„Wissenschaft steht für ein friedliches Miteinander“
- Forschung
- Top-Meldungen
- Studium & Lehre

Frau Flatten, wie unterstützt die TU Dortmund ihre internationalen Studierenden, die aus dem Kriegsgebiet stammen?
Zu unserer Gemeinschaft auf dem Campus gehören nicht nur 80 Studierende aus der Ukraine, sondern auch 150 Studierende aus der Russischen Föderation, die aufgrund ihrer familiären Herkunft besonders vom Kriegsgeschehen betroffen sein können. Mit ihnen stehen die Mitarbeiter*innen des Referats Internationales bereits in direktem persönlichen Kontakt. Wir möchten ihnen jetzt vor allem schnelle Hilfe anbieten und sie dabei unterstützen, ihr Studium bei uns fortzusetzen. Dazu arbeitet das Referat Internationales eng mit den zuständigen Behörden zusammen. Die Gesellschaft der Freunde (GdF) der TU Dortmund hat kurzfristig einen Hilfsfonds für ukrainische und russische Studierende eingerichtet und nimmt dafür Spenden entgegen. Einige Studierende benötigen jetzt finanzielle Hilfe – etwa um ihre Miete und den Semesterbeitrag zu bezahlen, wenn die Unterstützung durch die Familie wegfällt. Auch das Studierendenwerk Dortmund richtet derzeit spezielle Beratungs- und Unterstützungsangebote für ukrainische und russische Studierende ein.
Können junge Menschen aus der Ukraine und aus Russland auch weiterhin für ein Studium oder Auslandssemester an die TU Dortmund kommen?
Ja, wir möchten die Menschen, die aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland fliehen, an unserer Universität willkommen heißen und ihnen hier eine Zukunftsperspektive bieten. Wie es gelingen kann, dass Ukrainer*innen auch weiterhin für ein Studium nach Dortmund kommen können, ist derzeit noch unklar. Es ist fraglich, ob ukrainische Schüler*innen, die über das Programm „Studienbrücke“ an unsere Universität kommen wollten, in der Ukraine überhaupt ihr Abitur absolvieren können. Hier arbeitet der DAAD bereits an entsprechenden Unterstützungsprogrammen. Auch können junge Männer das Land derzeit nicht verlassen. Wir rechnen daher in naher Zukunft vor allem mit jungen Frauen, denen wir hier eine Perspektive bieten können. Russische Studierende, die bereits für einen Austausch ausgewählt wurden, sind selbstverständlich an der TU Dortmund willkommen. Es ist uns ein Anliegen, dass der Campus der TU Dortmund ein weltoffener Ort bleibt, auf dem junge Menschen sämtlicher Nationen friedlich zusammen lernen können.
Was bedeutet es für Forscher*innen der TU Dortmund, dass wissenschaftliche Kooperationen mit Russland bis auf Weiteres ausgesetzt sind?
Diese Maßnahme bedeutet leider eine erhebliche Einschränkung in der deutsch-russischen Wissenschaftskooperation. Wir halten sie allerdings für unvermeidbar. Der von Putin begonnene Krieg ist ein eklatanter Bruch des Völkerrechts. Politik und Wissenschaftsorganisationen haben gemeinsam entschieden, dass das nicht folgenlos bleiben kann. Die Zusammenarbeit mit russischen Partnerinstitutionen ist daher bis auf Weiteres ausgesetzt. Die Folgen bedauern wir zutiefst. Die Maßnahme trifft an der TU Dortmund beispielsweise die Zusammenarbeit der Fakultät Physik mit ihren Partnern in St. Petersburg im Rahmen des Sonderforschungsbereichs/Transregios 160 besonders hart. Seit 2015 forschen deutsche und russische Physiker*innen in diesem Großprojekt gemeinsam zu maßgeschneiderten Halbleitern. Nicht nur laufende Forschungskooperationen sind nun eingefroren, auch gemeinsame Publikationen bisheriger Ergebnisse sind teils nicht mehr möglich. Neben dem Transregio sind an unserer Universität einzelne weitere Kooperationen mit russischen Partnern betroffen. Wir alle hoffen, dass der akademische Austausch in Zukunft wiederaufleben kann. Im Sinne einer Wissenschaftsdiplomatie hat er in der Vergangenheit dazu beigetragen, die Völkerverständigung zu stärken und Kanäle offen zu halten. Daher ermutigen wir Forschende der TU Dortmund auch, mit ihren russischen Partnern im persönlichen Gespräch zu bleiben und so Solidarität mit jenen zu zeigen, die sich Frieden wünschen und sich gegen Krieg und Desinformation positionieren. Es war sehr mutig, dass sich hunderte russische Wissenschaftler*innen in einem offenen Brief gegen den Krieg positioniert hatten. Sie sind ebenso wenig Teil des Konflikts wie unsere internationalen Studierenden auf dem Campus.
Spenden nimmt die Gesellschaft der Freunde der TU Dortmund e.V. entgegen unter:
IBAN: DE24440400370323444000
BIC: COBADEFFXXX
Bank: Commerzbank AG
Verwendungszweck: Studierenden in Ukrainekrise helfen