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Initiative für den Umweltschutz

Drei Fragen an Prof. Thomas Schwentick

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Ein Mann lächelt in die Kamera. Der Hintergrund ist weiß. © Martina Hengesbach​/​TU Dortmund
Prof. Thomas Schwentick lehrt seit 2004 an der Fakultät für Informatik der TU Dortmund.

Am Freitag, 6. November, startet die neue Ringvorlesung „Klima: Wandel, Werte, Wissenschaft“ der TU Dortmund. Zum Klimaschutz kann jeder beitragen. So wird auf der Webseite „Communcations of the ACM“ darüber berichtet, dass der Dortmunder Informatik-Professor Thomas Schwentick mit anderen ein internationales Projekt gestartet hat, das den Energieverbrauch der Theoretischen Informatik halbieren will. Die Association for Computing Machinery (ACM) ist die weltweit größte wissenschaftliche Organisation für Informatik. Prof. Schwentick beschreibt auf Nachfrage sein Projekt.

Herr Prof. Schwentick, um was geht es bei Ihrer Initiative denn?

In meinem Fachgebiet, der Theoretischen Informatik sind Konferenzteilnahmen besonders wichtig, da kompetitive Veröffentlichungen hauptsächlich in Konferenz-Proceedings stattfinden. Derzeit trägt unsere Community durch den CO2-Ausstoß, der durch Reisen zu Konferenzen verursacht wird, zum Klimaproblem bei. Das wollen wir mit unserer Initiative reduzieren. Sie kann also prinzipiell keinen riesigen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten, aber ich glaube, dass kleine Beiträge wichtig sind. Und für uns Forscherinnen und Forscher kann der reisebedingte Kohlendioxid-Ausstoß den privaten leicht um ein Vielfaches übersteigen. Noch lieber würden wir natürlich direkter zur Lösung des Klimaproblems beitragen, aber das ist mit Forschung in unserem Fachgebiet nicht so einfach und nicht das primäre Ziel unserer Initiative.

Wie gehen Sie vor?

Wir wollen zunächst einmal erreichen, dass über das Thema gesprochen wird – nicht nur von jungen Forscherinnen und Forschern, sondern gerade auch von denjenigen, die Entscheidungen über die Organisation von Konferenzen treffen. Vor allem aber streben wir an, dass möglichst viele Konferenzen in unserem Fachgebiet sich das Ziel setzen, ihren CO2-Ausstoß bis 2030 mindestens zu halbieren, verglichen mit dem Niveau von vor 2020. Diese Selbstverpflichtungen sammeln wir auf unserer Website. Auch Forschungsgruppen und einzelne Forscherinnen und Forscher können dort eine solche Erklärung abgeben.

Wie wollen Sie dann diese Reduktion erreichen?

Unser Ansatz ist es, gerade nicht vorzuschreiben, wie das Ziel zu erreichen ist. Dies sollen jede Konferenz, jede Gruppe und jede Person für sich selbst entscheiden. Allerdings streben wir eine Vernetzung an, damit Ideen und Erfahrungen ausgetauscht werden können, und nicht jede Konferenz dieselben Fehler wiederholen muss. Das Jahr 2020 hat ja praktisch alle Konferenzen dazu gezwungen auszuprobieren, wie Konferenzen online stattfinden können. Der CO2-Footprint von 2020 ist deshalb natürlich fantastisch. Die Erfahrungen waren überraschend positiv. Natürlich können Online-Konferenzen nicht alles ersetzen, was eine „richtige“ Konferenz ausmacht. Aber erstaunlich viel ist gleich gut oder besser. Zum Beispiel ist es für Forscherinnen und Forscher mit Kindern viel einfacher, an einer Konferenz teilzunehmen, wenn sie dafür nicht eine Woche verreisen müssen. Auch im Fall von Reise- und Visabeschränkungen oder eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten sind virtuelle Konferenzen natürlich hilfreich. Nach der Corona-Pandemie wird es dann vor allem darum gehen, wie klassische Konferenzen mit Online-Formaten sinnvoll kombiniert werden können, insbesondere eben im Hinblick auf den CO2-Ausstoß.

Weitere Informationen

Zur Ringvorlesung „Klima: Wandel, Werte, Wissenschaft“

Zur Person
Prof. Thomas Schwentick lehrt seit 2004 in der Fakultät für Informatik an der TU Dortmund. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der Theoretischen Informatik mit Schwerpunkten in Datenbanktheorie sowie Logik und Komplexität. Er hat an der Universität Mainz promoviert und sich habilitiert und hat vor seiner Zeit an der TU Dortmund in Jena und Marburg gelehrt. Prof. Schwentick hat mehrere Best-Paper-Awards und einen Test-of-Time-Award gewonnen und ist Mitglied der Academia Europaea.