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Neue Initiative in Zeiten von Homeschooling

Universitäten der UA Ruhr unterstützen benachteiligte Schulkinder

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Zwei Jungs arbeiten konzentriert mit verschiedenen Materialien. © Roland Baege​/​TU Dortmund
Ferienbetreuung (Archivbild): Die Initiative „Uni­ver­si­tät bietet Ferienunterstützung“ soll als freiwilliges Angebot benachteiligte Kinder und Jugendliche unterstützen.

Wenn Präsenzunterricht monatelang komplett ausfällt, ist die Lage vor allem für Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern dramatisch. Sie sind es, die von der Bildungsungerechtigkeit besonders betroffen sind. Mehr als 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) starten daher die Initiative „Universität bietet Ferienunterstützung“. Gemeinsam mit Studierenden aus Lehramtsfächern, aus der Psychologie und der Erziehungswissenschaft werden sie ein freiwilliges Ferienangebot genau für diese Kinder und Jugendlichen entwickeln und erproben.

„Wir sehen es als unseren gesellschaftlichen Auftrag an, einen Beitrag zur Abmilderung der sehr besorgniserregenden Entwicklung durch die Corona-Pandemie zu leisten“, sagt Prof. Dr. Birgit Leyendecker. An der Ruhr-Universität Bochum (RUB) leitet sie die Arbeitsgruppe Familienforschung. „Unser Ziel ist, Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten anzubieten, in Kleingruppen Neues zu entdecken oder bereits Gelerntes zu festigen – von Mathematik, Deutsch, Sprachen, Naturwissenschaften, Technik, Sachunterricht über Theater bis hin zu Sport- und Bewegungsprogrammen.“

Die Kooperationspartner wollen Pläne entwickeln, wie die Ferien genutzt werden können – zunächst in einer Erprobungsphase an ausgewählten Schulen in den Sommer- und Herbstferien 2020. Perspektivisch sollte dieses Angebot ausgeweitet werden und in allen darauffolgenden Ferien bis einschließlich Sommer 2021 stattfinden – bei entsprechender finanzieller und organisatorischer Unterstützung vom Land.

Blended Learning in der Schule und zu Hause

Studierende der Lehramtsfächer werden Kindern dann beispielsweise vermitteln, was sie an ihrem Fach lieben, dabei an den zentralen Grundlagen arbeiten und dies in spielerischer Form weitergeben. Psychologiestudierende entwickeln Konzepte, wie Angebote für Kinder mit sehr kurzer Aufmerksamkeitsspanne angepasst und wie die Bedürfnisse von Kindern aus belasteten Familien berücksichtigt werden können. Und auch nach und zwischen den Ferien werden Studierende dringend an den Schulen zur Unterstützung der Lehrkräfte gebraucht, damit die Unterrichtskombination von Blended Learning in Kleingruppen in der Schule und digital zu Hause bewältigt werden kann.

Vermutlich werde auch nach den Schulferien der Unterricht reduziert in Kleingruppen weitergehen, sagen die Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität (TU) Dortmund, der RUB und der Universität Duisburg-Essen (UDE). Gleichzeitig würden Lehrkräfte, die zur Risikogruppe gehören, im Unterricht wegfallen. Weniger Zeit in der Schule bedeutet aber auch weniger Zeit, um Versäumtes aufzuholen. „Deswegen entwickeln wir Konzepte zur Unterstützung der Kinder und ihrer Familien, die über die Sommerferien hinaus auch länger nachhaltig umgesetzt werden sollen“, so Leyendecker.

Drei Gründe, warum es so kritisch ist, wenn Schule lange ausfällt

Erstens ist Schule nicht nur ein Lernort, sondern auch ein sozialer Ort, der den Alltag der Kinder strukturiert, an dem sie Kontakt mit anderen Kindern und mit kompetenten Erwachsenen haben, an dem sie auf dem Schulhof und in der Sporthalle ihren Bewegungsdrang ausleben können, an dem viele Kinder ein kostenloses warmes Mittagessen erhalten und in dem sie im Rahmen der offenen Ganztagsschulen Unterstützung bei den Hausaufgaben und bei ihrer Freizeitgestaltung erhalten können.

Zweitens führt der Wegfall von Schule zu ungleichen Lernvoraussetzungen sowie zu familiärem Stress. Nicht alle Kinder sind in der Lage, sich alleine zum Lernen zu motivieren, vielen fehlen auch die materiellen Voraussetzungen wie Zugang zu Computer, Tablet, Internet und einem Schreibtisch, an dem ein Kind ungestört arbeiten kann. Außerdem können Eltern, die mit dem Unterrichtsstoff nicht vertraut sind, ihren Kindern wenig Unterstützung bieten.

Drittens zeigen zahlreiche internationale Studien, dass schon reguläre Schulferien zu einem „Summer Learning Loss“ beitragen, einem Verlust von Wissen und kognitiven Fähigkeiten. Während Kinder nach anregenden Ferien schnell wieder an den Schulstoff anknüpfen können, zeigen sie nach wenig anregungsreichen, monotonen Ferien deutliche Verluste. Wenn diese Effekte schon nach mehreren Wochen Sommerferien sichtbar werden, was passiert erst, wenn Kinder fünf Monate lang nicht oder fast nicht in der Schule waren?

Fachliche Breite aus der UA Ruhr

Derzeit beteilige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der UA Ruhr vertreten folgende Fächer:

Bildungs- und Erziehungswissenschaften – Unterrichtsentwicklung, Bildungssystem- und Schulentwicklungsforschung, Schulpädagogik

Didaktik der Lehramtsfächer – Chemie, Mathematik, Biologie, Physik, Kunst, Sachunterricht, Deutsch, Deutsch als Zweitsprache / Deutsch als Fremdsprache, Sport- und Bewegungswissenschaften, Kunst

Psychologie – Familienpsychologie, Interkulturelle Psychologie

Pressekontakt

Prof. Dr. Birgit Leyendecker

Tel.:      +49 234 3228364
E-Mail senden

AG Familienforschung
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. Philipp Jugert

Tel.:      +49 (0)201 1833308
E-Mail senden

Interkulturelle Psychologie – Migration und Integration
Fakultät für Bildungswissenschaften
Universität Duisburg-Essen