Drei Fragen an den Kanzler zum Amtsantritt
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Herr Neuhaus, in Ihrem Antrittsvortrag haben Sie am 18. Oktober vor rund 400 TU-Mitgliedern aus Wissenschaft und Verwaltung dargelegt, in welchen Bereichen besondere Herausforderungen auf die Verwaltung zukommen. Da Sie als Kanzler für den Haushalt der Universität verantwortlich sind, fangen wir mit den Finanzen an: Wie steht es um Einnahmen und Ausgaben?
Die Einnahmen der TU Dortmund sind stabil, in Euro wachsen sie sogar leicht. Durch Inflation und Tarifsteigerungen hat allerdings die Kaufkraft spürbar abgenommen: Real betrachtet sinken unsere Einnahmen. Die Universität hatte in den vergangenen beiden Jahren ein Defizit in Höhe von 15 Millionen Euro, das aus Rücklagen ausgeglichen wurde. Das sind rund 5 % der Grundfinanzierung. Dieses Defizit müssen wir schrittweise bis 2026 abbauen. Dafür müssen alle ihren Beitrag zum Sparen leisten, Verwaltung wie Wissenschaft. Mit dieser Herausforderung stehen wir nicht alleine da, sie betrifft sämtliche Hochschulen im Land.
Sie haben in Ihrem Antrittsvortrag davon gesprochen, dass die Konsolidierung der Finanzen eines von „vier dicken Brettern“ sei, die verwaltungsseitig zu bohren sind. Zwei weitere sind die Sanierung und die Energiewende. Was kommt da auf die Uni zu?
Die Sanierung unseres Campus ist eine große Aufgabe, denn viele der TU-Gebäude stammen aus den 1970er Jahren. Rund 20 Prozent der Nutzfläche weist einen hohen oder sehr hohen Sanierungsbedarf auf. Hier müssen wir in der Masterplanung Hochschulbau priorisieren, was wir wann wie angehen können. Zugleich müssen wir Pläne entwickeln, um die Klimaschutzvorgaben zu erfüllen. Bis 2030 sollen Hochschulen in NRW bilanziell klimaneutral sein, bis 2045 emissionsfrei. Wir verfolgen dazu weiter unsere Projekte, um in den nächsten Jahren selbst grünen Strom zu erzeugen, und müssen uns auch Gedanken darüber machen, wie wir in spätestens zwanzig Jahren komplett mit regenerativer Energie heizen könnten. Der Weg zur Klimaneutralität erfordert viele Schritte, große und kleine: Aktuell schaffen wir auf dem Campus beispielsweise 100 öffentliche Ladesäulen für E-Autos und dürfen demnächst auch ein Leasing von Dienst-Fahrrädern anbieten.
Das vierte dicke Brett in Ihrer Präsentation war die Fortschreibung der Digitalisierung. Was ist hier nach dem Schub durch die Coronakrise noch zu tun?
In der Tat hat die Pandemie die Digitalisierung in vielen Bereichen vorangebracht. Wir müssen jedoch weiter daran arbeiten, die rechtlichen Vorgaben aus dem E-Government-Gesetz des Landes umzusetzen, das vor allem die Einführung von E-Akten in Bereichen wie Personal oder Bauen erfordert. Zugleich sind die Anforderungen an die IT-Sicherheit gestiegen. Hochschulen sind nahezu täglich Ziel von Cyberattacken. Hier müssen wir unsere Abwehrmechanismen weiter stärken. Schließlich gilt es auch, mit den Chancen und Risiken von KI umzugehen. Hier bieten sich sicher Chancen, Prozesse in der Verwaltung durch KI effizienter zu gestalten. Gleichzeitig setzt der AI Act der EU dem Einsatz von künstlicher Intelligenz Grenzen, wenn es etwa um die Zulassung zu Bildungsangeboten geht.
Beschäftigte der TU Dortmund finden im Serviceportal eine Langfassung des Interviews, in dem der Kanzler weitere Fragen zur Verwaltung beantwortet.
Zur Person:
Markus Neuhaus ist seit dem 1. September 2024 neuer Kanzler der TU Dortmund. Zuvor war der 52-Jährige rund 30 Jahre in der Personalabteilung der Universität tätig, zuletzt als Dezernent.