Weiterer englischsprachiger Masterstudiengang startet
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Biopharmazeutika sind Arzneimittel auf der Basis von Proteinen oder Nukleinsäuren. Hierbei handelt es sich um große und komplexe Moleküle, deren Herstellung vor allem biotechnologisch erfolgt. Eingesetzt werden sie als therapeutische Antikörper beispielweise bei der Behandlung von Krebs- oder Autoimmunerkrankungen. Auch in den neu entwickelten Impfstoffen gegen Covid-19 werden Nukleinsäuren verwendet. Seit den 1980er-Jahren, als mit Insulin das erste Biopharmazeutikum auf den Markt kam, gewinnt dieser Bereich stark an Bedeutung: Mittlerweile handelt es sich bei rund 50 Prozent aller Arzneimittel um Biopharmazeutika; unter den sogenannten Blockbustern – also den am Markt besonders erfolgreichen Medikamenten – liegt ihr Anteil sogar bereits bei 80 bis 90 Prozent.
Eine besondere Herausforderung ist bei Biopharmazeutika die Darreichungsform, denn die übliche Einnahme in Form von Tabletten funktioniert bei diesen Arzneimitteln unter anderem deshalb nicht, weil der Körper die Wirkstoffe im Magen-Darm-Trakt zerstört. Sie werden stattdessen in der Regel als Injektion oder Infusion verabreicht. Bei einigen Biopharmazeutika ist besonders viel Flüssigkeit notwendig, um den Wirkstoff zu lösen, was die Verabreichung erschwert.
Fachliche Expertise kombiniert mit IT-Kompetenz
Pharmaingenieur*innen beschäftigten sich bislang vor allem damit, Prozess- und Produktdaten zu gewinnen und auszuwerten, um die Formulierung und Produktion von Wirkstoffen zu optimieren. Doch infolge der Digitalisierung hat sich der Bereich in den vergangenen Jahren tiefgreifend gewandelt: Produktionsanlagen sind zunehmend vernetzt und automatisiert, Fertigungsprozesse werden durch Algorithmen optimiert, um die Produktion flexibler zu gestalten. Zudem werden neue digitale Ansätze zur Überwachung von Lieferketten und zur Qualitätssicherung von Arzneimitteln entwickelt. Auch die personalisierte Medizin mit maßgeschneiderten Geweben und Organen sowie die Herstellung von Medizinprodukten per 3D-Druck gewinnen an Bedeutung.
Diese Entwicklungen machen eine zusätzliche IT-Spezialisierung von Pharmaingenieur*innen erforderlich, die die Fakultät BCI mit ihrem neuen internationalen Masterstudiengang „Biopharmaceutical Engineering“ abdecken möchte. So werden die Studierenden beispielsweise auch mit „Digitalen Zwillingen“ arbeiten. Dabei handelt es sich um virtuelle Abbildungen physischer Objekte, die sich unter anderem zur Fernsteuerung eines realen Zwillings in einem Labor nutzen lassen. Prof. Markus Nett, Prodekan Studium der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen, sagt: „Die Absolvent*innen unseres neuen englischsprachigen Masters werden ingenieurwissenschaftliches und biotechnologisches Fachwissen mit umfassenden IT-Kenntnissen vereinen – das ist ein deutschlandweit einzigartiges Angebot.“ Vergleichbare Studiengänge gibt es aktuell nur in den USA sowie im Vereinigten Königreich und in Irland – wo jeweils hohe Studiengebühren anfallen. Damit ist der neue TU-Studiengang insbesondere auch für internationale Studierende ein interessantes Angebot. „Die Veranstaltungen im ersten Semester bieten wir allesamt hybrid an. Das bedeutet, dass auch internationale Studierende, die wegen Visaangelegenheiten noch nicht vor Ort in Dortmund sind, ihr Studium bereits aufnehmen können“, erklärt Prof. Markus Nett.
Im ersten Semester werden vor allem die Grundlagen vermittelt, um den Wissensstand der Studierenden anzugleichen. Im zweiten und dritten Semester werden in vier Pflichtmodulen fachspezifische Qualifikationen und Kompetenzen vermittelt: Die beiden für den neuen Studiengang spezifischen Module „Biopharmaceutical Engineering“ und „Process Analytical Technology“ adressieren die Herstellung von Biopharmazeutika sowie die Techniken zur Qualitätssicherung dieser und anderer Produkte der pharmazeutischen Industrie. Die beiden Pflichtmodule „Conceptual Design“ und „Group Project“ finden sich auch in anderen Masterstudiengängen der BCI. Hier werden die Kenntnisse vermittelt, die für die Auslegung eines Produktionsprozesses und die Anlagenplanung erforderlich sind. Zusätzlich können in zwei Wahlpflicht- und verschiedenen Vertiefungsmodulen weitere Qualifikationen entsprechend der eigenen Interessen erworben werden. Im vierten Semester wird dann die Masterarbeit angefertigt.
Vielfältige Karrierechancen
Die Zulassung zu dem viersemestrigen Masterstudiengang wird jeweils zum Wintersemester erfolgen. Bewerben können sich alle Studierenden, die ihr Bachelorstudium in Bioingenieurwesen, Chemieingenieurwesen, Umwelttechnik oder einer verwandten Disziplin abgeschlossen haben. „Biopharmazeutika gehören zu den wichtigsten Wachstumsfeldern in der pharmazeutischen Industrie. Mit ihrem besonderen Profil – einer Kombination aus Ingenieursfähigkeiten, biotechnologischem Wissen und IT-Kenntnissen – haben unsere Absolvent*innen beste Berufsaussichten“, sagt Prof. Markus Nett. Neben der Pharmabranche ergeben sich auch in der chemischen Industrie sowie in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie vielfältige Karrieremöglichkeiten. Ein weiteres Berufsfeld sind Behörden, die für die Genehmigung und Überwachung von Anlagen und Verfahren zuständig sind.
Studierende mit einem Bachelorabschluss aus Deutschland können sich über das Campusportal bewerben. Internationale Studierende mit EU-Staatsbürgerschaft oder Studierende, die ihren Bachelor in einem EU-Mitgliedsstaat erworben haben, reichen ihre Bewerbung beim Referat Internationales ein. Bewerbungen von Studierenden mit Nicht-EU-Staatsangehörigkeit und einem Bachelorabschluss aus einem Nicht-EU-Staat müssen über uni-assist, die Servicestelle für internationale Studienbewerbungen, erfolgen. Bewerbungsfrist ist der 15. Juli.
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