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Vorlesungsreihe

Gute Wissenschaft braucht gute Kommunikation

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Porträtfoto von Tobias Kreutzer © Privat
Tobias Kreutzer ist seit Oktober 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Journalistik im Bereich Wissenschaftsjournalismus.

Tobias Kreutzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Journalistik, bietet im Sommersemester eine Vorlesungsreihe zur Rolle von Wissenschaftskommunikation an. Diese vermittelt Grundlagen und geht in wöchentlichen Einzelterminen auf die Besonderheiten der verschiedenen Disziplinen ein sowie auf die kommunikativen Herausforderungen und Chancen, die sich daraus ergeben. Im Interview erklärt er, wieso Wissenschaftskommunikation so wichtig ist, welche disziplinspezifischen Aspekte es gibt und was die Teilnehmenden in der Vorlesungsreihe erlernen können.

Herr Kreutzer, wieso ist Wissenschaftskommunikation wichtig?

Erkenntnisse aus der Wissenschaft beeinflussen politische und wirtschaftliche Entscheidungen genauso wie den individuellen Alltag. Erfolgreiche Wissenschaftskommunikation kann durch Verständlichkeit, Rollenklarheit und Transparenz in Bezug auf ihre Arbeitsweise dazu beitragen, dass Bürger*innen Vertrauen in wissenschaftliche Prozesse fassen und Entscheidungen einordnen können. In der Pandemie haben wir beobachten können, wie ein verständlicher Wunsch nach Sicherheit bei vielen auf grundsätzliche Defizite im Wissenschaftsverständnis getroffen ist. Auf mehrdimensionale und globale Herausforderungen wie Corona oder die Klimakrise kann es nicht die eine allgemeingültige Antwort aus „der Wissenschaft“ geben. Virolog*innen und Epidemiolog*innen können Erreger erforschen, Statistiker*innen und Sozialwissenschaftler*innen unsere Institutionen und sozialen Gefüge in den Blick nehmen – politische Entscheidungen treffen in einer Demokratie aber die gewählten Volksvertreter*innen.  Auch für die Wissenschaft selbst ist eine gute Kommunikation wichtig, denn als nichtwissenschaftliches Begutachtungskriterium kommt ihr seit Kurzem eine größere Bedeutung zu.

Welche disziplinspezifischen Aspekte gibt es?

Alle Wissenschaft strebt nach gesicherter Erkenntnis, jedoch auf unterschiedlichsten Wegen. Was in der einen Disziplin eine anerkannte Methode ist, kann in der nächsten für Fragezeichen sorgen. Manche Fachgebiete publizieren vornehmlich in internationalen Journals – eine Disziplin wie die Soziologie ist hingegen stärker in der deutschen Sprache verortet. So ist es beispielsweise in einem Fach besonders wichtig, viele renommierte Fachbeitrage zu veröffentlichen, in einem anderen kann eine einschlägige Monografie den Durchbruch bringen. All das hat Einfluss darauf, wie Medien und Gesellschaft die verschiedenen Wissenschaften wahrnehmen: Farbenfrohe Chemie-Experimente, sozialwissenschaftliche Studien, die Altbekanntes zu bestätigen scheinen – die Klischees sind bekannt. Wer sie überwinden will, sollte nicht nur Ergebnisse, sondern auch Praxis und Kontext kommunizieren.  

Was können Teilnehmer*innen in der Vorlesungsreihe erlernen?

In der ersten Sitzung am 13. April haben wir vor allem eine gemeinsame Wissensgrundlage geschaffen, indem wir einige Themen aus der Wissenschaftskommunikations- und Journalismusforschung interdisziplinär aufbereitet haben. Nun geht es darum, Sitzung für Sitzung wirklich mit den einzelnen Disziplinen in den Austausch zu kommen. Die Teilnehmenden bekommen einen Überblick über das mediale und gesellschaftliche Interesse an ihrer Disziplin. Wir diskutieren individuelle Kommunikationserfahrungen und nehmen ein vorbereitetes Praxisbeispiel gemeinsam unter die Lupe. Wichtig ist mir, dass die Teilnehmenden gute Wissenschaftskommunikation nicht als bloßes Wissenschaftsmarketing verstehen. Deshalb will ich vor allem auch Zusammenhänge zwischen guter wissenschaftlicher Arbeit und guter Kommunikation aufzeigen.

Zur Veranstaltung:

Die Vorlesungsreihe richtet sich an Master-Studierende aller Fachrichtungen sowie Promovierende, Post-Docs und wissenschaftliche Mitarbeitende im Allgemeinen. Sie findet im Sommersemester 2022 immer mittwochs, von 10 bis 12 Uhr, im Erich-Brost-Haus (Otto-Hahn-Straße 2) statt. Nachdem in der ersten Sitzung allgemeine Grundlagen der Wissenschaftskommunikation thematisiert wurden, richten sich die Folgesitzungen jeweils an spezifische Fachrichtungen. Teilnehmende können die gesamte Veranstaltung oder einzelne Termine besuchen. Interessierte können sich unter Angabe ihres Faches und ihrer Position für einen oder mehrere Einzeltermine bei Tobias Kreutzer anmelden. Das vollständige Programm ist auf der Website des Instituts für Journalistik zu finden.

Zur Person:

Tobias Kreutzer ist seit Oktober 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Journalistik im Bereich Wissenschaftsjournalismus. Zuvor war er im Agenturbereich als Kommunikationsberater für politische, gesellschaftliche und Wissenschaftsthemen tätig. Während seines Studiums der Kulturwissenschaften, Journalistik und Politikwissenschaft an der TU Dortmund beschäftigte er sich mit den Kommunikationsmustern rechtspopulistischer politischer Akteure und war nebenbei als Journalist unter anderem für die dpa tätig.

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