Unterricht während der Corona-Pandemie
„Normal“ läuft für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern seit März nichts mehr: Zunächst wurden die Schulen geschlossen, seit rund einem Monat werden sie sukzessive, aber eingeschränkt, wieder geöffnet. Die ersten Ergebnisse einer bundesweiten Lehrkräftebefragung am Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund sind ernüchternd: Die sozial bedingten Ungleichheiten im Bildungssystem haben zugenommen, und es wird weniger gelernt.

Im Rahmen der bundesweiten Umfrage beantworteten Lehrkräfte Fragen bezüglich des Lehrens und Lernens während der Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie: Wie lief der Unterricht in Zeiten von Corona? Waren die technischen Rahmenbedingungen ausreichend? Wie gut hat die Zusammenarbeit mit den Eltern funktioniert?
Auf dieser Seite finden Sie grundlegende Informationen zur Umfrage sowie zentrale Studienergebnisse. Für ausführliche Informationen nutzen Sie den Kurzbericht des IFS.
Zentrale Ergebnisse

Die technische Ausstattung sowie die Medienkompetenz der Lernenden sind nach Einschätzung der Lehrkräfte eher nicht ausreichend, um den Unterricht digital gestützt fortzuführen, insbesondere bei Grundschulkindern. Außerdem mangelt es bei Bedarf an Ausleihmöglichkeiten digitaler Medien von der Schule.

Die Kommunikation und Übermittlung von Aufgaben erfolgte uneinheitlich: 67,7 Prozent der Lehrkräfte nutzten E-Mails und 55,6 Prozent der Lehrkräfte verwendeten Lernplattformen für die Mehrheit oder alle Schülerinnen und Schüler. Briefe und Telefon wurden eher seltener verwendet.

Eine große Mehrheit der Lehrkräfte stellte den Lernenden digital zu bearbeitende Aufgaben und Materialien zur Verfügung und passte nach eigener Auskunft Aufgaben an individuelle Lernstände der Schülerinnen und Schüler an.

Viele Lehrkräfte haben ihr Wissen über digitale Medien in Lernsituationen gesteigert und beabsichtigen – basierend auf den Erfahrungen des Unterrichtens im Zuge der Corona-Pandemie – auch in Zukunft, digitale Medien verstärkt für schulische Zwecke einzusetzen.

Die Lehrkräfte berichteten in großer Mehrheit, dass die Kinder in vielen Fächern weniger als normalerweise in der Schule gelernt haben und dass die sozial bedingten Ungleichheiten im Bildungsbereich verstärkt wurden.
Wissenswertes zur Umfrage
Insgesamt nahmen 3.632 Lehrkräfte sowie 275 Schulleitungen aus allgemeinbildenden Schulen an der Umfrage teil. Die Lehrkräfte waren überwiegend weiblich (82,1 % weiblich, 17,3 % männlich, 0,3 % divers) und im Durchschnitt ca. 40 Jahre alt. Die Teilnehmenden stammten aus allen Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland, wobei Lehrkräfte aus Bayern (20,4 %) und Nordrhein-Westfalen (30,5 %) verstärkt repräsentiert waren. Im Mittel verfügten die teilnehmenden Lehrkräfte über 12,6 Jahre Erfahrungen im Schuldienst.
Bundesweit konnten Lehrkräfte aller Schulformen von Mitte April bis Ende Mai 2020 an der Erhebung teilnehmen, über die auf vielfältigen Kanälen informiert wurde. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig und die Bearbeitung des Fragebogens umfasste ca. 15 Minuten.
Um zu erfahren, wie die Lehrkräfte die Unterrichtssituation während der Corona-Pandemie gestalten und wahrnehmen, wurde eine online-basierte Fragebogen-Studie konzipiert und mithilfe des Programms LimeSurvey programmiert.
Die vorliegende bundesweite Studie „Unterricht in der Corona-Pandemie“ zielt darauf ab, empirische Erkenntnisse über den Unterricht während der Corona-Pandemie, die Rahmenbedingungen und Auswirkungen (Teil 1 „Der Unterricht“) sowie über das Erleben der Lehrkräfte im Zuge der Corona-Krise zu gewinnen (Teil 2 „Die Lehrkräfte“). Somit wird ein umfassender Einblick in den Umgang der schulischen Akteure mit der außergewöhnlichen Situation der Pandemie ermöglicht. Derzeit ist Teil 1 veröffentlicht.
Kontakt
Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS)
Nele McElvany und Ramona Lorenz
TU Dortmund
Campus Nord (CDI Gebäude)
Vogelpothsweg 78
44227 Dortmund
Tel. +49 (0) 231 / 755-7955
Fax +49 (0) 231 / 755-5517
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