschlandweit. Diese Erfolge werden zum einen durch die empirische Bildungsforschung getragen. Hier erreicht insbesondere das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) durch internationale Schulleistungsstudien hohe externe Sichtbarkeit. Zum anderen ist die Jugend- und Kindheitsforschung in Dortmund stark vertreten. Dafür steht vor allem der Forschungsverbund der TU Dortmund mit dem Deutschen Jugendforschungsinstitut (DJI).

Die Profilschärfung der Fakultät 12 zielt darauf, die nationale und internationale Sichtbarkeit weiter zu erhöhen. Dies könnte insbesondere beim anstehenden Generationenwechsel in diesen Bereichen Rückenwind geben.

Teil 3

Übrige Universität

Die Fakultät Wirtschaftswissenschaften ist von der Neugründung in ihrem Profil nicht berührt. Sie hatte bereits in einem internen Strategieprozess für ihren Fakultätsentwicklungsplan (FEP) 2018-2022 beschlossen, ihr Profil zu schärfen und auf die zwei sozialwissenschaftlichen Professuren künftig zu verzichten. So heißt es im FEP: „Hochrangige Forschung mit daraus erwachsener Sichtbarkeit und Unverwechselbarkeit werden durch eine thematische Schwerpunktsetzung begünstigt. In diesem Bewusstsein hat sich die Fakultät für eine wirtschaftswissenschaftliche Fokussierungsstrategie entschieden.“ Damit einher ging auch eine Umbenennung: Aus „Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät“ wurde schon 2017 „Fakultät Wirtschaftswissenschaften“.

Auch in der Fakultät Raumplanung sind sozialwissenschaftlich ausgerichtete Professuren angesiedelt, die in der Vergangenheit ebenfalls zum „Round Table Soziologie“ eingeladen waren. Bei diesem Beteiligungsprozess war vernehmbar, dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb der Fakultät fortgesetzt werden soll. Der Fakultätsentwicklungsplan nimmt darauf Bezug: „Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät Raumplanung vertreten einen interdisziplinären Ansatz, der sich in der Vergangenheit bewährt hat…“.

Am Zentrum für HochschulBildung (zhb) der TU Dortmund sind drei Professuren angesiedelt, die an verschiedenen Fakultäten kooptiert sind. Die Professuren, die bisher an Fakultät 12 kooptiert sind, können selbst entscheiden, wo sie zukünftig kooptiert sein möchten.

Für die gesamte Universität würde weiterhin das bewährte Modell der bedarfsorientierten Budgetierung gelten, nach der Fakultäten und zentrale wissenschaftliche Einrichtungen schon jetzt ein verlässliches Budget erhalten. Für die übrigen Fakultäten würde sich deshalb nichts ändern.

Teil 4

Fakultätsgründung

Das Rektorat hat den Prozess zur Gründung einer Fakultät Sozialwissenschaften zunächst angestoßen. Senat und Hochschulrat waren schon im Vorfeld durch den Hochschulentwicklungsplan mit derlei Überlegungen vertraut. Die betroffenen Bereiche hatten sich bereits im Zuge des „Round Table Soziologie“ eingebracht. In den kommenden Monaten wird das Rektorat  nun alle zu beteiligenden Gremien zu den konkretisierten Überlegungen anhören und auf dieser Basis einen Beschluss vorbereiten. Es wird angestrebt, den Prozess innerhalb des Wintersemesters durchzuführen. 

An den bestehenden Angeboten in Studium und Lehre soll sich nichts ändern. Zusätzliche Angebote werden hingegen möglich: So würde sich durch die Bündelung der Sozialwissenschaften die Chance bieten, einen Fachstudiengang Soziologie einzurichten. An der Struktur der Fachschaften ändert sich nichts.

Die betroffenen Professorinnen und Professoren würden mitsamt ihren Teams der neuen Organisationseinheit zugeordnet werden. An bestehenden Dienst- oder Arbeitsverträgen ändert sich dadurch nichts.

Die neue Fakultät Sozialwissenschaften würde sich selbst eine Fakultätsordnung geben und selbst über ihre organisatorische Binnenstruktur sowie einen spezifischen Fakultätsentwicklungsplan beschließen.