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Coronakrise

Zeigt COVID-19 ein logistisches Wachstum? Prof. Weihs rechnet nach

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Portrait Prof. Claus Weihs © Jürgen Huhn​/​TU Dortmund
Seit dem 23. März stellt Prof. Weihs täglich seine Vorhersage des Infektionsverlaufs von COVID-19 ins Netz.

Infolge der Kontaktsperre werden sich in der Woche nach Ostern kaum noch Menschen mit dem Coronavirus neu infizieren. Das prognostiziert Claus Weihs, pensionierter Statistik-Professor der TU Dortmund.

Seit dem 23. März stellt er täglich seine Vorhersage des Infektionsverlaufs von COVID-19 ins Netz. Seine Modelle stimmen bisher sehr gut mit dem amtlich festgestellten Verlauf der Pandemie überein.

Dass Prognosen schwierig sind, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, wusste schon Mark Twain. Warum liegen die skizzierten Szenarien über die weitere Ausbreitung des Coronavirus weit auseinander? Warum glaubt Prof. Weihs, mit seiner Prognose richtig zu liegen? „Wie viele Menschen neu erkranken, hängt davon ab, wieviel Kontakt es gibt“, erläutert Weihs. Ohne Kontaktbeschränkung würde jeder Corona-Kranke im Durchschnitt zwei bis drei Personen täglich infizieren, durch die Kontaktbeschränkung anscheinend nur noch ungefähr 0,2 Personen.

Sättigung von Infektionen

„Diese Werte jedoch einfach exponentiell hochzurechnen, trifft nicht die Wirklichkeit“, so Weihs. „Es haben nicht immer alle mit allen Kontakt.“ Er setzt auf „logistisches Wachstum“, bei dem die Infektionsraten mit einer Sättigungsgrenze modelliert werden. „Durch Kontaktbeschränkungen und Quarantäne wird der Übertragung sozusagen mittelfristig die Grundlage entzogen. Deshalb gibt es mit der Zeit eine Sättigung von Infektionen“, so Weihs. „In der Nähe der Sättigung flacht die Infektionskurve ab, bis es schließlich kaum noch Neuinfektionen gibt.“ Diesen Zeitpunkt rechnet Weihs auf kurz nach den Ostertagen hoch. Andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler legen diesen Zeitpunkt auf Monate später.

Täglich ist bei Prof. Weihs Veröffentlichung abzulesen, ob er richtig liegt. Er legt Wert darauf, dass mit seiner Prognose keine Empfehlung verbunden ist, wie die Politik handeln solle, wenn die Neuinfektionen auf Null abgeflacht sind. Auch mag er nicht prognostizieren, wie eine eventuelle zweite Infektionswelle ablaufen würde, wenn die Kontaktsperre gelockert werden würde.

Ende dieses Jahres werden die Corona-Studien von Prof. Weihs als ein Kapitel in seinem Fachbuch „Statistische Datenanalyse für Datenjournalisten“ erscheinen. Mit zeitlichem Abstand kann dann der Erfolg der statistischen Arbeit von Prof. Weihs betrachtet werden.