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50 Jahre – 50 Köpfe: Katharina Saemann zur Internationalisierung der TU Dortmund

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Portrait Katharina Saemann © Archiv​/​TU Dortmund
Als Katharina Saemann ihre Tätigkeit im AAA begann, hatte sie lediglich vier oder fünf Kolleginnen und Kollegen.

Das Akademische Auslandsamt (AAA) wurde 1974 als Vorgänger des heutigen Referats Internationales gegründet und bestand damals aus einer Mitarbeiterin der Pressestelle und einem Mitarbeiter aus dem Studierendensekretariat. Seitdem ist die Einrichtung stetig gewachsen und berät heute Dortmunder Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die ins Ausland gehen wollen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich auch um internationale Forschende, die aus dem Ausland zu uns kommen, sowie um internationale Studierende. Katharina Saemann hat das AAA von 1993 bis 2006 geleitet und erzählt von ihren Eindrücken.

Sie waren vierzehn Jahre lang im AAA tätig. Welche Entwicklungen haben Sie miterlebt?

Die gravierendsten Veränderungen traten Mitte der 1990er-Jahre und um die Jahrtausendwende ein. Zum Beispiel haben wir anfangs vielleicht zwei oder drei Studierende in die USA geschickt. Dies änderte sich durch den Ausbau der Amerikanistik. Es wurden viele Kooperationen zum Studierendenaustausch geschlossen.

Die Öffnung zum Osten Europas in den 1990er-Jahren hat zudem neue EU-Programme ermöglicht und Internationalität auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu einem wichtigeren Thema gemacht. Wir bauten unsere Hochschulpartnerschaften noch mehr aus. Für Studierende wurden Europaprogramme wie Tempus oder ERASMUS eingerichtet, und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) rief Stipendienprogramme für Studierende und Forschende ins Leben, die den Zugang zum Auslandsaufenthalt erleichterten. Vor diesen Programmen hat kaum jemand daran gedacht, für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Das musste vollständig selbst organisiert und finanziert werden – es gab kaum Programme und kein Auslands-BAföG. Die Studierenden mussten also mehr Initiative zeigen, um überhaupt ins Ausland gehen zu können. Die gegenseitige Anerkennung von Leistungen war dabei immer schon ein Thema. Für die internationalen Studierenden, die aus den Entwicklungsländern nach Deutschland kamen, gab es teilweise DAAD-Programme oder Regierungsstipendien beispielsweise in Kamerun und später auch in China. Es war damals so, dass Studierende aus Entwicklungsländern in ihrer Heimat schon einen ersten Abschluss haben mussten, um in Deutschland nach einem Sprachkurs nochmals grundständig anfangen zu können.


Das AAA besaß in den 1990er-Jahren genau einen Computer im Sekretariat. Wie kann man sich die Form des Kontakts mit den internationalen Partnern vorstellen?

Wir haben telefoniert und Briefe mit der Schreibmaschine geschrieben. Der schriftliche Kontakt ins Ausland war dadurch schlicht und einfach sehr viel überlegter. Da wurden in einem Brief alle Unterlagen vollständig hingeschickt mit Kreuzchen für die Unterschriften und einem gesammelten Fragenkatalog. Es konnte ein paar Wochen dauern, bis der Brief überhaupt ankam. Bis die Unterschriften gesetzt waren und die Formulare zurückkamen, waren schnell zwei bis drei Monate vergangen. Aber man bekam immer vollständige Antworten. Heute antworten die Menschen oftmals nicht mehr, sobald in einer E-Mail mehr als zwei Fragen stehen. Für kurze Nachfragen haben wir damals auch viel mehr telefoniert und meiner Meinung nach war der Kontakt dadurch persönlicher und intensiver. Wir kannten uns. Wir haben uns auch auf Konferenzen getroffen und vor allem mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Osteuropa sind teilweise enge Freundschaften entstanden. Das war vor allem für russische Forscherinnen und Forscher sowie Ingenieurinnen und Ingenieure hilfreich, um ihre Wissenschaft und Forschung in den europäischen Westen zu bringen. Ich erinnere mich auch, dass sich die Lehrenden in den Partnerhochschulen immer sehr rührend um die Studierenden gekümmert haben. Ich kann nicht sagen, wie das heute aussieht. Aber ich glaube, dass durch die Digitalisierung zwar viele Arbeitsprozesse vereinfacht wurden, jedoch gleichzeitig viel persönlicher Kontakt verloren geht.

 

Gibt es ein besonderes Erlebnis aus Ihrer Arbeitszeit, an das Sie sich gern erinnern?

Ja, glücklicherweise auch eins, das sich jährlich wiederholte: Auf der Akademischen Jahresfeier wurde jedes Jahr der DAAD-Preis an internationale Studierende verliehen, die sich neben dem Studium für ihre Mitmenschen engagierten. Die Vergabe dieses Preises durch den Rektor war auch eine Wertschätzung unserer Arbeit, weil er zeigte, dass die internationalen Studierenden sich in Dortmund integrierten und einbrachten. Der Preis machte das AAA in der Universität und darüber hinaus sichtbar. Aber vor allem zeigte es junge internationale Studierende, die hier lebten und sich engagierten und sich offensichtlich wohl fühlten. Das war ein großes Geschenk.

 

Zur Person:

Dipl.-Ing. Katharina Saemann hat nach ihrer kaufmännischen Ausbildung als Au-Pair in Genf und London ihre ersten internationalen Erfahrungen gesammelt. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte sie Landschaftsentwicklungsplanung und verbrachte ein Forschungsjahr im Ausland. Im Deutschen Entwicklungsdienst hat sie Leitungserfahrung in Tansania gesammelt und kehrte in den 1980er-Jahren als Consultant für die Bereiche Asien und Afrika nach Deutschland zurück. 1989 zog ihr Fokus auf Entwicklungsländer sie schließlich zur Lehre ins SPRING-Zentrum an die damalige Universität Dortmund. Von 1993 bis 2006 war sie als Leiterin des Akademischen Auslandsamtes tätig.