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Vortragsreihe „Initialzündung“

Nobelpreisträger zu Gast an der TU Dortmund

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Ein Mann im Anzug steht an einem Rednerpult und hält einen Vortrag. © Roland Baege​/​TU Dortmund
Prof. Erwin Neher hielt am 26. April einen Vortrag im Rahmen der Reihe „Inititalzündung“ an der TU Dortmund.

Nach langer Coronapause konnte die Veranstaltungsreihe „Initialzündung“ der TU Dortmund endlich wieder fortgesetzt werden: Am 26. April berichtete Nobelpreisträger Prof. Erwin Neher vor hunderten Zuhörer*innen im Audimax, wie er vor über vierzig Jahren Ionenkanäle in Zellen nachweisen konnte und welche Bedeutung diese heutzutage für die Medizin haben.

TU-Rektor Manfred Bayer begrüßte den 78-jährigen Ehrengast aus Göttingen, der 1991 zusammen mit seinem Kollegen Bert Sakmann den Nobelpreis für Medizin erhalten hatte. Die beiden Wissenschaftler hatten Ende der 1970er-Jahre eine Methodik entwickelt, mit der sich erstmals nachweisen ließ, dass Muskelzellen elektrische Ströme dadurch erzeugen, dass sich in der Zellmembran für wenige Millisekunden Schleusen öffnen, die geladene Atome rein- oder rauslassen können, eben: Ionenkanäle. „Dass es die elektrischen Pulse gibt, war seit Galvanis Beobachtungen an zuckenden Froschschenkeln bekannt, doch wie sie entstehen, dafür gab es verschiedene Theorien“, erklärte der Biophysiker im Rückblick auf die Wissenschaftsgeschichte. Dass sich dabei Kanäle für Ladungsträger öffnen, war einer von mehreren Erklärungsansätzen. Doch bei den damals bekannten Messmethoden gingen die Signale im Rauschen unter. „Wir haben teils systematisch, teils zufällig eine Methodik entwickelt, mit der wir kleinste Ströme nachweisen konnten, die beim Öffnen eines Ionenkanals einsetzen.“ Bei der so genannten „Patch-Clamp-Methode“ wird eine äußerst schmale Glaspipette so auf eine präparierte Zellmembran gesetzt, dass sie ganz dicht aufsitzt und – mit etwas Glück – in ihrem Inneren einen einzigen Ionenkanal umschließt und vermisst.

Auch jüngster Nobelpreis für Ionenkanäle

Was man vor vierzig Jahren kaum ahnen konnte, war, dass Ionenkanäle nicht nur für die elektrische Signalweiterleitung in Muskelgewebe von Bedeutung sind. Neher bezeichnete es als „Überraschung“, dass in den Folgejahren eine Vielzahl an Varianten bekannt wurde, die in unterschiedlichsten Zelltypen die Signalübertragung für verschiedenste Funktionen ermöglichen. Zudem können Defekte in Ionenkanälen Krankheiten verursachen; versteht man die Mechanismen, lassen sich gezielt Medikamente entwickeln. Die Palette an Therapeutika, die auf Ionenkanäle wirken, reicht inzwischen von Schlafmitteln und Blutdrucksenkern über Medikamente gegen frühkindlichen Diabetes bis hin zu Kombipräparaten bei Mukoviszidose. Auch Wahrnehmungen wie Hitze oder Berührung werden über eine spezielle Art von Ionenkanälen vermittelt. „Dafür erhielten David Julius und Ardem Patapoutian 2021 den Nobelpreis in Medizin“, ergänzte Neher zum Abschluss seines Vortrags. Für die zahlreichen Fragen aus dem Publikum stand er danach ebenso zur Verfügung wie für Wünsche nach Autogrammen und Selfies unter den anwesenden Studierenden.   

Alfred Nobel wirkte einige Jahre in Dortmund

Dass der Nobelpreis seit über 120 Jahren für herausragende wissenschaftliche Entdeckungen vergeben wird, dazu hat auch der Bergbau in Dortmund einen Beitrag geleistet: So experimentierte der Stifter des Nobelpreises, der schwedische Chemiker Alfred Nobel, in den 1860er-Jahren auf der Zeche Dorstfeld mit dem Sprengstoff Nitroglycerin. Gewohnt hat er damals unter anderem in der Heyden-Rynsch-Straße, drei Kilometer nördlich vom heutigen Unigelände. Um den Sprengvorgang kontrolliert zu starten, entwickelte Nobel die „Initialzündung“, nach der 2019 die neue Vortragsreihe der TU Dortmund benannt wurde. Unterstützt wird die Veranstaltungsreihe von der Wilo Foundation.

Weitere Informationen zur Vortragsreihe

 

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