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Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

Drei Fragen an Dr. Carsten Bender zur Barrierefreiheit an der TU Dortmund

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Ein Mann sitzt an einem Tisch neben einer Pflanze und lächelt in die Kamera © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Dr. Carsten Bender erklärt, in welchen Bereichen die TU Dortmund bereits barrierefrei ist und wo er noch Entwicklungspotenzial sieht.

Dr. Carsten Bender leitet seit dem 1. Januar 2019 den Bereich Behinderung und Studium (DoBuS) am Zentrum für HochschulBildung der TU Dortmund. DoBuS arbeitet daran, chancengleiche Studienbedingungen für behinderte und chronisch kranke Studierende zu schaffen – in dem Bereich ist die TU Dortmund bereits bundesweit führend. Zum internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember benennt Carsten Bender weitere Entwicklungspotenziale.

Dr. Bender, sind mit dem neuen Aufzug an der Mensabrücke und der Rampe für Rollstuhlfahrer am Parkplatz der Otto-Hahn-Straße die baulichen Maßnahmen für eine barrierefreie TU Dortmund abgeschlossen?

Nein, zum Beispiel muss der Bereich der Bushaltestelle unter der Mensabrücke noch umgebaut werden, damit für alle ein barrierefreier und gefahrloser Zugang zum Campus gewährleistet ist. Aber insgesamt haben wir hinsichtlich der baulichen Barrierefreiheit an der TU Dortmund eine recht gute Situation – nicht zuletzt, weil das Bau- und Facilitymanagement diesbezüglich eine ausgezeichnete Arbeit leistet.

Neben architektonischer Barrierefreiheit müssen aber auch Hürden in Forschung und Lehre beseitigt werden. Wo sehen Sie in diesem Bereich noch Handlungsbedarf?

Barrierefreiheit betrifft ja nicht nur die bauliche Infrastruktur, sondern vieles mehr. Ein großes Thema ist die Digitalisierung an der Hochschule. Hier gilt es, Potenziale für Studierende mit Behinderung bestmöglich zu nutzen und zugleich den Aufbau neuer Barrieren zu verhindern. Zum Beispiel können E-Learning-Angebote wegen ihrer räumlichen und zeitlichen Flexibilität chronisch kranken Studierenden sehr entgegenkommen. Zudem  bieten sie, wenn sie barrierefrei gestaltet sind, auch für Studierende mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung viele Chancen. Im kommenden Jahr wird DoBuS die Beratung in dem Bereich ausbauen und nicht nur Studierende, sondern auch Kolleginnen und Kollegen aus Forschung und Lehre sowie Technik und Verwaltung zu diesem Thema beraten und schulen.

Die TU Dortmund gilt hinsichtlich des Themas Behinderung und Studium als bundesweit führend. Wo liegt dennoch Entwicklungspotenzial?

Aus der BeSt-2-Studie wissen wir, dass bei etwa 96 Prozent der Studierenden, die aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigung Probleme im Studium haben, diese Beeinträchtigung für Außenstehende nicht sichtbar ist. In unserer Beratung wird deutlich, dass diese Studierenden sehr häufig zögern, studienbezogene Probleme in Zusammenhang mit Depressionen, Angststörungen, Krebserkrankungen oder Lese- und Rechtschreibstörung im Kontakt mit Lehrenden und Studierenden offenzulegen – unter anderem aus Sorge, Stigmatisierung oder Diskriminierung zu erleben. Im Sinne des international anerkannten Behinderungsverständnis der Weltgesundheitsorganisation WHO sprechen wir hier von einstellungsbezogenen Barrieren. Hier sollten sich jeder einzelne und die TU Dortmund insgesamt hinterfragen, wie diese Barrieren im Kopf abgebaut werden können.

 

Zur Person

Dr. Carsten Bender (geb. 1979) hat an der TU Dortmund Sonderpädagogik auf Lehramt studiert. Für seine wahrnehmungs- und lebensweltanalytische Studie zur Situation von Menschen mit alterskorrelierten Sehverlusten hat er 2017 den Dissertationspreis der TU Dortmund erhalten. Bevor er 2019 bei DoBuS die Bereichsleitung übernahm, war er in Forschung und Lehre sowohl an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften als auch am Institut für Soziologie tätig. Kennzeichnend für seine Arbeit ist unter anderem die reflektierte Nutzung eigener Beeinträchtigungs- und Behinderungserfahrung.

 

Weitere Informationen

Bereich Behinderung und Studium (DoBuS)