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Gutachten der SWK unter Beteiligung der TU Dortmund

Bildungschancen in der Grundschule verbessern

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Mehrere Kinder sitzen an Tischgruppen in einem Klassenraum und lesen in Schulbüchern. Eine Lehrerin steht neben zwei Kindern und schaut mit ihnen in ein Buch. © Roland Baege​/​TU Dortmund
Die in der Grundschule erworbenen Kenntnisse bilden das Fundament für den Aufbau zukünftigen Wissens und weiterer Fähigkeiten.

Am Freitag, 9. Dezember, hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz ihr Gutachten „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die Grundschule“ vorgestellt und darin Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Grundschule empfohlen. An dem Gutachten haben auch zwei Forschende vom Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM) der TU Dortmund mitgewirkt: Prof. Susanne Prediger ist Mitglied der 16-köpfigen Kommission, Prof. Christoph Selter wurde als Autor für den Bereich Mathematik hinzugezogen.

Immer mehr Grundschulkinder erreichen die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht – zu diesem alarmierenden Ergebnis kam der jüngst veröffentlichte IQB-Bildungstrend. In ihrem Gutachten fordert die SWK nun, in der Grundschule insbesondere grundlegende Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Mathematik stärker zu fokussieren, damit alle Kinder unabhängig von ihren Startbedingungen eine erfolgreiche Schullaufbahn durchlaufen können.

Die in der Grundschule erworbenen Kompetenzen bilden dabei das Fundament für den Aufbau zukünftigen Wissens und weiterer Fähigkeiten. Hierzu erklärt Prof. Christoph Selter: „Die basalen Kompetenzen in Mathematik umfassen weit mehr als die sichere Beherrschung des kleinen Einmaleins oder der schriftlichen Addition. Ihnen zugrunde liegt ein sicheres Zahlenverständnis, ein solides Operationsverständnis oder die Fähigkeit, Zusammenhänge zwischen Aufgaben für das Rechnen zu nutzen. Diese Verstehensgrundlagen sind von zentraler Bedeutung für das Weiterlernen. Und auch in Geometrie oder im Sachrechnen sind in der Grundschule basale Kompetenzen zu erwerben.“

Montage zweier Porträts: Links ist das Porträt von Prof. Susanne Prediger und rechts ist das Porträt von Prof. Christoph Selter. © TU Dortmund
Prof. Susanne Prediger und Prof. Christoph Selter forschen am Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts (IEEM).

Unterrichtsqualität entscheidend von Lehrkräften abhängig

Im Zentrum der SWK-Forderungen steht daher die Verbesserung der Unterrichtsqualität, unter anderem durch ausreichende, verstehensorientierte Lerngelegenheiten. Für das Fach Deutsch sollten demnach 24, für das Fach Mathematik 20 Wochenstunden in den ersten vier Grundschuljahren zur Verfügung stehen. Auch sollte der Lernstand der Kinder kontinuierlich mit mehreren Diagnosezeitpunkten pro Schuljahr festgestellt werden. Studien belegen zudem, dass die Qualität des Unterrichts entscheidend von den Lehrkräften abhängt. „Die SWK ist daher überzeugt, dass die gezielte Professionalisierung von Lehrkräften im Studium, Referendariat und im Beruf ein entscheidender Ansatzpunkt ist, um die fachdidaktische Unterrichtsqualität zu verbessern“, sagt Prof. Susanne Prediger.

Gleichzeitig besteht nach Ansicht der Kommission ein erhöhter Investitionsbedarf hinsichtlich des Personals. So müsse ausreichend Zeit etwa für Leitungs- und Kooperationstätigkeiten sein und die komplexen Aufgaben sollten angemessen besoldet werden. Da Grundschulen mit einem hohen Anteil an sozioökonomisch benachteiligten Kindern gemäß vieler Forschungsergebnisse besondere Aufmerksamkeit benötigen, plädieren die Wissen­schaft­ler*innen zugleich für einen gezielteren Einsatz der Ressourcen.

Auch belegen wissenschaftliche Erkenntnisse den Stellenwert frühkindlicher Bildung. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die SWK eine stärkere Verbindlichkeit alltagsintegrierter Bildungsangebote in der Kita sowie die Diagnostik eines möglichen Förderbedarfs bei allen Kindern im Alter von drei bis vier Jahren.

Zehnjahresprogramm für besseren Mathematikunterricht

Prof. Susanne Prediger ist seit 2021 Leiterin des Deutschen Zentrums für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM) und Mitglied der neugegründeten Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK), die die Länder in Fragen der Weiterentwicklung des Bildungswesens berät. Im Dezember vergangenen Jahres hat die KMK ein Zehnjahresprogramm für besseren Mathematikunterricht (QuaMath) beschlossen, das am DZLM mit maßgeblicher Beteiligung des IEEM unter der Gesamtleitung von Prof. Susanne Prediger, Prof. Christoph Selter und Prof. Hans Anand Pant (Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik IPN Berlin) durchgeführt wird.


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