Zum Inhalt
Unterstützung bei der Suche nach Anlaufstellen und Hilfsangeboten

Drei Fragen an Pflegelotsin Ulrike Grates

-
in
  • Service
  • Top-Meldungen
  • Menschen
Eine Frau lächelt in die Kamera. Im Hintergrund ist eine Wiese zu sehen. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Ulrike Grates unterstützt pflegende TU-Mitglieder bei der Suche nach Anlaufstellen und Hilfsangeboten.

TU-Mitarbeiterin Ulrike Grates arbeitet im Betrieblichen Eingliederungsmanagement und hat im vergangenen Jahr eine Fortbildung zur Pflegelotsin gemacht. Seitdem unterstützt sie pflegende Beschäftigte und Studierende bei der Suche nach passenden Anlaufstellen und Ansprechpersonen. Im Interview erzählt sie, mit welchen Herausforderungen pflegende Angehörige zu kämpfen haben, wie sie Unterstützungsmöglichkeiten finden und welchen Rat sie ihnen mit auf den Weg geben würde.

Frau Grates, was sind Ihre Aufgaben als Pflegelotsin?

Ich gebe Orientierung in einer schwierigen Lebenslage. Die Pflege von einem nahen Angehörigen kommt oft sehr unvorbereitet und in den ersten Tagen und Monaten gibt es erhebliche Herausforderungen, die Zeit und Kraft kosten. Zudem ist die emotionale Belastung sehr groß. In diesen Akutsituationen gibt es viele Unterstützungsangebote. Die Betroffenen haben aber verständlicherweise oft nicht die Energie, nach diesen zu suchen und es ist wichtig, wenn sie zu Beginn der Pflegesituation durch diesen „Dschungel“ gelotst werden.  An der Universität bin ich erste Anlaufstelle rund um das Thema Pflege. Es findet jedoch keine Pflegeberatung statt. Die Kolleg*innen werden durch mich zu den richtigen Ansprechpersonen innerhalb und außerhalb der Universität gelotst. Gerade am Anfang haben die pflegenden Personen viele Fragen: Wo gibt es Anlaufstellen am Wohnort? Kann ich kurzfristig der Arbeit fernbleiben? Welche Leistungen kann ich in Anspruch nehmen? Ich strukturiere die Fragen und bespreche gemeinsam mit den pflegenden Angehörigen das weitere Vorgehen. Als Pflegelotsin schaue ich aus einer neutralen Perspektive auf die Pflegesituation.

 Mit welchen Herausforderungen haben pflegende TU-Mitglieder zu kämpfen?

Pflege ist ein Balanceakt. Vor allem die Organisation der Pflege ist eine große Herausforderung. Viele haben eine eigene Familie und müssen ihre Zeit zwischen Pflege, Familie und Arbeit oder Studium aufteilen. Oftmals entsteht bei den Betroffenen das Gefühl, jemanden zu vernachlässigen –  in der eigenen Familie oder den zu pflegenden Angehörigen. Viele haben Ängste und Sorgen und wissen nicht, was auf sie zukommt. Nach einer längeren Zeit in der Pflege spielt die Einsamkeit eine große Rolle. Denn wer pflegt, kennt keinen Feierabend. Für Unternehmungen und Freundschaften fehlt oft die Zeit. Viele Betroffene haben deswegen den großen Wunsch nach mehr Flexibilität.

Welchen Rat würden Sie den pflegenden Personen mit auf den Weg geben?

Es gibt zwei Dinge, die mir sehr wichtig sind. Erstens wird die Pflege von Angehörigen in unserer Gesellschaft immer noch wenig thematisiert. Es ist aber wichtig, dass man offensiv damit umgeht und im Dialog bleibt – mit dem Arbeitgeber, der oder dem Vorgesetzten, den Kolleg*innen, der Lehrperson. Kommunikation ist unheimlich wichtig, um sich nicht alleingelassen zu fühlen. Der Austausch miteinander bietet die Chance, individuelle und kreative Lösungen zu finden. Zweitens: Nicht versuchen, alles alleine zu stemmen. Es ist bedeutend, sich Unterstützung und vor allem auch eigene Entspannungsmöglichkeiten zu suchen. Als Pflegende*r muss man auf sich selbst sehr gut Acht geben, denn diese Tätigkeit raubt sehr viel Energie. Daher ein Tipp von mir: Man sollte sich jeden Abend fragen, was habe ich an diesem Tag Gutes für mich gemacht. Pflegende sollten Zeit für sich finden und diese am besten schon in den Tagesablauf einplanen. Ich habe einen schönen Spruch gelesen, der gut dazu passt: ‚Was immer der eigenen Seele guttut, tu es.‘ Ich weiß, dass das schwierig ist. Aber es ist wichtig, denn Pflege ist ein Marathon.

Ansprechpartnerin für Rückfragen: