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Spotlight Forschung: JProf. Max Hansmann zur Einwerbung seines ERC Starting Grants

„Je mehr Feedback man bekommen kann, desto besser“

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Foto von JProf. Max Hansmann © Bettina Engel-Albustin​/​Fotoagentur Ruhr
Max Hansmann ist seit 2019 Juniorprofessor für Organische Chemie an der TU Dortmund.

JProf. Max Hansmann erforscht an der Fakultät für Chemie und Chemische Biologie neue Strukturelemente und Verbindungsklassen in der Organischen Chemie. Für eines seiner Projekte (CC-CHARGED) warb er im Jahr 2022 einen ERC Starting Grant ein – dieses Format ermöglicht es international herausragenden Nach­wuchs­wissen­schaftler*innen, für fünf Jahre einer innovativen Forschungsidee nachzugehen. Im Interview berichtet JProf. Max Hansmann von seinen Erfahrungen und gibt Tipps zur Antragstellung.

Herr JProf. Hansmann, womit beschäftigen Sie sich in Ihrer Forschung?

Gemeinsam mit meiner Gruppe erforsche ich die Synthese neuer organischer Verbindungen sowie neue Strategien, um diese herzustellen. Ein Fokus liegt hierbei auf der Synthese von organischen Redoxsystemen. Das sind bestimmte organische Verbindungen, die zum Beispiel in Batterien zum Einsatz kommen können. Wir sind auch daran interessiert, neue Photokatalysatoren herzustellen, also Verbindungen, die chemische Reaktionen durch sichtbares Licht beschleunigen. Bisher werden in diesem Bereich vor allem Metalle verwendet, was aber problematisch ist, weil diese nur begrenzt verfügbar, teuer und nicht nachhaltig sind. Mit organischen Redoxsystemen hierfür neue und praktikable Lösungen zu entwickeln, ist herausfordernd, aber auch sehr spannend. Ein anderes Thema meiner Forschung sind grundlegende Fragen zu den Eigenschaften organischer Verbindungen, etwa Kohlenstoff, womit sich auch mein ERC-Projekt beschäftigt. Wenn wir diese Verbindungen besser verstehen und beeinflussen können, lassen sich auch ihre chemischen Eigenschaften anpassen – theoretisch könnte es dann möglich sein, ganz neue Stoffe zu synthetisieren oder bestehende Syntheserouten zu ändern und zu verkürzen, zum Beispiel für die Herstellung von Materialien oder Wirkstoffen.

Der ERC Grant ist ein hochkompetitives Format, das nicht nur eine zweistufige schriftliche Antragstellung, sondern auch ein Interview beinhaltet – wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Natürlich habe ich mich sehr gefreut, als ich zum Interview eingeladen wurde. Während der Corona-Pandemie sind die Auswahlgespräche digital durchgeführt worden – konkret hieß das für mich, eine zehnminütige Präsentation zu halten und sich auf zwanzig Minuten Diskussion im Anschluss einzustellen. Damit war natürlich auch die Herausforderung verbunden, die über mehrere Monate entwickelten Ideen des Antrags noch einmal stark herunterzubrechen. Geholfen haben mir die Nationale Kontaktstelle, Fachkolleg*innen und die Forschungsförderung der TU Dortmund. Im Prinzip gilt: Je mehr Feedback man bekommen kann, desto besser. Denn neben der fachlichen Darstellung geht es etwa auch darum, wie man sich vor einer Webcam präsentiert oder auf allgemeine Panel-Fragen reagiert. Ein gemeinsames Interviewtraining der Nationalen Kontaktstelle mit Antragsteller*innen aus zahlreichen Disziplinen hat mir sehr eindrücklich gezeigt, wie breit und unterschiedlich Wissenschaft präsentiert werden kann. Das Interview selbst ging dann in meiner Wahrnehmung erstaunlich schnell vorbei. Die meisten Fragen zielten konkret auf das Projekt, einzelne allgemeine Rückfragen waren aber auch dabei.

Welche Tipps geben Sie Kolleg*innen, die mit dem Gedanken spielen, sich auf einen ERC Grant zu bewerben?

Natürlich braucht man erst einmal eine gute Idee mit viel Potenzial. Außerdem sollte man sich genau überlegen, wann aus persönlicher Sicht der beste Zeitpunkt für die Antragstellung ist – denn sowohl der Antrag selbst als auch die Vorbereitungen auf das Interview erfordern sehr viel Zeit. Ich hatte mich für den letztmöglichen Zeitpunkt des Starting Grants, sieben Jahre nach der Promotion, entschieden und konnte mir so schon ein passendes wissenschaftliches Profil aufbauen. Das braucht es auch, um in dem kompetitiven Umfeld eine Chance zu haben, trotzdem kann in manchen Fällen auch eine frühere Antragstellung Sinn ergeben. In jedem Fall sollte man sich Unterstützung holen: Neben der Forschungsförderung habe ich mich im Vorfeld auch mit Kolleg*innen ausgetauscht, das war ebenfalls hilfreich. Klar, die Vorgaben beim ERC sind recht hoch – das Projekt soll möglichst risikoreich, fundamental neu und wegweisend sein. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Wenn die Idee und das wissenschaftliche Profil in der eigenen Disziplin passen, lohnt sich eine Antragstellung auf jeden Fall!

Zur Person

  • 2006-2015 Studium und Promotion in Chemie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes
  • 2015-2017 Forschungsaufenthalt als Feodor-Lynen Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der University of California, San Diego, USA
  • 2016 Karl-Freudenberg Preis
  • 2018-2019 Unabhängiger Nachwuchsgruppenleiter (Liebig Stipendiat), Georg-August-Universität Göttingen
  • Seit 2019 Juniorprofessur mit Tenure-Track für Organische Chemie, TU Dortmund
  • Seit 2020 Nachwuchsgruppenleiter im Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
  • 2021 Ernst-Haage-Preis des Max-Planck-Instituts für chemische Energiekonversion, Mülheim a.d. Ruhr
  • 2022 ORCHEM-Preis, ADUC Preis, sowie Chemiedozentenpreis des Fonds der chemischen Industrie
  • Seit 2023 ERC Starting Grant, Förderung des Projektes “CC-Charged - Strongly Polarized Carbon: Taming Fundamental Intermediates and Their Applications”
  • Seit 2023 Mitgliedschaft im Jungen Kolleg der NRW-Akademie der Wissenschaften und der Künste

Weiterführende Informationen:

 

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