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TU Dortmund im Dialog zu Mehrsprachigkeit

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Großes Interesse am ersten „Mehrsprachigkeitsdialog” der TU Dortmund auf der Hoch­schul­etage des Dortmunder U. Rund 40 Interessierte diskutierten Vorurteile, Irrtümer und Mythen, die sich hartnäckig rund um „Bilingualität”, also die Zweisprachigkeit, halten. Erkenntnis des Abends: Mehrsprachigkeit bringt Vorteile.

Eigentlich gibt es ja nirgendwo eine monolinguale Norm, also nur eine Sprache. Selbst in Gebieten, in denen eine „Amtssprache” gesetzt ist, weichen die Menschen mit Dialekten oder anderen Abwandlungen von der offiziellen Sprache ab. Woran liegt daher die Ablehnung, auf die Mehrsprachigkeit bei Vielen trifft? Offensichtlich sind es Vorurteile und Angst vor dem Fremden, wie im Dialog diskutiert wurde. Prof. Barbara Mertins, die den Dialog im Rahmen der Bildungsinitiative RuhrFutur ausrichtete, setzte der gefühlten Ablehnung  wissenschaftliche Erkenntnisse aus der aktuellen psycholinguistischen Forschung entgegen. Dabei ging es thematisch um die Bereiche Monolinguale Fiktion, psycholinguistische/neuronale Evidenz, Erwerbsalter und Sprachdominanz.

Überraschendes 

Dabei kam Überraschendes zu Tage: Es heißt, in jungen Jahren falle es Menschen leichter, Fremdsprachen zu erlernen. Aber stimmt das wirklich? Tatsächlich ist es nämlich nicht das Alter, das den Ausschlag gibt, sondern es sind letztlich neuronale Veränderungen. Diese bringt der Wechsel zwischen zwei Sprachen nämlich mit sich: Das Gehirn verarbeitet beide Sprachen in ein und demselben Netzwerk. Diese  kognitiven Vorteile können nachweislich auch auf nicht-sprachliche Bereiche übertragen werden. Aber: Mehrsprachige Menschen müssen nicht zwangsläufig auch gute Übersetzer sein.

Diese und weitere Themen wurden in dem neuartigen Dialogformat zur Mehrsprachigkeit durch Studierende der TU Dortmund vorgestellt und am runden Tisch mit Gästen diskutiert. Ziel der Veranstaltung war es, die tiefe Kluft zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und deren Vermittlung sowie Anwendung im Alltag, in der Bildungspraxis und in der Politik zu überwinden.

Code-Switching

 

Vor allem das natürliche Phänomen des Code-Switching – also der Wechsel zwischen zwei Sprachen – beschäftigte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mehrsprachigkeitsdialogs. Da es in zwei Sprachen nicht immer genaue Übersetzungsäquivalente gibt oder ein Wort in der Zweitsprache einen Begriff genauer trifft als in der Erstsprache, sei es nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig, Code-Switching anzuwenden. Zudem könne es als Potenzial angesehen werden, wenn ein bilinguales Kind einen fehlenden Ausdruck in der einen Sprache durch einen Ausdruck in der anderen Sprache ersetzen kann. Monolinguale Kinder vermögen diese Lücke möglicherweise nicht zu füllen. Code-Switching und das Nutzen beider Sprachen müsse als Verstehensressource erkannt werden, die Multiperspektivität schafft.

Beim Mehrsprachigkeitsdialog war es ein Ziel, Vorurteile aus dem Weg zu räumen und eine auf Fakten basierende Wissensgrundlage zu schaffen. Dadurch sollte die Haltung der Teilnehmenden zum Bilingualismus reflektiert und gegen Intoleranz und Ignoranz sowie Vorurteile, Irrtümer und Mythen vorgegangen werden. Auf diese Ziele soll mit Fortsetzung des Dialogs weiter hingearbeitet werden, kündigte Prof. Barbara Welzel an, Prorektorin Diversitätsmanagement. Sie moderierte die Veranstaltung.

Ansprechpartnerin für Rückfragen:

Prof. Barbara Mertins

Institut für deutsche Sprache und Literatur der TU Dortmund

Telefon: 0231–755 2916

<p>E-Mail senden an barbara.mertins AT tu-dortmund.de.</p>