Tommy – Vom Förderschüler zum Lehramtsstudenten und Stipendiaten

Tommy Köhler machte sein Abitur am Wirtschaftsgymnasium des Berufskollegs Märkischer Kreis in Iserlohn. Heute studiert er an der TU Dortmund Sozialwissenschaften und Germanistik auf Lehramt, ist Stipendiat der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und engagiert sich als TU‑Guide sowie als Talentpate im NRW‑Talentscouting. Den ersten Impuls gab Talentscout Eric Tilly (FH Dortmund), den Tommy bei den Dortmunder Hochschultagen kennenlernte. Über Peer‑Koordinatorin Emily Weidle kam er anschließend ins TU Guide‑Team. Im Interview spricht Tommy darüber, wie er den Sprung vom Förderschüler an die Universität geschafft hat, was Stipendien wirklich auszeichnet und warum ehrenamtliches Engagement für ihn zum Studium dazugehört.
Wie bist du überhaupt auf das Talentscouting gestoßen?
Das war reiner Zufall. Bei den Dortmunder Hochschultagen 2024 gab es einen Workshop über Stipendien. Dort habe ich Eric Tilly kennengelernt, ihm meine Situation geschildert – Erstakademiker, niemand in der Familie studiert – und gefragt, ob er mich unterstützen kann. Er sagte sofort „klar“ – und so war ich im Programm.
Über welche Themen hast du mit Eric am häufigsten gesprochen?
Anfangs ging es um die Studienfachwahl. Ich wollte auf jeden Fall Lehramt studieren, war mir aber unsicher, mit welchen Fächern. Eric hat selbst Lehramt gemacht und konnte viel Erfahrung teilen. Danach lag der Fokus fast nur noch auf Stipendien: Welche Stiftung passt, wie schreibt man die Bewerbung, wie bereitet man sich aufs Auswahlgespräch vor?
Du bist schließlich in das Studienkolleg der Stiftung der Deutschen Wirtschaft aufgenommen worden. Wie hat sich dein Bild von Stipendien verändert?
Früher dachte ich: Stipendien sind nur für Genies mit lauter Einsen oder für Leute mit einflussreichen Eltern. Eric hat mir erklärt, dass im Ruhrgebiet eine richtig breite Stipendienkultur existiert und eher Engagement, Verantwortung und Zielstrebigkeit zählen. Heute weiß ich: Stipendien wollen gerade diejenigen fördern, die Hürden überwinden und etwas bewegen wollen.
Gab es auf deinem Weg ans Lehramt Zweifel – und wie gehst du damit um?
Die gibt es immer wieder. Im Studium lernst du auch Dinge, von denen du ahnst, dass du sie später kaum brauchst, und andere wichtige Inhalte kommen (noch) nicht vor. Dann sage ich mir: Der Abschluss ist Mittel zum Zweck. Ich brauche ihn, um Lehrer zu werden – also ziehe ich das durch.
Was machst du als TU‑Guide?
Ich begleite Schüler*innen bei ihrer Studienorientierung, zeige ihnen den Campus und beantworte Fragen zu Fächern oder Uni‑Alltag. Gerade jetzt helfe ich einer Schülerin, die sich für Angewandte Sprachwissenschaft interessiert – meine Eindrücke aus dem ersten Semester Germanistik sind da noch ganz frisch.
Und worin unterscheidet sich deine Rolle als Talentpate?
Als Talentpate bin ich Multiplikator für das Talentscouting: Ich kann Erstakademiker*innen oder potenzielle Stipendiat*innen in meinem Umfeld an Scouts vermitteln, Bewerbungen gegenlesen und allgemein Mut machen. Bei den TU-Guides liegt der Fokus auf meinen Studienerfahrungen an der TU Dortmund.
Welchen Rat gibst du Jugendlichen, die noch zögern, ob ein Studium das Richtige ist?
Probiert es aus! Das Schlimmste ist später zu bereuen, es nie gewagt zu haben. Ein Fachwechsel oder sogar ein Abbruch ist längst kein Drama mehr. Man ist jung, hat Spielraum – und wer seinen Traum gar nicht erst versucht, schleppt das vielleicht ein Leben lang mit sich herum.
Du engagierst dich nebenbei ehrenamtlich. Warum ist dir das wichtig?
Ob TU‑Guide, Talentpate oder Projekte in meiner Heimatstadt – Ehrenamt gibt mir das Gefühl, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben. Außerdem lernt man dabei Menschen kennen, die man sonst nie treffen würde. Ich finde, das macht das Studium erst richtig rund.