TU Dortmund richtet ersten europäisch-afrikanischen Journalisten-Gipfel aus
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Allen Prognosen zufolge wird die Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent in den kommenden Jahren explodieren: Die UN rechnet mit der Verdopplung der Einwohnerzahl bis 2050. Ein einziges Land in Afrika — Nigeria — könnte dann so viele Einwohner wie die gesamte USA haben. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Migrantinnen und Migranten mit Ziel Europa nochmals stark ansteigen wird.
Erste „Spring School on Media and Migration”
Welchen Beitrag kann der Journalismus – in Afrika und Europa - bei der Bewältigung dieser epochalen Herausforderung spielen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der ersten „Spring School on Media and Migration“, die das Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund gemeinsam mit der Dortmunder NGO Africa Positive e.V. ausgerichtet hat. Finanziert wurde das Projekt von der Robert Bosch Stiftung.
An der einwöchigen Spring School nahmen 20 führende Journalistinnen und Journalisten aus afrikanischen Ländern teil — darunter Länder wie Niger, Mali, Äthiopien, Nigeria und Kamerun, die in hohem Maße von Abwanderung betroffen sind. Dennoch ist Migration bislang für viele afrikanische Medien kein Thema. Das liegt insbesondere an mangelnden Ressourcen: Afrikanische Redaktionen haben kaum Möglichkeiten, kritisch über die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe und Folgen von Migration zu recherchieren und ihrem Publikum in Afrika ein realistisches Bild von den Bedingungen für Migrantinnen und Migranten in Europa zu vermitteln.
An dieser Stelle setzt das Projekt der TU Dortmund an: Namhafte internationale Referentinnen und Referenten vermittelten den afrikanischen Journalistinnen und Journalisten in Dakar zentrale Fakten zum Thema Migration. Zugleich diente das Projekt dem Aufbau eines Netzwerks mit zehn west- und osteuropäischen Journalistinnen und Journalisten, die ebenfalls zu der Spring School eingeladen waren.
Wichtiger Dialog zwischen europäischen und afrikanischen Journalisten
Projektleiterin Prof. Dr. Susanne Fengler: „Vergleichende Studien, die wir zuvor am Erich-Brost-Institut durchgeführt haben, haben gezeigt, dass es auf beiden Seiten blinde Flecken gibt: Afrikanische Medien reagieren häufig nur auf spektakuläre Schiffskatastrophen mit Flüchtlingen auf dem Mittelmeer, blenden aber die Fluchtursachen in Afrika und die Folgen für Europa aus. Umgekehrt setzen sich europäische Medien zu wenig mit den — oft widersprüchlichen — Rahmenbedingungen in den Herkunftsländern auseinander. Projektpartnerin Veye Tatah von Africa Positive betont, dass „nur nach einem ehrlichen und kritischen Dialog zwischen europäischen und afrikanischen Journalisten die Situation der Menschen sowohl in Afrika wie in Europa sachgerecht in einer für beide Bevölkerungen verstehbaren Weise dargestellt werden kann.“