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Ausgezeichnete Postdocs

Rudolf Chaudoire-Preis verliehen

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Fünf Personen in dunklen Sakkos und Blazern vor einem TU-Logo. © Oliver Schaper​/​TU Dortmund
Kamen zur Verleihung des Rudolf Chaudoire-Preises zusammen (v.l.n.r.): Rektor Prof. Manfred Bayer, Prorektorin Forschung Prof. Nele McElvany, Preisträger Dr. Simon Wimmer, Preisträgerin Dr. Shari Meichsner und Dr. Gert Fischer, Vorstandsmitglied der Rudolf Chaudoire-Stiftung.

Dr. Shari Meichsner von der Fakultät für Chemie und Chemische Biologie und Dr. Simon Wimmer von der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie haben als Anerkennung für ihre herausragende Forschung den Rudolf Chaudoire-Preis 2023 erhalten. Die TU Dortmund würdigte die beiden Postdocs am 22. November bei einer feierlichen Preisverleihung. Mit dem Preisgeld in Höhe von je 5.000 Euro hat Dr. Shari Meichsner bereits einen Forschungsaufenthalt in Schweden finanziert. Dr. Simon Wimmer führt sein Forschungsaufenthalt im nächsten Jahr nach Großbritannien und in die USA.

Dr. Shari Meichsner forscht am Lehrstuhl für Physikalische Chemie zu Missmetallierungsprozessen in Metalloproteinen. Metalloproteine – also Proteine, die Metalle enthalten – sind fundamentale Bestandteile aller Lebensformen. Wenn ein falsches Metall an ein Protein bindet, entsteht ein Ungleichgewicht, eine sogenannte Missmetallierung, die zu Krankheiten und dem Zelltod führen kann. Mittels Elektronenspinresonanz-Spektroskopie untersucht Dr. Meichsner, wie die Zellen diese Missmetallierungen regulieren. Während ihres Forschungsaufenthalts an der Stockholm University hat sie zudem die dortige Infrastruktur zur Totalreflexions-Röntgenfluoreszenz-Analyse für noch präzisere Messungen genutzt. Ihre Untersuchungen haben gezeigt, dass Missmetallierungen reversibel sind, die Zellen also wieder in einen anderen Zustand wechseln können. Diese Erkenntnisse haben weitreichende Bedeutung für das Verständnis von zellulären Prozessen und Krankheiten wie Krebs. Ihre Ergebnisse hat Dr. Meichsner während ihres Forschungsaufenthalts auch auf dem European Biophysical Societies Association Congress in Stockholm präsentiert.

Dr. Simon Wimmer forscht am Lehrstuhl für Theoretische Philosophie zur Philosophie der gewöhnlichen Sprache. Diese Strömung in der Philosophie, deren Untersuchungsgegenstand und Erkenntnismethode die Alltagssprache ist, wird auf die Mitte des 20. Jahrhunderts datiert und wurde von J. L. Austin, Gilbert Ryle und Ludwig Wittgenstein geprägt. Sie wird oft als Gegenreaktion zur Philosophie der idealen – also formalen und mathematischen – Sprache verstanden, die das frühe 20. Jahrhundert dominiert haben soll. Dieses Standardnarrativ hinterfragt Dr. Wimmer, indem er Gemeinsamkeiten zwischen der Philosophie der gewöhnlichen Sprache und dem Oxford-Realismus, der im frühen 20. Jahrhundert von John Cook Wilson begründet wurde, rekonstruiert. Einen direkten Kontakt Cook Wilsons mit Austin, Ryle und Wittgenstein gab es nicht. Dr. Wimmer stellt aber die These auf, dass Cook Wilsons Ideen Austin und Ryle auf indirektem Wege beeinflusst haben. Damit würden die Anfänge der Philosophie der gewöhnlichen Sprache um mehrere Jahrzehnte nach vorne verschoben werden. Seine These möchte Dr. Wimmer im kommenden Frühjahr durch Recherchen in den Archiven der University of Oxford in Großbritannien und der Cornell University in den USA belegen.

Preis ermöglicht Forschungsaufenthalte im Ausland

Prof. Manfred Bayer, Rektor der TU Dortmund, und Dr. Gert Fischer, Mitglied des Vorstands der Rudolf Chaudoire-Stiftung, sprachen die Grußworte bei der Verleihung. Prof. Nele McElvany, Prorektorin Forschung der TU Dortmund, stellte die Preisträger*innen vor. Den Festvortrag hielt wie üblich ein ehemaliger Preisträger: Dr. Jörg Debus von der Fakultät Physik, der dort mittlerweile als Akademischer Rat und aktuell auch als Vertretungsprofessor tätig ist. 2013 hatte er den Chaudoire-Preis für seine Forschung zu Wechselwirkungen zwischen Spins erhalten. Da moderne Informations- und Kommunikationstechnologien immer mehr Energie verbrauchen, untersucht er, wie die optische Informationsübertragung optimiert werden kann. Dabei sollen Spins – der kleinstmögliche Magnet eines Elektrons – zur Speicherung und Verarbeitung von Informationen dienen. Mit dem Preisgeld hat Dr. Debus damals Forschungsaufenthalte in Russland und Polen finanziert.

Die Rudolf Chaudoire-Stiftung ist aus dem Vermächtnis des im Ruhrgebiet ansässigen Industriellen Rudolf Chaudoire hervorgegangen, dem die Förderung der Berufsbildung junger Menschen am Herzen lag. Seit 1995 stellt die Stiftung regelmäßig großzügige Mittel zur Verfügung, aus deren Erträgen jährlich der Rudolf Chaudoire-Preis für Nach­wuchs­wissen­schaftler*innen der TU Dortmund vergeben wird. Der Preis dient zur Unterstützung eines Forschungsprojektes im Ausland. Bislang wurden 58 TU-Wis­sen­schaft­ler*innen geehrt.

Impressionen von der Veranstaltung:

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