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TU Dortmund richtet Fachtagung zu Stahlhäusern des früheren Hoesch-Konzerns aus

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Schwarz-weiß Foto des ehemaligen Restaurant "Buschmühle" im Dortmunder Westfalenpark. © Stadtarchiv​/​Stadt Dortmund
Das ehemalige Restaurant "Buschmühle" im Dortmunder Westfalenpark ist ebenfalls ein Stahlbau.

Wer in seinem Bungalow in Dortmund-Westrich ein Bild aufhängen will, braucht dafür einen Magneten – jedenfalls, wenn er in einem der Stahlhäuser wohnt, die Anfang der 60er Jahre vom damaligen Hoesch-Konzern entwickelt worden waren. Die TU Dortmund richtet am Freitag, 16. März, von 13 bis 21 Uhr im ehemaligen Restaurant „Buschmühle“ im Dortmunder Westfalenpark eine Fachtagung zu dieser – so die Initiatorinnen der Veranstaltung – „unterschätzten Form des Bauens“ aus. Anmeldungen zur Tagung sind noch möglich.

Während die Betonarchitekturen der Nachkriegsmoderne derzeit auch im Ruhrgebiet eine regelrechte Renaissance erleben, weil sie „hip“ sind, ist es um die Stahlbauten dieser Zeit recht still. Und dies, obwohl gerade Stahlbauten und Stahlkonstruktionssysteme ganz besonders den technischen Aufbruch und eine neue Experimentierfreude seit Beginn der 1950er Jahre symbolisieren. Ob es um Wohnen im Fertighaus, um Schul- und Museumsbau oder um komplexe Tragwerkskonstruktion ging – der Stahlbau spielte bei Architekten und Ingenieuren bis in die Montanindustrie hinein eine herausragende Rolle.

 
Fachtagung legt Fokus auf Stahlbauten

Die beiden Architekturhistorikerinnen Dr. Silke Haps und Dr. Alexandra Apfelbaum vom Bereich Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Dortmund haben sich daher dieses bisher wenig beachteten Gebiets der Nachkriegsarchitektur angenommen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um Erhalt, Schutz und Umnutzung des Nachkriegserbes werden sie im Rahmen einer Fachtagung den Fokus erstmals auf diese besonders gefährdete Variante der Nachkriegsarchitektur legen: „Von ‚Stahlschachteln‘ und Bausystemen. Zum Umgang mit Stahlbauten der Nachkriegszeit“, so lautet der Titel der Veranstaltung, die ganz stilecht in einem Stahlbau stattfindet: dem ehemaligen Restaurant „Buschmühle“, ein 1959 anlässlich der Bundesgartenschau im Dortmunder Westfalenpark errichtetes Bauwerk der Architekten Otto-Heinz Groth, Werner Lehmann und Wolfram Schlote.

 

Die Veranstaltung, die Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau mit einem Grußwort eröffnen wird, sucht anhand ausgewählter Beiträge aus dem Dortmunder Raum bauhistorisches Wissen um Bauverfahren, Werkstoffeigenschaften und bauphysikalisches Verhalten zusammen zu tragen, in einen breiteren Kontext zu stellen und die Diskussion um den Umgang mit diesen Bauten zu eröffnen. Sie richtet sich an alle, die vor der Herausforderung stehen, die Gebäude zeitgemäß zu erhalten, zu sanieren und zu nutzen, aber gleichzeitig die spezifischen Besonderheiten in Bautechnik und Materialität zu bewahren.

 
Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschaft

Geladen als Referentinnen und Referenten sowie als Diskussionsteilnehmerinnen und Diskussionsteilnehmer sind Persönlichkeiten aus ehemals führenden Stahl- und Ingenieurbauunternehmen oder Einrichtungen wie dem Hoesch-Museum und der LWL-Landeskonservator für Westfalen-Lippe, die sich mit dem Erhalt des Bestandes auseinandersetzen. Den Abschluss der Veranstaltung bildet ein Abendvortrag von Prof. Georg Vrachliotis, Professor für Architekturtheorie und Leiter des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau (saai) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der sich mit seinem Forschungsschwerpunkt zur Architekturtheorie und -geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere der Nachkriegszeit, an den Schnittstellen zur Medien-, Technik- und Kulturgeschichte bewegt und auch zu Frei Otto und Fritz Haller gearbeitet hat.

 

Anmeldungen sind noch bis zum 15. März möglich, die Tagungsgebühr beträgt 40 Euro, Verpflegung ist inklusive.


Anmeldungen bitte per E-Mail:

 



Weitere Informationen zur Tagung:


Zur Person: Alexandra Apfelbaum

Die Kunst- und Architekturhistorikerin Alexandra Apfelbaum arbeitet, kuratiert und forscht mit einem Schwerpunkt auf Kunst und Bauen der Bonner Republik. Für die Architektur nimmt sie dabei besonders die Voraussetzungen und Entwicklungen innerhalb einzelner Bauaufgaben in den Blick. Mit ihrer 2017 erschienen Publikation zum Werk des Architekten Bruno Lambart liefert sie einen Beitrag zum Wandel in der Architekturgeschichte der Nachkriegszeit.


Zur Person: Silke Haps

Die Architekturhistorikerin und Bauforscherin Silke Haps konzentriert sich in ihren Forschungen vor allem auf baupraktische Einflüsse auf das Baugeschehen. Ein Themenschwerpunkt ist die Untersuchung firmenspezifischer und konstruktiver Aspekte im Fertighausbau des 20. Jahrhunderts, unter anderem am Beispiel der vom Montankonzern Hoesch entwickelten Stahl-Fertigbungalows der 1960er Jahre.