Drei Fragen an JProf. Matthias Kortmann zum Ergebnis der US-Wahl
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Donald Trump wird aller Voraussicht nach der 47. US-Präsident. Was bedeutet das für die USA und die Welt?
In den USA wird sich damit die Polarisierung in der Gesellschaft weiter fortsetzen. Unklar ist, welche der angekündigten und radikal erscheinenden Maßnahmen wie beispielsweise die Abschiebung von Millionen Immigrant*innen Trump tatsächlich umsetzen wird. Es ist davon auszugehen, dass der Druck auf die demokratischen Institutionen der USA wächst, da Trump wohl versuchen wird, das US-amerikanische Verfassungsprinzip der Checks and Balances zu schwächen, das auf den Ausgleich unterschiedlicher Interessen abzielt. Auch wird er Bemühungen in Sachen Klimaschutz zurückfahren. Für Europa steigt die Notwendigkeit, sich in Bezug auf die eigene Sicherheit selbst stärker – auch militärisch – aufzustellen; nicht zuletzt deshalb, weil die USA ihre militärische Unterstützung für die Ukraine reduzieren und sich Russland wieder annähern werden. Mit China sind verstärkte Handelskonflikte zu erwarten.
Warum war die Entscheidung zwischen Donald Trump und Kamala Harris letztlich doch weniger eng als erwartet?
Der eindeutiger erscheinende Sieg liegt sicher am Wahlsystem: Beim Popular Vote, also der Gesamtheit der von den Wähler*innen abgegebenen Stimmen, ist es in der Tat so knapp wie in den Umfragen vorausgesagt. Entscheidend ist, dass Trump in den Swing States durchgehend gewinnen konnte. In den allermeisten US-Bundesstaaten vereint der Sieger selbst bei knappem Vorsprung gemäß dem Motto „winner takes all“ alle Wahlleute auf sich. Diese stellen zusammen das Electoral College, das am Ende den Präsidenten oder die Präsidentin wählt. So konnte Trump selbst mit relativ wenigen Stimmen Vorsprung eine deutliche Mehrheit im Electoral College erringen.

Welche Rolle spielt Religion bzw. die religiöse Rechte in den USA und welchen Einfluss hat sie auf das Wahlverhalten?
Für viele Wähler*innen von Trump spielt Religion eine große Rolle. Er erzielt bei religiösen Wähler*innen hohe Zustimmungswerte. Auch viele der Hispanics, klassischerweise eigentlich Wähler*innen der Demokraten, sind eher katholisch-konservativ und können mit Trumps Politik etwa bezüglich des Themas Abtreibung mehr anfangen als mit der Position von Harris, die im Wahlkampf stark auf ‚pro-choice‘ gesetzt hat. Am Ende waren aber die Themen Wirtschaft und Immigration entscheidend, die die Wähler*innen als besonders wichtig erachtet haben und bei denen Trump höhere Kompetenzwerte erzielen konnte.
Veranstaltungshinweis: Am Tag der offenen Tür der TU Dortmund am 9. November halten JProf. Matthias Kortmann und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen vom Institut für Philosophie und Politikwissenschaft einen Vortrag zum Thema „US-Wahlen 2024: Politikwissenschaftlich eingeordnet & diskutiert“. Die Veranstaltung findet von 11.30 Uhr bis 13 Uhr im Raum 2.242 in der Emil-Figge-Straße 50 (EF50) statt.
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