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50 Jahre – 50 Köpfe: Drei Fragen an Friedo Huber, Professor der ersten Stunde

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Portrait Friedo Huber © privat
Prof. Friedo Huber war 1968 einer der ersten ernannten Professoren der neugegründeten Universität Dortmund.

Im August 1968, vier Monate vor der offiziellen Eröffnung der neugegründeten Universität Dortmund, wurde Friedo Huber zum Wissenschaftlichen Abteilungsvorsteher und Professor in der Abteilung Mathematik, Physik und Chemie ernannt. Im Interview berichtet er von Chancen und Herausforderungen der Anfangsjahre.

Professor Huber, 1968 wurde die damalige Universität gegründet und Sie waren Professor der ersten Stunde…

… Stimmt, im Sommer 1968 waren die Gebäude des Aufbau- und Verfügungszentrums auf dem heutigen Campus Süd weitgehend fertiggestellt und Anfang August konnten die Zeitungen nach langer Vorlaufzeit endlich verkünden, dass es mit der Aufnahme des Universitätsbetriebs vorangeht und die ersten Professoren ernannt werden. Am 27. August nahm ich zusammen mit Prof. Alfred Boettger von dem damaligen Kanzler der Universität Dortmund, Dr. Heribert Röken, meine Ernennungsurkunde zum „Wissenschaftlichen Abteilungsleiter und Professor“ in der Abteilung Mathematik, Physik und Chemie (MPC) entgegen, Herr Boettger zum Professor in der Abteilung Raumplanung.
 

Am 16. Dezember 1968 wurde die neugegründete Universität feierlich eröffnet, zum Sommersemester 1969 der Lehrbetrieb aufgenommen. Wie haben Sie die Anfangszeit erlebt?

Natürlich war 1968 keine ganz ungestörte Anfangsphase zu erwarten. Dennoch fand ich es reizvoll, an der neugegründeten Universität das Fach Chemie und insbesondere mein Fachgebiet, die Anorganische Chemie, zu begründen sowie mitzuhelfen, gewissermaßen „auf der grünen Wiese“ die Abteilung MPC mit aufzubauen. Zudem konnte ich meine Erfahrungen in der Lehre und eigene Wertvorstellungen einbringen. Auch bestand die Möglichkeit, neue Kooperationen einzugehen und mein Forschungsgebiet zu erweitern. Die Aufnahme des Forschungs- und Studienbetriebs verlief ohne größere Startschwierigkeiten. Wir Professoren brachten von unseren bisherigen Arbeitsstätten eingespielte Teams und spezifische Geräte mit. Auch die Werkstätten und die Glasbläserei waren nach kurzer Zeit einsatzfähig. Schwieriger gestaltete sich die Arbeit in der Abteilungsversammlung, die die Studien- und Prüfungsordnungen erarbeiten sollte. Nach langwierigen Sitzungen wurden die Ordnungen – Voraussetzung für den Studienbeginn – schließlich verabschiedet und der Lehrbetrieb startete in der Chemie zum Sommersemester 1969 mit 25 Studierenden.
 

Woran erinnern Sie sich besonders gerne zurück?

In den ersten fünf Jahren war ich Mitglied des Senats und Vorsitzender der Ständigen Senatskommission für Haushaltsangelegenheiten. Noch heute bin ich stolz, in dieser Zeit, in der die zugewiesenen Mittel geringer wurden, an der Verbesserung der Ausgangssituation und der langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten der neuen Universität mitgewirkt zu haben. Der Strukturplan des Gründungsausschusses wurde vom Senat fortgeschrieben und sah die Errichtung zweier neuer Abteilungen – Statistik und Informatik – vor. Im Laufe der Jahre wurde das Lehrangebot breiter und das Forschungspotenzial durch zusätzliche Lehrstühle erweitert. Besonders freut mich, dass nach heftigen Diskussionen im Senat über den endgültigen Universitätsstandort die Befürworter der bereits erschlossenen Hauptfläche auf dem Campus Nord obsiegten. Damit wurden die räumliche Ausdehnung der Universität zu ihrer heutigen Größe und die Anbindung neuer Forschungsinstitute sowie des Technologiezentrums möglich.


Zur Person:

Prof. Friedo Huber (Jahrgang 1929) studierte an den Universitäten München und Graz Chemie. Nach Promotion und Habilitation an der RWTH Aachen wurde er 1968 zum Wissenschaftlichen Abteilungsvorsteher und Universitätsprofessor an der neugegründeten Universität Dortmund ernannt. Bis zu seiner Emeritierung 1994 hatte er die Professur für Anorganische Chemie II inne. Der 88-Jährige wohnt heute in Augsburg.