IFS-Bildungsdialog diskutiert das Gelingen der Ganztagsschule
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Studien zeigen, dass sich die Schere zwischen Kindern aus Arbeiter- und Akademikerfamilien in Deutschland in den vergangenen Jahren ein wenig geschlossen hat. Dennoch hängt schulischer Erfolg weiterhin stark von der sozialen Herkunft ab. Was kann man daran ändern? Ein Weg wäre, das Konzept Ganztagsschule ernster zu nehmen als es bisher häufig der Fall sei, sagt Professor Heinz Günter Holtappels vom Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund. „Durch Ganztagsschulen hat die Lernkultur in den vergangenen Jahren erheblich gewonnen. Das ist dann der Fall, wenn durch Teilnahmeverbindlichkeit am Ganztagsbetrieb ein kontinuierliches Lernen über den ganzen Tag mit einem förderlichen Lernrhythmus erfolgen kann.“
Der (theoretische) Vorteil der Ganztagsschule ist offensichtlich: durch die ganztägige Betreuung werden Kinder bestmöglich gefördert. Bei der Halbtagsschule hingegen hängt viel vom sozio-ökonomischen Hintergrund der eigenen Familie ab: Können die Eltern das Kind bei Hausaufgaben und ähnlichem unterstützen? Kann Nachhilfe in Anspruch genommen werden? Ist genügend Zeit, Wissen und Geld für die Unterstützung des eigenen Kindes vorhanden? Beim Konzept Ganztagsschule wird der Einfluss des eigenen persönlichen Umfelds geringer. Dafür müssen allerdings die äußeren Gegebenheiten stimmen, wie beim 4. IFS-Bildungsdialog klar wurde.
Qualitätsvolle außerunterrichtliche Angebote fehlen
Derzeit sieht die Praxis oftmals so aus, dass Schülerinnen und Schüler im Ganztagsbetrieb lediglich beaufsichtigt werden. Es fehle häufig an qualitätsvollen außerunterrichtlichen Angeboten, kritisiert Heinz Günter Holtappels. Dabei sei gerade das essenziell: „Konzeptionelle Verbindung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten ist eine wichtige Bedingung zum Gelingen für die Gestaltungsqualität im Ganztag. Dies wird in der Praxis aber leider selten realisiert.“ Heißt konkret: Wenn die Kinder im Ganztagsbetrieb nur verwahrt werden, dann hat die Ganztagsschule für deren Bildungserfolg nur geringe Wirkung. Es gibt jedoch auch positive Beispiele, in denen das Konzept gut gelingt, wie beim IFS-Bildungsdialog gezeigt wurde: Schulsozialarbeiterin Christiane Große-Bley beschrieb, wie soziale Kompetenzen im Ganztag gefördert werden. Voraussetzung hierfür: Curricular-didaktische Arbeit, um Angebote zu entwickeln und zu implementieren.
Personalmangel stellt vor Herausforderungen

In der abschließenden Plenumsdiskussion wurde deutlich, dass einige gute bis sehr gute Ansätze für die Ganztagsschule vorhanden sind. Allerdings mangelt es in der Praxis zu oft an ausreichenden Personalressourcen, einem fundierten Schulkonzept und wirksamen Lerngelegenheiten. Dies zukünftig zu ändern ist eine der zentralen Herausforderungen, vor der die Politik steht. Denn letztlich beweist das Konzept Ganztagsschule: Wenn es qualitätsvoll umgesetzt wird, kann die Ganztagsschule für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und alle Lernenden bestens fördern.
Über das IFS
Das interdisziplinäre Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund ist als Forschungseinrichtung an der Schnittstelle von Wissenschaft, schulischer Praxis und Politik angesiedelt. Die durch vier Professuren und rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestalteten Forschungsbereiche des Instituts arbeiten zu aktuellen Themen im Bereich der Empirischen Bildungsforschung mit dem Ziel, schulische Lern- und Entwicklungsprozesse, Schulentwicklung und Bildungsergebnisse im Kontext ihrer individuellen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu erfassen, zu erklären und zu optimieren. Das IFS prägt mit seiner Arbeit wesentlich den Profilbereich Bildung, Schule und Inklusion der TU Dortmund mit.