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100 Tage Corona

Ein etwas anderes Praxissemester

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Porträt einer jungen Frau. © Privat
Leona Wilmes absolvierte ihr Praxissemester während der Corona-Pandemie.

Leona Wilmes studiert an der TU Dortmund im Master Deutsch, Mathematik und Sachunterricht für das Grundschullehramt. Dieses Sommersemester sollte ihr Praxissemester an einer Dortmunder Grundschule stattfinden. Dann kam die Corona-Pandemie – und die Praxis gestaltete sich anders als erwartet.

„Ich hatte mich sehr auf das Praxissemester gefreut und sogar einen Platz an meiner Wunschschule erhalten“, sagt Leona Wilmes. Freunde in ihrer WG, die ebenfalls auf Lehramt studieren und das Praxissemester bereits absolviert hatten, bestätigten ihr, dass diese Zeit zwar anstrengend, aber auch sehr bereichernd und hilfreich sein würde – insbesondere in Hinblick auf das spätere Referendariat.

In den ersten Tagen lernte Wilmes die Grundschule und ihre Abläufe, die Lehrkräfte und Kinder kennen. Gerade als sie die ersten eigenen Unterrichtsstunden halten wollte, kam die Coronakrise dazwischen: Mitte März beschloss das Land NRW, alle Schulen zu schließen. Da war die angehende Lehrerin gerade einmal 12 Tage vor Ort gewesen. „Das hatte ich mir natürlich anders vorgestellt. Plötzlich saß ich zuhause und wusste nicht, wie es weitergehen würde“, sagt Wilmes. Glücklicherweise hatte sie einen guten Kontakt zu ihrer Mentorin an der Schule, die sie auf dem Laufenden hielt. Zudem durfte sie an einigen Lehrerkonferenzen teilnehmen.

Digitale Unterrichtsbesuche

Anders als etwa an weiterführenden Schulen wurde der Unterricht nicht digital weitergeführt. Zum einen, weil diese Unterrichtsform für Grundschulkinder weniger geeignet ist und zum anderen, weil die technischen Voraussetzungen dafür nicht in allen Elternhäusern gegeben waren. Stattdessen stellten die Lehrkräfte für die Schülerinnen und Schüler Wochenpläne und Materialpakete zusammen. Hier konnte Wilmes ebenfalls mithelfen und eigene Aufgaben für die Kinder entwickeln, die diese zuhause bearbeiten sollten.

Digital durchgeführt wurden dann hingegen die Unterrichtsbesuche von Leona Wilmes. Eine Besonderheit des Praxissemesters besteht darin, dass die Lehramtsstudierenden in einem bewertungsfreien Raum von den Prüferinnen und Prüfern eine Rückmeldung zu ihrem Unterricht und ihrer Lehrerpersönlichkeit erhalten. Da ein regulärer Unterricht jedoch nicht möglich war, hielt Wilmes ihre Stunden sozusagen „trocken“ – per Video und ohne Klasse. „Das ist natürlich nicht dasselbe, die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern fehlt komplett“, sagt Wilmes. Sowieso hätte sie sich lieber ein „normales“ Praxissemester gewünscht.

Nach dem Masterabschluss weitere Praxiserfahrung sammeln

Zumindest ein bisschen unterrichten konnte die Lehramtsstudentin dann aber doch noch: Seit Mitte Mai ist die Schule wieder geöffnet. Die Klasse wurde in drei Gruppen aufgeteilt, die jeweils an unterschiedlichen Tagen zur Schule kommen. Statt vor 24 stand Wilmes also nun vor nur acht Kindern. „Das spiegelt natürlich nicht den Normalbetrieb wider, bei dem man eine große, heterogene Gruppe unterrichtet. Dafür hatte ich aber die Möglichkeit, sehr individuell auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler einzugehen“, kann Wilmes der ungewöhnlichen Situation auch etwas Gutes abgewinnen.

Rückblickend sagt sie, im Vergleich zu einigen Kommilitoninnen und Kommilitonen Glück gehabt zu haben, da sie immer wieder die Möglichkeit hatte, sich einzubringen und letztendlich auch ein bisschen Praxiserfahrung im Klassenraum sammeln konnte. „Unter diesen besonderen Umständen habe ich das Beste aus der Situation rausgeholt“, resümiert sie. Damit sie bestmöglich vorbereitet ins Referendariat starten kann, überlegt Leona Wilmes derzeit, nach dem Masterabschluss erst einmal eine Vertretungslehrerstelle zu übernehmen, um weitere Praxiserfahrung sammeln zu können.