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Lage der politischen Bildung in Nordrhein-Westfalen

Erster Demokratiebericht NRW unter Mitwirkung der TU Dortmund veröffentlicht

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Grafik: Sieben Menschen, dargestellt durch bunte Umrisse, stehen in einer Reihe. Über ihren Köpfen befinden sich Sprech- und Gedankenblasen. © Landeszentrale für politische Bildung NRW
Mit Hilfe des Demokratieberichts sollen die politische Bildung und Demokratie im Land NRW gestärkt und weiterentwickelt werden.

Die NRW-Landeszentrale für politische Bildung hat dem Landtag kürzlich den ersten „Demokratiebericht zur Lage der politischen Bildung in Nordrhein-Westfalen“ vorgestellt. Er soll als Grundlage für die Weiterentwicklung und Stärkung der Demokratie sowie der politischen Bildung im Land dienen. Der Bericht stellt unter anderem die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage unter der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens ab 14 Jahren dar, die Prof. Thomas Goll von der TU Dortmund wissenschaftlich begleitet hat.

Die Umfrage unter 1.000 Menschen liefert Kenntnisse über die Menschen im Land, über ihre Einstellungen und Themeninteressen und über ihre politischen und demokratischen Lebenswelten. Prof. Goll, der an der TU Dortmund die Professur für integrative Fachdidaktik Sachunterricht und Sozialwissenschaften innehat, schildert ein wichtiges Ergebnis: „Während Demokratie als Staatsform stark in den Köpfen der Menschen verankert ist, gilt das etwas weniger stark für Demokratie als Lebensform. Je näher Demokratie und die damit verbundenen Prozesse rücken und je stärker die eigene Haltung gefragt ist, desto niedriger ist die Zustimmung.“ Das bedeutet: Mit der Demokratieumsetzung vor der eigenen Haustür haben einige der Befragten durchaus Probleme. Sie stören sich beispielweise an Lebensgestaltungen, die von der eigenen abweichen.

Porträt von Prof. Thomas Goll © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Prof. Thomas Goll hat die grundlegende Umfrage zur politischen Bildung in NRW wissenschaftlich begleitet.

Demokratie als lebendes System

Für die politische Bildung leitet Prof. Goll daraus eine klare Zielsetzung ab: „Es geht nicht um Institutionenkunde, sondern darum, Demokratie als lebendes System zu begreifen.“ Hier können die Anbieter politischer Bildung in Zukunft ansetzen. Der Demokratiebericht liefert sieben konkrete Handlungsfelder zur Weiterentwicklung der politischen Bildung in NRW. Diese reichen von der Entwicklung von neuen aufsuchenden Formaten über die Stärkung von Bürger*innen im Umgang mit populistischem, extremistischem, rassistischem und antisemitischem Gedankengut bis hin zum Einsatz neuer Medien und dem Umgang mit ihnen. Mehr Bildung mit neuen Medien sei wichtig, um Fake News und Verschwörungsmythen zu erkennen und Hate Speech im Netz entgegenzutreten.

Für eine stärkere empirische Forschung zur politischen Bildung engagiert sich Prof. Goll: „Wir wissen, dass politische Bildung in der Schule nicht breit genug stattfindet, dass das zugehörige Unterrichtsfach oft sogar fachfremd unterrichtet wird.“ Daher brauche es einerseits eine bessere demokratische Schul- und Unterrichtsentwicklung, andererseits aber auch eine starke politische Bildungslandschaft. Es fehle aber noch Forschung dazu, wie genau diese Bildungsangebote wirken. „Schließlich hilft politische Bildungsarbeit nur, wenn sie diejenigen, die sie ansprechen will, auch erreicht“, so der Wissenschaftler. „Hier kann in Zukunft angesetzt werden, indem der Demokratiebericht regelmäßig von der Landesregierung fortgeschrieben wird – mit neuen Schwerpunktsetzungen.“

Über den Demokratiebericht

Der Demokratiebericht ist Ergebnis eines Beschlusses des Landtags vom 23. Mai 2019, der auf dem Antrag „2019 das Jubiläumsjahr der Demokratie: Demokratieverständnis fördern – dauerhafte Aufgabe in der parlamentarischen Demokratie“ (LT-Drs. 17/6245) der Fraktionen der CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/DIE GRÜNEN basiert. Dieser fordert die Landesregierung auf, einen regelmäßigen Demokratiebericht zur Lage der politischen Bildung in Nordrhein-Westfalen vorzulegen. Für die Erstellung des Berichts ist die Landeszentrale für politische Bildung unter Beteiligung der für Bildungsfragen zuständigen Ressorts verantwortlich.

Demokratiebericht zur Lage der politischen Bildung in NRW

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