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Professor für Wissenschaftsjournalismus

Drei Fragen an Prof. Holger Wormer zu guter Wissenschaftskommunikation

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Portrait von Prof. Holger Wormer © Judith Wiesrecker
Prof. Holger Wormer vom Institut für Journalistik war an der Ausarbeitung vom Leitbild Guter Wissenschaftskommunikation beteiligt.

Die TU Dortmund hat ein Leitbild für gute Wissenschaftskommunikation entwickelt. Dieses Papier soll Wissen­schaft­ler*innen eine Orientierung dabei geben, welche Grundsätze für eine verantwortungsbewusste Kommunikation mit der Gesellschaft von Bedeutung sind. Prof. Holger Wormer vom Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus erläutert im Interview, welche Qualitätsstandards zu beachten sind und welche Missverständnisse besonders häufig auftreten.

Prof. Wormer, warum gibt es das Leitbild Gute Wissenschaftskommunikation für die TU Dortmund?

Alle Forschenden sind inzwischen verstärkt angehalten, ihre Forschung auch öffentlich an ein breites Publikum zu vermitteln. Das ist nicht nur eine allgemeine Erwartung der Politik, sondern wird immer öfter auch ein Kriterium für die Bewilligung von Forschungsgeldern. Diese Forderung ist bis zu einem gewissen Grade nachvollziehbar, da Wissenschaft überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert wird und die Gesellschaft am Erkenntnisfortschritt teilhaben sollte, auch um wissenschaftsbasierte Entscheidungen treffen zu können. Damit dies gelingt, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein – die haben wir für die TU Dortmund als Leitbild Gute Wissenschaftskommunikation formuliert.

Was ist denn „gute“ Wissenschaftskommunikation?

Gute Wissenschaftskommunikation muss vor allem zwei Kriterien erfüllen: Sie muss sowohl wissenschafts- als auch publikumsorientiert sein. Das heißt, wissenschaftliche Qualitätsstandards dürfen auch in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit nicht verletzt werden. Unsicherheiten oder Widersprüche müssen benannt werden, vielleicht sogar die Forschungsgruppe, mit der man konkurriert. Die TU Dortmund war hier schon 2019 Vorreiterin und hat dies in den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis verankert. Um für das Publikum verständlich zu kommunizieren, darf man vereinfachen, aber nicht übertreiben. Es muss auch gefragt werden: Was interessiert das Publikum? Da erfordern Themen wie Klimakrise, Schulforschung oder Migration für gewöhnlich ein höheres Engagement in der öffentlichen Debatte als theoretischere Felder. 

Welche Missverständnisse gibt es bei Wissenschaftskommunikation?

Es soll nicht einfach jeder irgendwie mehr kommunizieren. Wissenschaftskommunikation muss freiwillig sein, keine weitere Verpflichtung – das hat auch der Wissenschaftsrat in einer Stellungnahme betont. Wer aber kommunizieren will, sollte sich fragen, welche Zielgruppe sich für welche Themen interessiert und wie diese erreicht werden kann. Dabei muss es um die Sache gehen, nicht um Selbstvermarktung. Wer zum Stand der Forschung informiert, kann in der öffentlichen Debatte mehr bewirken als durch die Verkündung neu eingeworbener Prestigeprojekte oder Preise auf Fachkonferenzen. Obwohl viele Medienhäuser bekanntermaßen finanzielle Probleme haben, erzielt ein Experteninterview für eine Zeitung oder im Fernsehen in der Regel immer noch weitaus mehr Reichweite als ein Post auf einem mittelmäßig gefragten Social-Media-Account. Wer den Schritt in die Öffentlichkeit geht, muss aber auch Kritik aushalten können – das liegt in der Natur von Debatten.

Mehr Informationen zum Leitbild Gute Wissenschaftskommunikation

 

Über das Leitbild

Das Leitbild Gute Wissenschaftskommunikation der TU Dortmund wurde Ende 2022 vom Rektorat verabschiedet. Ausgearbeitet wurde es vom Bereich Wissenschaftsjournalismus in Kooperation mit dem Referat Hochschulkommunikation. Es fußt auf verschiedenen Papieren, die zuvor zur Wissenschaftskommunikation formuliert worden sind, u.a. vom Wissenschaftsrat, den Wissenschaftsakademien in Deutschland oder dem Bundesverband Hochschulkommunikation. Der Bereich Wissenschaftsjournalismus hat im Rahmen des Projekts „Medien-Doktor“ bereits Qualitätsstandards für die journalistische Berichterstattung, aber auch für Pressemitteilungen über Gesundheit, Umwelt sowie Ernährung entwickelt und erprobt.

 

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