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Förderung der VolkswagenStiftung

„GlobalPhilEd“ beleuchtet globale Traditionen der Bildungsphilosophie

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Weltkarte in der Dymaxion-Projektion, mit einem netzartigen Gitter und unregelmäßig angeordneten Dreiecken. © By Tobias Jung [CC BY-SA 4.0 (http:​/​​/​creativecommons.org​/​licenses​/​by-sa​/​4.0)], via kartenprojektionen.de
Prof. Johannes Drerup und sein Team erforschen, wie die Perspektiven unterschiedlicher globaler Traditionen der Philosophy of Education genutzt werden könnten, um konkrete philosophische Probleme angemessener zu bearbeiten.
Wie kann eine dezidiert globale philosophische Praxis entwickelt werden, in der Erziehungs- und Bildungsphilosoph*innen aus unterschiedlichen Traditionen gemeinsam neue theoretische Perspektiven und praktische Lösungsansätze erarbeiten können? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Team um Prof. Johannes Drerup vom Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Berufspädagogik. Das neue Projekt „GlobalPhilEd“ wird von der VolkswagenStiftung mit insgesamt rund 307.000 Euro gefördert.

Schon seit der Antike haben sich Philosoph*innen weltweit gefragt, was Erziehung und Bildung ausmacht, wie sie zu ermöglichen und zu rechtfertigen sind. Aus diesen Wurzeln hat sich später ein eigener Bereich der Philosophie entwickelt: Die international vor allem unter dem Begriff der Philosophy of Education bekannte philosophische Disziplin setzt sich sowohl theoretisch als auch praktisch mit den Zielen, den Methoden und der gesellschaftlichen Bedeutung von Erziehung und Bildung auseinander.

„Allerdings wird das Forschungsfeld weitgehend von westlichen Traditionen dominiert“, sagt Prof. Johannes Drerup, Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildungstheorie. „Dabei ist selbstverständlich zu berücksichtigen, dass diese Traditionen selbst hochgradig divers und teilweise Produkt globaler Austauschprozesse sind und sich daher Generalisierungen hier, wie auch mit Bezug auf andere Traditionen, verbieten. Dennoch ist hierdurch der Blickwinkel in der Erziehungs- und Bildungsphilosophie, wie auch der Erziehungswissenschaft generell, stark eingeschränkt. Mit unserer Forschung wollen wir diese Beschränkungen ein Stück weit überwinden und eine neue Form der Global Philosophy of Education entwickeln, die Ansätze und Perspektiven unterschiedlicher philosophischer Traditionen berücksichtigt.“

Zusammen mit Prof. Anders Schinkel von der Vrije Universiteit Amsterdam, an der Drerup seit 2019 eine Gastprofessur innehat, leitet er das Projekt „Expanding Consciousness in Education – East, West, North and South. Towards a Global Philosophy of Education“ (GlobalPhilEd). Die Wissen­schaft­ler*innen werden dabei erforschen, wie eine solche globale philosophische Praxis gestaltet werden kann. Im Gegensatz zu einer universellen Theorie oder einem reinen Vergleich zwischen unterschiedlichen Traditionen soll GlobalPhilEd internationale Philosoph*innen dabei unterstützen, konkrete theoretische und praktische Fragestellungen gemeinsam zu bearbeiten.

Neue Lösungsansätze durch Austausch finden

Im Projekt wird das Team die Herausforderungen und Grenzen einer Global Philosophy of Education ausloten sowie die dabei zu erwartenden methodologischen Herausforderungen diskutieren, beispielsweise Probleme der Übersetzung zwischen verschiedenen Sprachen. Darüber hinaus wollen die Wissen­schaft­ler*innen auch das Potenzial unterschiedlicher Traditionen nutzen, um konkrete Probleme oder Themen völlig neu zu denken.

„Zu nennen wären hier etwa auch durch buddhistische Traditionen inspirierte Forschungsarbeiten zur Genese des Selbst und zu Fragen einer Erziehung zur rationalen Autonomie. Diese weisen nicht nur interessante Parallelen zu bestimmten Kritiken und Selbstkritiken aus den westlichen Traditionen auf, sondern könnten auch ermöglichen, tradierte Verständnisse von Erziehung und Bildung einer radikalen Revision zu unterziehen. Grundsätzlich gilt es im Rahmen des Projekts, das Beste von dem zu nutzen, was die verschiedenen Traditionen der Philosophy of Education hervorgebracht haben“, sagt Prof. Drerup. Im Rahmen von GlobalPhilEd wird das Team daher auch Möglichkeiten für den Austausch zwischen Erziehungs- und Bildungsphilosoph*innen sowie Wissen­schaft­ler*innen verschiedener Philosophietraditionen aus der ganzen Welt schaffen.

Die VolkswagenStiftung fördert das Projekt GlobalPhilEd in der Initiative „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes‑ und Kulturwissenschaften“ ab April für 18 Monate mit insgesamt rund 307.000 Euro. Mit dem Förderprogramm möchte die Stiftung Forschungsprojekte unterstützen, die nicht nur neue Perspektiven auf bereits bekannte Forschungsgegenstände eröffnen, sondern gänzlich neue Forschungsräume und -themen erschließen wollen.

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