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Bundesweite Befragung zum Thema „Unterricht in der Corona-Pandemie“

Drei Fragen an Prof. Nele McElvany zur neuen Schulumfrage

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Porträtfoto von Prof. Nele McElvany © Benito Barajas​/​TU Dortmund
Prof. Nele McElvany ist Professorin für Empirische Bildungsforschung und Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Schul­ent­wicklungs­forschung.

Das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) an der TU Dortmund startet eine zweite Auflage der bundesweiten Befragung von Lehrerinnen und Lehrern zum Thema „Unterricht in der Corona-Pandemie“. Was ist anders als im Frühjahr 2020? Welche Erfahrungen machen Lehrkräfte mit dem erneut digital gestützten Unterricht? Prof. Nele McElvany spricht über die aktuelle Umfrage.

Frau McElvany, haben Sie gegenüber der Ursprungsumfrage den Fragenkatalog geändert? Wo wurde er weiterentwickelt?

Der Großteil der Fragen ist gleichgeblieben, damit wir Veränderungen über die Zeit hinweg erkennen können. Die Gestaltung des Distanzunterrichts sowie das Erleben und Wohlbefinden der Lehrpersonen sind die beiden zentralen Themenbereiche der Befragung. In diesen Bereichen interessiert uns zu sehen, ob sich im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr 2020 beispielsweise das durchschnittliche Belastungsempfinden der Lehrkräfte verändert hat oder wo es Unterschiede in der Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern gibt, wie Lernprozesse gestaltet und begleitet werden und wie sich Lehrkräfte auf den in vielen Fällen digital gestützten Unterricht vorbereitet fühlen. Ergänzt sind in der aktuellen Befragung konkrete Fragen zum Einsatz von Lernplattformen. Diesen digitalen Lernräumen kommt im Distanzunterricht eine besondere Bedeutung zu, sodass wir der Nutzungshäufigkeit, Nutzungsweise und Einschätzung der Lehrkräfte zur Qualität der Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern in diesen digitalen Lernräumen mehr Aufmerksamkeit widmen.

Wie war das Echo auf das Ergebnis Ihrer ersten Umfrage – in der Fachwelt und auch in Politik und Gesellschaft?

An der ersten Befragung haben im April/Mai 2020 bundesweit 3.632 Lehrkräfte teilgenommen. Diese hohe Beteiligung zeigte uns bereits, wie hoch das Interesse an diesem Thema war. Wir haben eine umfassende Datengrundlage erhalten, mit der wir verlässliche, empiriebasierte Aussagen zu unterschiedlichen Aspekten des Unterrichts während der Corona-Pandemie treffen können. Zwei Kurzberichte und ein Praxisbeitrag sind veröffentlicht, ein Buchkapitel ist in Druck, weitere vertiefende Aufsätze für Fachzeitschriften sind in Vorbereitung. Das Interesse an den Ergebnissen rund um die Auswirkungen der Pandemie auf die Schulen ist generell groß, zumal das Pandemiegeschehen anhält und die Schulen weiterhin beeinträchtigt. Das merkt man auch an den zahlreichen Presseanfragen, die uns zu dem Thema erreichen.

Hat es nach Ihrer Beobachtung schon einen Prozess der Weiterentwicklung der Schulen im Bereich Digitalisierung gegeben? Sind Ergebnisse Ihrer Umfrage schon in die Schulpraxis eingeflossen?

Die Digitalisierung in den Schulen ist vorangeschritten, nicht zuletzt auch gefördert durch Investitionsmaßnahmen in den Ländern und durch den DigitalPakt. Nichtsdestotrotz kommen die Mittel nur langsam an den Schulen an, sei es bedingt durch aufwändige Abstimmungsprozesse oder Lieferengpässe, Suche nach datenschutzkonformen Anwendungen oder fehlende Vertrautheit der Lehrpersonen mit den digitalen Neuerungen. Eine Vielzahl von Faktoren spielt hier zusammen. Wir sind daher sehr gespannt auf die Ergebnisse der aktuellen Befragung. Einerseits können wir Entwicklungen im Bereich Digitalisierung nachzeichnen, andererseits zeigt sich hinsichtlich des Wohlbefindens der Lehrpersonen, wie belastend sie die Situation nun einschätzen. Wir können dann auch datenbasiert etwas dazu sagen, ob die Digitalisierung zu einer Entlastung führt oder mit einer höheren Belastung einhergeht. Wie viel von unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Praxis ankommt, ist natürlich schwer zu quantifizieren. Das große Interesse der verschiedenen Akteure im Bildungsbereich an unserer Arbeit und konkret der Befragung und ihrer Ergebnisse ist aber sicher eine gute Grundvoraussetzung, um die Entwicklung an Schulen durch unsere Studien zu unterstützen.

Zur Person
Prof. Nele McElvany ist Professorin für Empirische Bildungsforschung und Geschäftsführende Direktorin des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS). Das 1973 gegründete, interdisziplinär arbeitende Institut ist eines der führenden Schul- und Bildungsforschungsinstitute Deutschlands. Das Team am IFS forscht zu aktuellen Themen im Bereich der Bildungsforschung mit dem Ziel, schulische Lern- und Entwicklungsprozesse, Schulentwicklung und Bildungsergebnisse im Kontext ihrer individuellen, sozialen und institutionellen Bedingungen zu erfassen, zu erklären und zu optimieren. Zentrale Studien sind unter anderem die internationale Schulleistungsvergleichsstudie IGLU 2021, die das IFS im Auftrag von BMBF und KMK für Deutschland durchführt, oder der Studienabschnitt der Sekundarstufe I im Exzellenznetzwerk des Nationalen Bildungspanels (NEPS). Aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz seiner Forschungsinhalte engagiert sich das IFS intensiv in den Bereichen Wissenschaftskommunikation und Transfer von Forschungsergebnissen.

Link zur aktuellen Umfrage für Lehrkräfte und Schulleitungen

 

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