Drei Fragen an Silke Viol zu den Auswirkungen des Brexits auf das Erasmus+ Programm
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Frau Viol, Großbritannien ist für Studierende der TU Dortmund, die ein Auslandssemester oder Praktikum absolvieren möchten, ein sehr beliebtes Ziel. Und auch aus Großbritannien kommen Studierende nach Dortmund. Wie wird sich der Brexit auf den Studierendenaustausch zwischen der EU und Großbritannien auswirken?
Für die Studierenden, die sich momentan im Auslandssemester oder Auslandspraktikum in Großbritannien befinden, ändert sich nichts: Ihr Erasmus+ Mobilitätszuschuss wird auch über den 31. Januar hinaus gezahlt. Ende Dezember hatte zudem das britische Unterhaus für das Abkommen zum Austritt aus der EU gestimmt. Darin ist festgelegt, dass das Erasmus+ Programm bis zum Ende der aktuellen Programmgeneration am 31.12.2020 ohne Einschränkung weiterläuft. Das Brexit-Abkommen wurde gestern vom EU-Parlament und heute vom Rat der EU-Staaten in dieser Form verabschiedet. Also ändert sich auch für diejenigen nichts, die bis Ende des Jahres ein Erasmus-Semester in Großbritannien absolvieren.
Sollte sich ab 2021 keine Möglichkeit ergeben, dass Großbritannien beispielsweise als assoziierter Partner weiterhin an diesem Programm teilnehmen kann, so wird die Anzahl der Studierenden, Dozentinnen und Dozenten sowie Praktikantinnen und Praktikanten, die einen Austausch zwischen Großbritannien und der EU machen, deutlich zurückgehen.
Wird es in Zukunft doch noch eine Möglichkeit geben, ein Austauschsemester in Großbritannien zu absolvieren?
Auch über den 31.12.2020 hinaus könnte es ein Sonderabkommen mit Großbritannien geben, das eine weitere Teilnahme an EU-Programmen möglich macht. Diskutiert wird aktuell aber auch eine Mitgliedschaft als sogenannte associated third country. Drittländer können sich entweder am gesamten Erasmus+ Programm beteiligen oder nur an Teilen davon. Es besteht also Hoffnung, aber leider liegt zum heutigen Tag noch kein offizieller Beschluss zu diesen Details vor.
Die TU Dortmund hat bereits mit einigen britischen Partneruniversitäten Kooperationsabkommen auf Fakultätsebene außerhalb des Erasmus+ Programms geschlossen. Studierende einiger Fakultäten der TU Dortmund können sich also auch in Zukunft für einen studiengebührenfreien Aufenthalt an einer Partneruniversität in Großbritannien bewerben. Das gilt andersherum natürlich auch für britische Studierende, die ein Austauschsemester an der TU Dortmund absolvieren möchten. Andere Vorteile des Erasmus+ Programms wie der Mobilitätszuschuss sind dann aber nicht mehr verfügbar.
Bei Erasmus+ Praktika steht Großbritannien auf Platz Eins der beliebtesten Zielländer. Hier wird es in Zukunft für Studierende sehr viel schwieriger sein, an eine Förderung zu kommen.
Was raten Sie Studierenden der TU Dortmund, die während ihres Auslandsaufenthalts gerne Englisch sprechen möchten?
Es gibt eine riesige Auswahl an Austauschmöglichkeiten. Die TU Dortmund hat zum Beispiel hervorragende Beziehungen zu Hochschulen in den USA – die hohe Zahl an Austauschstudierenden, die dorthin gehen oder von dort kommen, ist in NRW einzigartig. Durch die Mitgliedschaft im International Student Exchange Program (ISEP) eröffnen sich Dortmunder Studierenden weltweit preisgünstige Möglichkeiten eines Auslandsaufenthaltes. Zudem verfügen die Fakultäten über Erasmus+ Partnerschaften mit skandinavischen Ländern oder den Niederlanden, die sehr häufig über ein englischsprachiges Kursangebot verfügen. Mein Rat: Informieren Sie sich frühzeitig und seien Sie flexibel!
Weitere Informationen auf den Seiten des Referat Internationales der TU Dortmund.
Zur Person
Silke Viol hat an der Universität Dortmund ihr 1. Staatsexamen erhalten und anschließend ein Jahr in den USA als Adjunct Professor für Deutsch als Fremdsprache gearbeitet. Seit 2002 koordiniert sie das Erasmus+ Programm als Hochschulkoordinatorin an der TU Dortmund und fungierte auch als Erasmus+ Expertin des DAAD. Frau Viol ist stellvertretende Leiterin des Referats Internationales und unter anderem zuständig für Austauschstudierende, die im Rahmen der Übersee-Programme an die TU Dortmund kommen.