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Förderung durch VolkswagenStiftung

Neue Forschungsperspektiven auf Reichtum

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Zu sehen sind ein Miniaturhaus, ein Miniaturbaum und eine Miniaturbank, auf der eine Miniaturperson sitzt. Auf dem Boden liegen mehrere Geldscheine und Geldmünzen. © C. Heusler​/​AdobeStock

Im Rahmen der Förderlinie „Perspektiven auf Reichtum: Die (Re-)Produktion von Reichtum“ fördert die VolkswagenStiftung für drei Jahre ein Projekt von Prof. Nicole Burzan von der Fakultät Sozialwissenschaften mit rund 549.000 Euro. Sie untersucht gemeinsam mit Prof. Berthold Vogel vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen Reichtum als dynamisches Feld sozialer Beziehungen. Prof. Christian Neuhäuser von der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie der TU Dortmund ist an einem interdisziplinären Forschungsprojekt mit Wissen­schaft­ler*innen des Exzellenzclusters „Contestation of the Liberal Script“ der Freien Universität Berlin beteiligt, das die VolkswagenStiftung in der gleichen Förderlinie für vier Jahre mit rund 800.000 Euro unterstützt.

„Sehr privilegierte Gesellschaftsschichten sind in der soziologischen Forschung bislang unterrepräsentiert“, erklärt Prof. Nicole Burzan. Nachdem sie und Prof. Berthold Vogel in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt bereits die Statusreproduktion in der Mittelschicht untersucht haben, wenden sie sich im von der VolkswagenStiftung geförderten Nachfolgeprojekt „Reichtum als soziale Beziehung. Intergenerationale Perspektiven auf die familiale (Re)Produktion von Reichtum“ nun reichen Familien zu.

Im Fokus steht dabei nicht die ökonomische Lage einzelner Personen, sondern das soziale Geflecht der Familienmitglieder untereinander. „Wir betrachten unter anderem die Beziehungen zwischen den Generationen. Ein interessanter Aspekt ist in dem Zusammenhang beispielsweise, wie die Nachfolge in Familienunternehmen geregelt wird“, sagt Prof. Nicole Burzan. Die beiden Wissen­schaft­ler*innen werden qualitative Familieninterviews führen und dabei unter anderem untersuchen, wie der Reichtum in der Familie entstanden ist und wie er weiter gesichert wird bzw. gesichert werden soll. „Mit dem Projekt wollen wir – jenseits von Klischees – Erkenntnisse darüber gewinnen, welchen Einfluss der Reichtum auf die Einstellungen und Machtvorstellungen der Personen hat“, so Prof. Burzan.

Foto von Prof. Nicole Burzan © privat
Prof. Nicole Burzan
Foto von Prof. Christian Neuhäuser © Roland Baege​/​TU Dortmund
Prof. Christian Neuhäuser

Am Projekt „The Deserving Rich – A Multi-Disciplinary Analysis of the (Re-)Production of (German) Wealth“ ist neben Prof. Stefan Gosepath, Prof. Philipp Lepenies und Martyna Linartas von der Freien Universität Berlin auch Prof. Christian Neuhäuser vom Institut für Philosophie und Politikwissenschaft beteiligt. Gemeinsam untersuchen sie am Beispiel Deutschland, wie Reichtum entsteht und weitergegeben wird. „Deutschland bietet sich an, da hier – wie in vielen anderen OECD-Ländern – ein Großteil des Reichtums nicht erwirtschaftet, sondern geerbt wird“, sagt Prof. Christian Neuhäuser und erklärt: „Das Thema ist vor allem deshalb relevant, weil extreme Vermögensungleichheiten eine Bedrohung für liberale Demokratien darstellen.“ 

Im Rahmen des Projekts werden die Wissen­schaft­ler*innen analysieren, welche Rechtfertigungen es im Allgemeinen für Reichtum und im Speziellen für dessen Vererbung gibt, und welche Narrative und Paradigmen in den vergangenen einhundert Jahren die Ausgestaltung des Erbschaftssteuersystems geprägt haben.

Zur Förderintiative der VolkswagenStiftung
Mit der Förderinitiative „Perspektiven auf Reichtum“ möchte die VolkswagenStiftung einen Perspektivwechsel initiieren von der Armutsforschung hin zu Facetten des Reichtums, da dieses Phänomen ein zentrales Element zum Verständnis gesellschaftlicher Transformationsprozesse ist. In der Linie Nationale Kooperationsprojekte konnten sich die beiden oben genannten Forschungsvorhaben mit TU-Beteiligung durchsetzen.