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Austausch zu wichtigen Zukunftsfragen

8. Zukunftsdialog dreht sich um Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie

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Ralf Düssel hält einen Vortrag. Der Raum ist grün beleuchtet. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Beim 8. Zukunftsdialog am 23. April war Dr. Ralf Düssel, Senior Vice President und Head of Sustainability bei Evonik, zu Gast an der TU Dortmund. In seinem Vortrag sprach er über den Ansatz des drittgrößten deutschen Chemieunternehmens für mehr Nachhaltigkeit. Der Zukunftsdialog bietet Unternehmen aus der Region die Möglichkeit, aktuelle Zukunftsfragen aus ihrer Perspektive im Kontext der Universität zu beleuchten und in einen inhaltlichen Austausch mit Studierenden, Wissen­schaft­ler*innen und Beschäftigten der TU Dortmund zu treten. Das Centrum für Entrepreneurship & Transfer (CET) organisiert die Veranstaltungsreihe.

Sechs von neun planetaren Grenzen – die beschreiben, welche ökologischen Belastungen die Erde aushalten kann – seien bereits überschritten, so Düssel. Eine davon sei der Klimawandel, der durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 oder Methan angetrieben werde. Auch die chemische Industrie müsse hier ihren Beitrag leisten: Sie ist eine der wichtigsten Industrien der Welt und liefert die Bausteine für einen großen Teil aller Produkte, ist jedoch weltweit auch für rund 6,6% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dies erfordere einen Wandel von der heutigen linearen Wertschöpfungskette hin zu einer zirkulären Industrie mit einer breiten Palette von Technologien, die den CO2-Fußabdruck reduzieren, sagte Düssel vor rund 50 Gästen.

Für Evonik ist die Verringerung dieses „Carbon Footprints“ ein zentrales Ziel. Im Zeitraum von 2021 bis 2030 will der Essener Konzern 1,1 Millionen Tonnen CO2 einsparen und für die dazu nötigen Maßnahmen 700 Millionen Euro ausgeben. Die Einsparungen seien insbesondere bei den in den eigenen Produktionsstandorten selbst verursachten Emissionen möglich sowie bei den indirekten Emissionen, beispielsweise dem zugekauften Strom. So habe Evonik ein eigenes Kohlekraftwerk durch zwei Gaskraftwerke ersetzt, baut zunehmend Wärmepumpen ein, bezieht externen Ökostrom und möchte zukünftig auf Elektrifizierung setzen, zum Beispiel durch E-Boiler. 

Ein Mann hält einen Vortrag vor Publikum. Der Raum ist grün beleuchtet. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Rund 50 Gäste waren bei dem Vortrag in den Räumlichkeiten des CET dabei.

Recycling-Anteil steigern

Perspektivisch sollen die Produktionsprozesse verändert werden, damit unter anderem der Recycling-Anteil steigt. Auch die Speicherung und Wiederverwendung von Kohlenstoffdioxid, welches in der Produktion entsteht – diese Technologien nennen sich Carbon Capture & Storage (CCS) und Carbon Capture and Utilization (CCU) – seien in Zukunft denkbar. „Aktuell ist die Technologie noch zu ineffizient und rechnet sich nicht, aber ich bin fest davon überzeugt, dass sie kommt“, sagte Düssel.

Der größte Einfluss der Evonik-Produkte auf die Umwelt entstehe jedoch bei den Kund*innen. Daher stelle sich Evonik auch die Frage: „Was ist der Impact unseres Produkts in der Anwendung?“ Was schädlich sei, solle perspektivisch reduziert werden, zum Beispiel die „Substances of Very High Concern“, kurz SVHC – besonders besorgniserregende Stoffe, die für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt schädlich sein können. Der Anteil sogenannter „Next Generation Solutions“, also Produkte, die besonders nachhaltig sind, soll hingegen ausgebaut werden.

Ralf Düssel hält einen Vortrag. Der Raum ist im Hintergrund grün beleuchtet. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Zentrale Frage für Evonik: „Was ist der Impact unseres Produkts in der Anwendung?“

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit

Die Nachhaltigkeit spiele jedoch nicht nur in der Produktion eine Rolle. Über die Evonik Venture Capital GmbH investiert der Konzern in Start-ups und Technologieunternehmen. Diese Investments konzentrieren sich insbesondere auf nachhaltige Bereiche, dafür sei 2022 auch ein spezieller „Sustainability Tech Fund“ gegründet worden.

Dr. Ralf Düssel sprach aber auch über die Grenzen des Machbaren für einen so großen Konzern wie Evonik, der an rund 100 Standorten weltweit rund 32.000 Personen beschäftigt. 

Es heiße oft, dass sich Produkte mit einem Nachhaltigkeitsclaim besser verkaufen, jedoch seien nur 1 bis 7% der Menschen bereit, für nachhaltigere Produkte mehr Geld auszugeben. „Das ist eine große Herausforderung für die Industrie“, sagte Düssel. Maßnahmen zur CO2-Reduktion müssten zudem wirtschaftlich sein, sonst gefährde man die Zukunft des Unternehmens.

Nach dem Vortrag nutzten die Gäste ausführlich die Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Bei Getränken und einem Imbiss bot sich auch im Anschluss noch die Gelegenheit zum gemeinsamen Austausch.

 

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