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Schlüsselqualifikation Lesen

PISA-Studie: Grundschulen legen die Basis

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Ein Junge und ein Mädchen sitzen vor einer Tafel und bearbeiten Arbeitsblätter © Wavebreakmedia​/​Shotshop.com
Hinsichtlich Geschlecht und Schulform zeigt die PISA-Studie Unterschiede: So lesen Mädchen lieber als Jungen und auch Gymnasiastinnen und Gymnasiasten greifen häufiger zum Buch als Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen.

Lesen ist eine der grundlegenden Schlüsselqualifikationen. Daher stellt die Lesekompetenz in der aktuellen PISA-Studie, wie bereits in den Jahren 2000 und 2009, den Schwerpunkt der Untersuchung dar. Prof. Nele McElvany, Geschäftsführende Direktorin am Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund, ordnet die Ergebnisse in einen bildungswissenschaftlichen Kontext ein.

Lesen ist wichtig für die gesellschaftliche Teilhabe. Schließlich kommt man überall, ob in der Schule, im Beruf oder in der Freizeit mit dem geschriebenen Wort in Kontakt. Wer nicht über eine ausreichende Lesekompetenz verfügt, bleibt zurück, sowohl in der Schule als auch im Beruf. Dabei umfasst die Lesekompetenz neben dem reinen Textverständnis auch die Bewertung und Reflektion eines Textes sowie die Auseinandersetzung mit selbigem. Wie können also Schulen über alle Klassen hinweg die Lesekompetenz ihrer Schülerinnen und Schüler steigern? „Hier ist es wichtig, nicht nur auf die Lesekompetenz zu achten, sondern auch auf angrenzende Gebiete, wie die Lesemotivation, das Leseverhalten und das Wissen um bestimmte Lesestrategien“, erläutert Bildungsforscherin Nele McElvany vom Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund, die an vielen For­schungs­pro­jekten zum Thema Lesen arbeitet.

Von Bücherwürmern und Lesemuffeln

Die PISA-Studie zeigt: Schülerinnen und Schüler in Deutschland weisen im Vergleich zum OECD-Durchschnitt eine geringere Lesemotivation auf. Wenn sie lesen, dann weniger zum Zeitvertreib, sondern vielmehr, um Informationen zu finden. Doch es gibt Unterschiede, sowohl hinsichtlich Geschlecht als auch hinsichtlich der Schulform: So lesen Mädchen lieber als Jungen und auch Gymnasiastinnen und Gymnasiasten greifen häufiger zum Buch als Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen. Andere Studien zeigen zudem, dass Kinder, die bereits im Grundschulalter zum regelmäßigen Lesen motiviert werden konnten, diese Bereitschaft mit einer größeren Wahrscheinlichkeit auch noch als Jugendliche haben. Laut Nele McElvany von der TU Dortmund könne lesen (und auch vorlesen, wenn die Kinder noch klein sind) zu einer Verbesserung der Schulnoten beitragen.

Grundschulen legen die Basis

„Wer im PISA-Alter gute Leseleistungen bei unseren Schülerinnen und Schülern sehen will, der muss auch auf den Unterricht in den Grundschulen schauen“, betont die Bildungsforscherin. In den Grundschulen wird das Lesen gelernt, bevor es dann in den weiterführenden Schulen zum Lernen genutzt werden kann. In den ersten Schuljahren muss systematisch daran gearbeitet werden, dass die Leseprozesse bei den Kindern automatisiert werden, damit sie ihre Aufmerksamkeit dann auf die Inhalte richten können und nicht auf das mühsame Entziffern von Buchstaben und Wörtern. Ohne ausreichende Übungszeit im und außerhalb des Unterrichts geht das nicht. Die IGLU-Studie 2021 wird zeigen, wie gut diese Grundlagen aktuell im deutschen Bildungssystem gelegt werden.

Porträtfoto von Nele McElvany © Meike Kenn
Prof. McElvany ist geschäftsführende Direktorin am Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund.

Lesen und das Digitale Zeitalter

Ein wichtiger Aspekt der aktuellen PISA-Erhebung stellt zudem die Nutzung der digitalen Medien dar, die die Lesepraxis verändert haben und noch verändern. Insgesamt nutzen nahezu alle Jugendlichen (rund 96 Prozent) mindestens mehrmals wöchentlich Chats und lesen Nachrichten online. Um Kinder von einem frühen Zeitpunkt an digital fit zu machen, werden daher bereits Grundschulen dafür sensibilisiert, Tablets & Co zu nutzen. Digitale Medien können dabei als gezielte Förderinstrumente genutzt werden– oder auch als eine willkommene Abwechslung im Unterricht, die die Lesemotivation beispielsweise bei Jungen steigern kann.

Über das  Institut für Schulentwicklungsforschung

Das interdisziplinäre Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund ist als Forschungseinrichtung an der Schnittstelle von Wissenschaft, schulischer Praxis und Politik angesiedelt. Die durch vier Professuren und rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalteten Forschungsbereiche des Instituts arbeiten zu aktuellen Themen im Bereich der Empirischen Bildungsforschung mit dem Ziel, schulische Lern- und Entwicklungsprozesse, Schulentwicklung und Bildungsergebnisse im Kontext ihrer individuellen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu erfassen, zu erklären und zu optimieren. Das IFS trägt mit seiner Arbeit wesentlich den Profilbereich Bildung, Schule und Inklusion der TU Dortmund mit.

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