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Data Champion

„Mit Datenpublikationen schaffen wir die Grundlage für eine transparente Forschung“

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Das Foto zeigt Frau Dr. Wohlgemuth lächelnd im Porträt. © BCI​/​TU Dortmund
Dr. Kerstin Wohlgemuth ist Leiterin der Arbeitsgruppe „Crystallization and Product Design“ am Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik
PD Dr. Kerstin Wohlgemuth leitet seit 2012 die Arbeitsgruppe „Crystallization and Product Design“ am Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik an der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen. Ihre Arbeitsgruppe gehört zu den ersten Nutzenden des institutionellen Datenrepositoriums TUDOdata.

Sie haben kürzlich Daten mit TUDOdata, dem Datenrepositorium der TU Dortmund, publiziert. Was ist der Mehrwert einer Datenpublikation in einem institutionellen Repositorium?

PD Dr. Kerstin Wohlgemuth: Zunächst einmal wollen wir unsere Daten nach den FAIR-Prinzipien sichern und speichern, also sie sollen auffindbar, zugänglich, interoperabel und wiederverwendbar sein. Wir haben in unserer Arbeitsgruppe entschieden, dass wir die Daten zu jeder Publikation auch als Datenpublikation zur Verfügung stellen wollen, um allen Forschenden und Interessierten deren Nachnutzung zu ermöglichen. Hierfür nutzen wir TUDOdata, weil die Daten hier entlang der FAIR-Prinzipien abgelegt werden. Beispielsweise bietet dieses TU-eigene Repositorium eine angemessene Speicherdauer und Auffindbarkeit mittels DOI (Digital Object Identifier). So können wir die Daten in der eigentlichen Veröffentlichung referenzieren. Es gibt sicherlich noch viele andere Repositorien, aber dank der Unterstützung durch das Team des Forschungsdatenservice können wir zuversichtlich sein, auch alles richtig zu machen.

Wie haben Sie es geschafft, die Daten für andere Forschende verständlich aufzubereiten?

Das ist tatsächlich der Knackpunkt, der meine Mitarbeitenden vor große Herausforderungen gestellt hat: die Forschung so darzulegen, dass man diese auch verstehen kann. Ich bin die erste Instanz, die dann einmal die Nachvollziehbarkeit auf fachlicher Ebene prüft. Und Bernd Zey vom Forschungsdatenservice unterstützt uns zusätzlich und checkt als Fachfremder auf technischer Ebene, ob er nachvollziehen kann, was wir da schreiben, und ob alle notwendigen Dokumente und Felder verständlich aufgearbeitet und ausgefüllt sind. Dieser Blick von außen ist eine große Hilfe.

Für die nachvollziehbare Dokumentation auf inhaltlicher Ebene gibt es in der Community schon Vokabularien, die wir aus existierenden Veröffentlichungen übernehmen. Aber gleichzeitig sind wir auch mit innovativen Apparaten und Methoden dabei, bei denen wir selber das Vokabular gestalten und in der Literatur etablieren. Wir machen uns im Vorhinein Gedanken, was nachvollziehbar ist und nicht verwechselbar ist mit anderen, bereits bestehenden Vokabeln.Wir bemühen uns um klare Definitionen in den Veröffentlichungen, weil wir wissen, dass in unterschiedlichen Communities das gleiche Vokabular für unterschiedliche Dinge benutzt wird.

Vorreiterin bei mir in der Arbeitsgruppe ist Ronja Heming, die als erste eine Datenpublikation gemacht und mittlerweile drei Datensätze publiziert hat. Und sie entwickelt auch gerade eine Anleitung für TUDOdata für nachfolgende Promovierende in meiner Arbeitsgruppe. Für diese wird es dann sicherlich einfacher sein, weil sie mit ganz anderen Standards anfangen können. Wir geben Standards vor, wie Daten abzulegen sind in Bachelor- und Masterarbeiten, und wir haben readme-Dateien geschrieben: Was ist wie zu gestalten, wie zu benennen und was darf gemacht werden, was nicht. Von dieser Vorarbeit profitieren jetzt alle bei uns in der Arbeitsgruppe.

Was möchten Sie Ihren Kolleg*innen mitgeben, die über eine Datenpublikation nachdenken?

Man sollte sich idealerweise bereits schon vor Projektstart Gedanken machen, wie man Daten ablegt und wie man diese strukturiert und benennt. Eine Policy hilft, das von Anfang an mitzudenken. Um wirklich das Beste aus einer Publikation rauszuholen, sollte man sie immer zusammen mit einer Datenpublikation veröffentlichen. So gewährleistet man die Nachnutzbarkeit von Daten. Wenn das irgendwann zum Standard wird, profitieren alle, weil man die eigenen Daten und die Daten anderer viel besser miteinander vergleichen kann. Das fehlt uns aktuell, beispielsweise im Vergleich von Apparaten. Da erhoffe ich mir, dass wir in der Forschungs-Community zukünftig transparenter forschen können.

Zur Person:

  • Studium Bioingenieurwesen und Promotion im Bereich Kristallisation an der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen
  • seit 2012 Leiterin der Arbeitsgruppe „Crystallization and Product Design“ am Lehrstuhl für Anlagen- und Prozesstechnik an der Fakultät Bio- und Chemieingenieurwesen
  • seit 2021 Vorsitzende des Fachausschusses Kristallisation bei der DECHEMA e.V. und Mitglied in der Working Party on Crystallization der Europäischen Föderation für Chemieingenieurwesen (EFCE)

Weitere Informationen:

TUDOdata
Datensatz der Arbeitsgruppe in TUDOdata