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ALEXANDER VON HUMBOLDT-STIFTUNG

Humboldt-Stipendiatin aus Japan forscht am IUL

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Eine junge Frau aus Japan hält ein geformtes Metalblech vor Maschinen in ihren Händen und lächelt in die Kamera. © IUL
Dr. Shiori Gondo beschäftigt sich in ihrem Forschungsprojekt mit inkrementeller Umformung.

Für ihr Alexander von Humboldt-Stipendium forscht Dr. Shiori Gondo aus Japan seit Juli im Bereich Sonderverfahren am Institut für Umformtechnik und Leichtbau (IUL), das Prof. A. Erman Tekkaya leitet. Das Stipendium ermöglicht hochqualifizierten, internationalen Postdocs einen Forschungsaufenthalt in Deutschland. Im Interview spricht Dr. Gondo über ihr Projekt, die Bedeutung von interdisziplinärer Forschung und ihre Ziele während ihres Aufenthalts an der TU Dortmund.

Frau Dr. Gondo, woran forschen Sie derzeit?

In meinem Forschungsprojekt beschäftige ich mich mit der inkrementellen Umformung (Incremental Sheet Forming, ISF). ISF ist ein Verfahren zur Herstellung von Metallbauteilen mit komplexer Formgebung. Ein Metallblech wird dabei lokal verformt, indem ein halbkugelförmiges Werkzeug entlang einer programmierten Bahn bewegt wird, ohne dass andere Spezialwerkzeuge zum Einsatz kommen. Daher bietet es im Vergleich zu herkömmlichen Umformungsverfahren wie dem Tiefziehen, bei dem Kosten für Ausrüstung und Werkzeuge sowie Einrichtungszeiten anfallen, Vorteile bei der Herstellung von Kleinserien, beim Rapid Prototyping und bei maßgeschneiderten Komponenten. Während meines Aufenthalts erforsche ich, wie bei der ISF Schädigungen entstehen und wie wir diese eindämmen können. Schädigungen können zu einem Versagen des hergestellten Metallbauteils führen. Vorherige Untersuchungen haben sich mit Schädigungen befasst, die bei einfachen Verformungen wie einachsiger Zugverformung und Biegung auftreten. In meinem Projekt untersuche ich Schädigungen, die bei komplexen Verformungen auftreten.

Warum ist interdisziplinäre Forschung in Ihrem Bereich so wichtig?

Wenn ich etwas verstehen kann, das ich vorher nicht gut verstanden habe, und etwas erreiche, das ich vorher nicht erreicht habe, dann begeistert mich das! Aus diesem Grund finde ich es hochinteressant, dass die komplexe Verformung von Metall in der ISF zu vielen bisher unbekannten Phänomenen führt. Vor allem können wir mithilfe interdisziplinärer Forschung neue Probleme in der Fertigung entdecken und neue Technologien zur Lösung dieser Probleme entwickeln. In meinem Projekt kombiniere ich daher die ISF mit dem Forschungsgebiet der Mikrostruktur und insbesondere der Schädigung, auf das sich das IUL spezialisiert hat. Indem ich die ISF aus der Mikrostrukturperspektive betrachte, hoffe ich, etwas Neues zu diesem Forschungsgebiet beizusteuern. Darüber hinaus möchte ich einen Beitrag zur Entwicklung einer schädigungskontrollierten ISF-Technologie leisten, die ein komplex geformtes Bauteil mit hoher Steifigkeit in einer Einheit erzeugt. Ich hoffe, dass dies die Chance erhöht, dass die Industrie ISF häufiger einsetzt.

Warum haben Sie das IUL für Ihren Forschungsaufenthalt gewählt?

Ich wollte meine Karriere mit einem Forschungsaufenthalt im Ausland weiterentwickeln. Ein Kollege von mir in Japan hat mich mit Prof. A. Erman Tekkaya bekannt gemacht. Bei den Meetings mit ihm und den IUL-Wissen­schaft­ler*innen war ich von der aktuellen Forschung am IUL beeindruckt und ich bin mir sicher, dass meine Arbeit am IUL mich weiterbringen wird. Außerdem war ich sehr glücklich, dass die Alexander von Humboldt-Stiftung mein Projekt am IUL für ein Stipendium ausgewählt hat. Mein Ziel während meines Aufenthalts an der TU Dortmund ist es natürlich, mein Forschungsprojekt zu verwirklichen und dabei viele Erfahrungen zu sammeln.  Zusätzlich möchte ich gerne einen Beitrag zur Forschung des IUL leisten, indem ich meine Expertise im Bereich Mikrostruktur einbringe. Außerdem hoffe ich, ein Netzwerk aufzubauen und auch in Zukunft mit Forscher*innen aus Dortmund zusammenzuarbeiten. Außerdem möchte ich meine Sprachkenntnisse verbessern - mein Ziel ist es, einen Vortrag über meine Forschung auf Deutsch halten zu können!

Zur Person

Dr. Shiori Gondo wurde 2019 an der Waseda University promoviert. Anschließend arbeitete sie am Advanced Manufacturing Research Institute (AMRI) des National Institute of Advanced Industrial Science and Technology (AIST) in Tsukuba, Japan.