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Gambrinus-Forum im Westfälischen Industrieklub

Vorträge zu Wasserstoff und Datenjournalismus bringen Wissenschaft in die Stadt

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Gruppenfoto mit fünf Personen © Oliver Schaper​/​TU Dortmund
Rektor Prof. Manfred Bayer (r.), Kanzler Albrecht Ehlers (M.) und Prof. Gerhard Schembecker (l.), Prorektor Finanzen der TU Dortmund, begrüßten Prof. Peter Wasserscheid von der Universität Erlangen-Nürnberg und Prof. Christina Elmer von der TU Dortmund.

Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause präsentierte das Gambrinus-Forum am Donnerstag, 28. Oktober, wieder spannende Forschung im Westfälischen Industrieklub. Bereits zum 25. Mal lud die TU Dortmund die breite Öffentlichkeit zu dem Forum ein, das Wissenschaft in die Stadt trägt. Energieforscher Prof. Peter Wasserscheid sprach über innovative Wasserstofftechnologie für die klimaneutrale Industriegesellschaft der Zukunft. Die Datenjournalistin Prof. Christina Elmer hielt einen Vortrag zum Thema „Daten im Dienst der Gesellschaft: Wie die Pandemie den Datenjournalismus beeinflusst hat – und umgekehrt“.

Prof. Wasserscheid, Professor für Chemische Reaktionstechnik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Direktor des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien, betonte zu Beginn seines Vortrags, dass zur Rettung des Klimas eine Umstellung auf erneuerbare Energien essenziell sei. Die Herausforderung liege dabei vor allem darin, diese zu verteilen: Wie kommt sie von dort, wo viel Wind weht oder viel Sonne scheint, zu weniger energiereichen Orten? Beispielsweise durch eine stoffliche Speicherung in Wasserstoff. „Das Problem ist nicht die Erzeugung von Wasserstoff, sondern die Logistik“, erklärte der Wissenschaftler. Denn das Gas wird unter hohem Druck oder bei sehr niedrigen Temperaturen transportiert – das ist aufwändig und teuer.

Wasserscheid erforscht daher eine andere Möglichkeit, und zwar das LOHC-Verfahren (Liquid Organic Hydrogen Carrier). Dabei wird der Wasserstoff für den Transport an ein anderes Molekül gekoppelt, wodurch er nicht mehr so leicht entflammbar ist und bei niedrigerem Druck und höherer Temperatur transportiert werden kann. Am Zielort angelangt, kann das Gas mittels chemischer Verfahren wieder gelöst oder auch in der gebundenen Form verbraucht werden. Mit LOHC könnte die bestehende Infrastruktur weiter genutzt werden, da der Wasserstoff in Diesel-Tanks oder auf Schiffen an den Zielort gebracht werden kann. In der Diskussion nach seinem Vortrag ging Wasserscheid auch auf die Frage ein, ob sich in Zukunft eher batterieelektrische oder Wasserstoffautos durchsetzen würden. Wenngleich die Batterieforschung aktuell weiter fortgeschritten sei, gelten für die unterschiedlichen Technologien auch unterschiedliche Rahmenbedingungen, so Wasserscheid. Womöglich würden sie ähnliche Rollen übernehmen wie heute Benziner und Diesel: Batterieautos für kürzere Strecken wie das Pendeln zur Arbeit, Wasserstoffautos für lange Strecken. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran und reiste mit einem Wasserstoffauto nach Dortmund.

Datenjournalismus während der Corona-Pandemie

Datenbasierte Evidenz hat in der journalistischen Berichterstattung seit Beginn der Corona-Pandemie an Relevanz gewonnen, erklärte Prof. Christina Elmer, die zum 1. September die neue Professur für Datenjournalismus an der TU Dortmund übernommen hat. Mit den Corona-Dashboards sei Datenjournalismus mittlerweile ein fester Bestandteil vieler Startseiten von Medien – deutschlandweit und international. „Für Journalist*innen etwas ganz Neues“, sagte Elmer, die vor ihrem Ruf an die TU Dortmund das Ressort Datenjournalismus beim SPIEGEL aufgebaut hatte und seit 2017 zur Chefredaktion gehörte. Ohne aussagekräftige Daten hätte man die Pandemie nicht als die Krise verstehen können, die sie ist. Und das kam in der Öffentlichkeit an: Die Artikel bescherten den Medienhäusern Rekord-Reichweiten. Die Corona-Pandemie habe aber auch neue Herausforderungen mit sich gebracht: So mussten die Journalist*innen mit Daten arbeiten, die methodische Schwächen aufwiesen – zum Beispiel gab es bei der Meldung der Corona-Fälle Verzögerungen, was die Berechnung des Inzidenzwertes beeinflusste. Ausbaufähig sei die „Data Literacy“ in der Bevölkerung, also der kompetente Umgang mit Daten. Hier hob Elmer das TU-Projekt „DaCoNet“ hervor, dessen Ziel es ist, Studierende im Umgang mit Daten zu schulen. Die Veranstaltung steht allen Studierenden der TU Dortmund offen.

Die Dortmunder Gambrinus Fellowships

Die Fellowships wurden 1993 anlässlich des 700-jährigen Braurechts der Stadt Dortmund vom Verband Dortmunder Bierbrauer ins Leben gerufen. Sie ermöglichen Forschungsaufenthalte ausländischer Wissen­schaft­ler*innen an der Technischen Universität Dortmund. Den Höhepunkt der jährlichen Gambrinus-Aktivitäten bildet das „Gambrinus-Forum“, auf dem international renommierte Wissen­schaft­ler*innen sich mit Vorträgen an eine breite, auch außeruniversitäre Öffentlichkeit wenden. Gefördert wird das Programm heute von der Sparkasse Dortmund, die Brauereien stiften immer noch das Bier für das Gambrinus-Forum. Seit 2016 findet die Veranstaltung im Westfälischen Industrieklub statt.

Prof. Gerhard Schembecker, Prorektor Finanzen der TU Dortmund, stellte die beiden Vortragenden vor.
„Das Problem ist nicht die Erzeugung von Was­ser­stoff, sondern die Logistik“, sagte Prof. Peter Wasserscheid in seinem Vortrag.
Die Co­ro­na-Pan­de­mie habe neue He­raus­for­de­run­gen für Journalist*innen mit sich gebracht, erklärte Prof. Christina Elmer.

 

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