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Datenbasierte Interventionsforschung

Interdisziplinäres Forschungszentrum „Agile PAIR“ eröffnet

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Das Bild zeigt mehrere Personen vor einer Leinwand mit der Aufschrift "Agile PAIR". © Martina Hengesbach​/​TU Dortmund
Feierten die Eröffnung des neuen Forschungszentrums: (v.l.) Rektor Prof. Manfred Bayer, Prorektorin Forschung Prof. Nele McElvany, die beiden Sprecher von „Agile PAIR“ Prof. Jörg-Tobias Kuhn und Prof. Philipp Doebler, Prof. Ellen L. Hamaker von der Universität Utrecht und Niklas von Hörsten vom NRW-Wissenschaftsministerium.
Im Bildungsbereich werden Präventions- und Interventionsmaßnahmen entwickelt, um zum Beispiel Studienabbrüche zu verhindern, Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten zu fördern oder Sehschwächen im Kindergartenalter zu erkennen. An der TU Dortmund bündeln jetzt Wissen­schaft­ler*innen aus vier Fakultäten ihre Expertisen, um eine datengetriebene Interventionsforschung voranzutreiben, die personalisierte Maßnahmen ermöglichen soll. Das neue Forschungszentrum „Agile PAIR“ wurde am 18. Februar feierlich eröffnet.

Der Name des Zentrums steht für „Agile Prevention And Intervention Research“. Analog zum bekannten Trend der „personalisierten Medizin“ widmet sich das interdisziplinäre Team der „personalisierten Bildung“. Dementsprechend wollen die insgesamt 17 Professor*innen der Fakultäten Statistik, Rehabilitationswissenschaften, Sozialwissenschaften sowie Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bildungsforschung herausfinden, welche Maßnahmen für wen und unter welchen Bedingungen wirken und welche kausalen Mechanismen diese Wirkung erklären.

„Personalisierte Bildung kann zu besseren Lernergebnissen, höherer Motivation und gleichberechtigtem Zugang zu Bildung führen. Unsere datengetriebene Interventionsforschung soll einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, solche personalisierten Maßnahmen zu ermöglichen“, sagte Prof. Philipp Doebler von der Fakultät Statistik, der gemeinsam mit Prof. Jörg-Tobias Kuhn von der Fakultät Rehabilitationswissenschaften die Leitung des neuen Zentrums übernommen hat. Daten aus der empirischen Bildungs- und Sozialforschung seien reichlich vorhanden. Das Team entwickelt schon seit 2021 im Rahmen einer Anschubfinanzierung des Landes NRW neue Methoden, um diese Daten auszuwerten und nutzbar zu machen – und zwar auf individueller Ebene, etwa bei den Schüler*innen. Hier gebe es noch viele weitere grundlegende Fragen, etwa zur Kausalität von Wirkmechanismen, die von Agile PAIR in weiteren Präventions- und Interventionsstudien untersucht werden sollen.

Neue Vorhersagemodelle und personalisierte Interventionen

Wie die neuen Prognose- und Interventionsmodelle angewendet werden könnten, erläuterte Prof. Kuhn an einem Beispiel aus den Rehabilitationswissenschaften: Demnach kann die Entwicklung mathematischer Kompetenzen bei Kindergarten- und Grundschulkindern durch Defizite in grundlegenden Vorläuferfertigkeiten, aber auch durch Sehschwächen beeinträchtigt sein. Neue Vorhersagemodelle sollen helfen, Einschränkungen im Bereich der visuell-räumlichen Wahrnehmung sowie erster Zähl- und Rechenfertigkeiten früher zu erkennen und durch personalisierte Interventionen frühzeitig auszugleichen.

Seit 2021 fördert das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium in seiner Förderlinie „Profilbildung“ mit rund zwei Millionen Euro das Projekt „FAIR – From Predicition to Agile Interventions in the Social Sciences“, aus dem das neue Forschungszentrum hervorgegangen ist. Zur feierlichen Eröffnung von Agile PAIR schickte deshalb auch Ina Brandes, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft, eine Videobotschaft. TU-Rektor Prof. Manfred Bayer betonte: „Das neue Zentrum bringt die erfolgreiche interdisziplinäre Kooperation von Statistik und Datenwissenschaften mit den Sozial- und Rehabilitationswissenschaften sowie der Bildungsforschung an der TU Dortmund zusammen. In den kommenden Jahren wollen die an Agile PAIR beteiligten Wissen­schaft­ler*innen die Verbundforschung innerhalb der UA Ruhr intensivieren.“

Im Rahmen der feierlichen Eröffnung hatte das Team des Forschungszentrums zwei Redner*innen eingeladen: Die Statistikerin Prof. Ellen L. Hamaker von der Universität Utrecht sprach über die Chancen und Herausforderungen von intensiven Längsschnittdaten und der Psychologe Prof. Garvin Brod von der Goethe-Universität Frankfurt erklärte, wie man Lerngewohnheiten durch adaptive mobile Interventionen fördern kann.

Impressionen von der Eröffnung:

Forschungszentren beantragen

Forschungszentren entstehen an der TU Dortmund auf Initiative ihrer zukünftigen Mitglieder und werden nach eingehender Prüfung durch das Rektorat eingerichtet. Die Laufzeit beträgt je fünf Jahre und kann nach Evaluation verlängert werden. In dieser Zeit werden Zentren durch zentrale Mittel und eine anteilige Koordinationsstelle unterstützt. Forschungszentren sind bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung international ausgewiesen und weisen eine etablierte, durch Fördermittel oder Publikationen belegte Kooperation vor. Die Verbünde umfassen mindestens fünf Forschende aus unterschiedlichen Fakultäten, deren Arbeit mindestens drei Fachkollegien der DFG abdeckt. Zur Einrichtung und Antragstellung berät Dr. Gunter Friedrich.

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