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Spotlight Forschung: Prof. Matthias Faes zum Aufbau einer internationalen Arbeitsgruppe als Henriette-Herz-Scout

„Ich möchte ein familiäres und interkulturelles Umfeld für exzellente Forschung schaffen“

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Eine Portraitaufnahme eines Mannes auf einer Treppe mit einem geschwungenen Geländer aus hellem Holz. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Prof. Matthias Faes ist seit 2022 Professor für Reliability Engineering an der Fakultät Maschinenbau.

Prof. Matthias Faes befasst sich an der Fakultät Maschinenbau mit statistischen Methoden zur Quantifizierung von Unsicherheit, mit Entscheidungsfindung und Anwendungsfeldern der Industrie. Seit 2023 wird er als Henriette-Herz-Scout von der Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert, um internationale Nach­wuchs­wissen­schaftler*innen an die TU Dortmund zu holen. Im Interview berichtet er von seinen Plänen und dem Wert interkultureller Forschungsperspektiven.

Herr Prof. Faes, woran forschen Sie gerade?

Derzeit beschäftige ich mich unter anderem damit, Techniken des Maschinellen Lernens mit physikbasierten Modellen in einen gemeinsamen Rahmen zu bringen. Das Ziel dahinter ist, dass wir ein Optimum zwischen Genauigkeit und Berechnungseffizienz erhalten, um in den Modellen auch bei unvollständigen Daten möglichst schnelle und möglichst präzise Entscheidungen treffen zu können. In einem anderen Projekt geht es um die Simulation von Schäden bei der Metallumformung. Auch hier versuchen wir, mit Modellen die Prognosen genauer und mögliche Unsicherheiten messbar zu machen. Interessant wird es dabei vor allem, wenn wir in unseren Simulationen mit realen Daten und realistischen technischen Parametern konfrontiert werden. Das bringt einige Herausforderungen und zum Teil sehr rechenintensive Operationen mit sich, ermöglicht es uns aber wiederum, die Modelle anzupassen und zu verbessern. Erst kürzlich haben wir ein DFG-Projekt eingeworben, das genau daran anknüpft: Hier untersuchen wir numerisch effiziente Methoden zum Umgang mit Unsicherheit in Simulationsmodellen. Dass wir in unserer Forschung mit internationalen Teams zusammenarbeiten, die über ganz Europa verteilt sind, freut mich besonders.

Sie kamen im Rahmen eines Humboldt-Stipendiums aus Belgien nach Deutschland, inzwischen werden Sie selbst als Scout von der Stiftung gefördert – wie haben Sie Ihr internationales Netzwerk aufgebaut?

Wie die allermeisten habe ich klein angefangen und ein paar internationale Konferenzen besucht, oft alleine. Ich muss zugeben, dass mir das nicht immer leichtgefallen ist – schließlich kam ich als Nachwuchswissenschaftler in eine gut etablierte Community, in der sich scheinbar alle schon kennen und in der es einige große Namen gibt, vor denen ich erstmal Ehrfurcht hatte. Aber für eine wissenschaftliche Karriere braucht man internationale Erfahrung, also musste ich mir einen Ruck geben. Und habe dann gemerkt: Das sind ganz normale und nette Kolleg*innen, mit denen man auch mal ein Bier trinken kann. So etwas macht Mut und von einem Kontakt kommt man auf den nächsten. Besonders geprägt hat mich wahrscheinlich mein Aufenthalt an der Universität Hannover, wo ich auch mein Humboldt-Fellowship verbracht habe: Von einer vergleichsweise kleinen Arbeitsgruppe kam ich in ein großes internationales Team, in dem Wissen­schaft­ler*innen aus verschiedenen Ländern an den gleichen Themen arbeiteten. Das öffnet einem die Augen sowohl im Hinblick auf die Forschung als auch auf zwischenmenschlicher Ebene – ich habe dort viele gute Freund*innen gefunden und inzwischen Kontakte auf jedem Kontinent. Als ich die Professur an der TU Dortmund antrat, wusste ich: So eine tolle Arbeitsatmosphäre will ich in meinem Team auch schaffen.

Was planen Sie als Henriette-Herz-Scout für Ihre Arbeitsgruppe?

In meinem Bewerbungstext als Scout habe ich (in aller Kürze) dargestellt, dass ich meinen Lehrstuhl als spannenden und attraktiven Ort für Humboldt-Fellows gestalten möchte. Zum Glück kann ich dabei auf eigene positive Erfahrungen zurückgreifen und stehe in engem Austausch mit meinen damaligen Mentoren. Ich glaube, neben guter Planung sind es auch flache Hierarchien und kleine Gesten, die den Unterschied machen. Und ganz ehrlich: Ich bin überzeugt, dass von einem multikulturellen und diversen Team die Forschung profitiert. Die Kulturen und Bildungswege verschiedener Herkunftsländer bringen auch unterschiedliche Perspektiven und Herangehensweisen hervor – genau die braucht man, um komplexe Probleme zu lösen. Mein Ziel ist es, ein vielfältiges, familiäres und interkulturelles Umfeld für exzellente Forschung zu schaffen, in dem es leichtfällt, ein Teil des Teams zu werden. Natürlich sind dabei auch andere Strukturen der Universität unverzichtbar: Das Referat Internationales ist für uns eine enorme Unterstützung bei der Bürokratie, Organisation der Ankunft oder auch Wohnungssuche. Ich freue mich darauf, die positiven Erfahrungen, die ich selbst als Humboldt-Fellow gemacht habe, nun selbst an internationale Gastwissenschaftler*innen weitergeben zu können.


Zur Person

  • 2009-2013 Studium Engineering Technology – Manufacturing Engineering an der Lessius University of Applied Sciences und der Thomas More University of Applied Sciences, St.-Katelijne-Waver, Belgien
  • 2013-2017 Promotion in Engineering Technology, KU Leuven, Belgien
  • 2017 Preis für eine der zwei europaweit besten Dissertationen im Bereich Computational Methods in Applied Sciences and Engineering, ECCOMAS (European Community on Computational Methods in Applied Sciences)
  • 2018-2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter, gefördert durch die Flemish Research Foundation, an der KU Leuven, Belgien
  • 2020-2022 Fellowship der Alexander von Humboldt-Stiftung und Forschungsaufenthalt an der Leibniz Universität Hannover
  • 2022 Preisträger „Top Cited Article 2020-2021“ des International Journal for Numerical Methods in Engineering
  • seit 2022 Professor Reliability Engineering, Fakultät Maschinenbau, TU Dortmund
  • 2023 EASD Junior Research Prize im Bereich Development of Methodologies for Structural Dynamics der European Association of Structural Dynamics


Weiterführende Informationen:

Drittmittelberatung des Referats Forschungsförderung der TU Dortmund 
Henriette-Herz-Scouting-Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung  
Welcome Services des Referats Internationales 


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