Starker Zulauf aus Indien
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Die Zahl der indischen Studierenden hingegen ist in den vergangenen zehn Jahren immer weiter gewachsen: Im Vergleich zu 2014 hat sie sich verdreifacht. Nahezu alle haben ihr Abitur im Ausland gemacht, ebenso wie den Bachelorabschluss. Rund 90 Prozent sind an der TU Dortmund in einen Masterstudiengang eingeschrieben. Dabei sind fast ausschließlich englischsprachige Studiengänge in den Ingenieur- und Datenwissenschaften von Interesse. Besonders stark nachgefragt ist der Master „Automation and Robotics“, der schon seit dem Jahr 2002 besteht. Hier stammen 60 Prozent der 270 Studierenden aus Indien. Auch „Data Science“ ist sehr beliebt, ebenso kleinere Studiengänge wie „Chemical Engineering: Process Systems Engineering“ oder „Manufacturing Technology“. Die Zahl indischer Studierender wächst sowohl in jenen Studiengängen, die schon lange auf Englisch unterrichtet werden, als auch durch neue Angebote wie „Sustainable Energy Systems“ oder „Mechanics of Sustainable Materials and Structures“. Der Anteil der Studentinnen liegt recht konstant bei 30 Prozent.
Über 330 indische Studierende haben seit 2014 ihr Studium an der TU Dortmund erfolgreich abgeschlossen. Im vergangenen Jahr waren es 68 und damit deutlich mehr als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Angesichts der zunehmenden Einschreibungen ist bei den Abschlüssen eine steigende Tendenz zu erwarten. Für einige indische Studierende schließt sich an den Masterabschluss noch eine Promotion an. Derzeit gibt es rund 30 Promovierende aus Indien an der TU Dortmund, die etwa je zur Hälfte in den Ingenieurwissenschaften und in Naturwissenschaften wie Chemie und Physik forschen.
Ausbau der Zusammenarbeit
„Wir wollen unsere Kooperationen mit Indien in der Forschung und im Studierendenaustausch weiter ausbauen“, sagt Prof. Tessa Flatten, Prorektorin Internationales der TU Dortmund. „Wir haben dazu kürzlich ein Memorandum of Understanding mit einer Spitzenuniversität in Mumbai unterschrieben und wollen unsere Kontakte vor Ort auch für die Gewinnung hervorragender Studierender weiter ausbauen.“ Seit September ist die TU Dortmund zudem assoziiertes Mitglied des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) in Neu-Delhi.
Obschon Indien bereits die Statistik internationaler Studierender an der TU Dortmund anführt, ist hier mit weiterem Potenzial zu rechnen. Schließlich ist es mit 1,4 Milliarden Menschen neben China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Jedes Jahr werden 25 Millionen Kinder dort geboren, jedes fünfte weltweit. Zugleich sind indische Studierende sehr mobil: Nach Zahlen der Unesco waren sie 2021 weltweit die zweitgrößte Gruppe von Studierenden im Ausland, mit Fokus auf englischsprachigen Ländern wie den USA, Kanada, das Vereinigte Königreich oder Australien. Die Zahl der indischen Studierenden, die nach Deutschland geht, wächst gleichwohl: 2022 überholte Indien China und nimmt seither den Spitzenplatz unter den häufigsten Herkunftsländern ein. Insgesamt studieren rund 50.000 Inder*innen an einer Hochschule in Deutschland.
Hemanth Selva Raaja: Von der südindischen Küste ins Ruhrgebiet
Hemanth Selva Raaja ist seit dem Wintersemester 2023/24 an der TU Dortmund im Studiengang „Automation & Robotics“ eingeschrieben. Wie 60 % der Studierenden in dem englischsprachigen Master kommt auch er aus Indien. Besonders die niedrigen Studiengebühren und aussichtsreichen Jobmöglichkeiten in Deutschland waren für ihn bei der Entscheidung für ein Studium an der TU Dortmund entscheidend.
Im Studiengang „Automation & Robotics“ gefällt Hemanth Selva Raaja vor allem das ausgewogene Arbeitspensum, die Integration von Praxisanteilen im Studium und die Möglichkeit, Kurse von Partneruniversitäten der Universitätsallianz Ruhr zu belegen. Der wichtigste Faktor für seine Wahl war jedoch, dass der Studiengang auf Englisch unterrichtet wird.

Hemanth Selva Raaja stammt aus der Millionenstadt Vishakapatanam an der Küste des Bundesstaats Andhra Pradesh in Südindien, wo er an der Universität Andhra seinen Bachelor in Informatik absolvierte. Besonders der erste Winter und die Umgewöhnung an das deutsche Klima waren für ihn nach seinem Umzug sehr herausfordernd. „Ich war an so kurze Tage mit nur wenig Sonnenlicht nicht gewöhnt, da ich aus einem Ort komme, wo die Sonne alle zwölf Monate scheint“, erzählt der Masterstudent. „Erst nachdem ich den ersten Winter überstanden hatte, konnte ich mich richtig eingewöhnen.“
Auch dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist, erschwerte es Hemanth Selva Raaja zunächst trotz guter Sprachkenntnisse, vor Ort sozialen Anschluss zu finden. An der Universität engagiert er sich im Fachschaftsrat Automation & Robotics und ist Vizepräsident des Erasmus Student Network (ESN) Dortmund (2024/25). „Das Engagement hat mir die Möglichkeit gegeben, sowohl mit lokalen als auch mit internationalen Studenten in Kontakt zu treten und meine Perspektive zu erweitern“, berichtet er.
Nach dem Abschluss seines Masters strebt Hemanth Selva Raaja eine Karriere im Feld der Unterhaltungs- und Assistenzrobotik an – sofern möglich in Deutschland.