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Spotlight Forschung: JProf. Anna-Lena Scherger zur Einwerbung ihrer ersten DFG-Sachbeihilfe

„Die Kunst ist es, so zu formulieren, dass die Begeisterung überspringt“

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A portrait image of a woman, JProf. Anna-Lena Scherger, against a white background. © Felix Schmale​/​TU Dortmund
Anna-Lena Scherger ist seit 2021 Juniorprofessorin für „Partizipation bei Beeinträchtigungen der Sprache & Kommunikation“ an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften.

JProf. Anna-Lena Scherger forscht an der Fakultät Rehabilitationswissenschaften zur Sprachentwicklung von mehrsprachigen Kindern. Nach ersten abgelehnten Anträgen war sie Anfang 2022 mit ihrem Antrag auf Sachbeihilfe bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erfolgreich – das Format fördert die Durchführung eines Forschungsvorhabens für bis zu drei Jahre. Im Interview berichtet sie von der Idee und dem Start ihres Projektes sowie ihren Erfahrungen mit Drittmittelanträgen.

Frau JProf. Scherger, woran forschen Sie gerade?

Meine Forschungsschwerpunkte sind die Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen sowie die Sprachförderung mehrsprachiger Kinder. Eine der zentralen Fragen lautet: Wie erkenne ich bei mehrsprachigen Kindern bereits im Kleinkindalter, ob sich ein Kind sprachlich auffällig oder unauffällig entwickeln wird? Die Herausforderung besteht darin, die Sprache zu einem Zeitpunkt zu untersuchen, an dem das Kind gerade die ersten Worte erwirbt – genau dieser frühe Zeitpunkt ist für eine effiziente Therapie aber notwendig. Deshalb nehmen wir technische Methoden wie die Pupillometrie zur Hilfe: Über Eyetracker – Geräte, die die Blickbewegung während der Sprachverarbeitung aufzeichnen – wird auch die Größe der Pupillen erfasst. Das machen wir uns zunutze, um die Reaktionen auf sprachliche Reize zu untersuchen. Hören kleine Kinder einen ungrammatischen Satz, sollte sich als Überraschungseffekt die Pupille stärker weiten. Ob dem wirklich so ist, versuchen wir gerade herauszufinden.

Sie haben dieses Jahr Ihre erste Sachbeihilfe eingeworben – welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Es ist nicht immer leicht, das Gleichgewicht hinzubekommen zwischen dem, was man für die eigene Forschung bräuchte, und dem, was mit Blick auf den Antrag realistisch ist. Außerdem muss man die Zeit- und Kostenpläne sehr kleinschrittig ausarbeiten – das kostet Zeit und Nerven. Der erste Antrag für dieses Projekt war leider nicht erfolgreich und als ich die Kritik aus den Gutachten gelesen habe, habe ich mich vor allem über mich selbst geärgert: Offenbar konnte ich die Inhalte nicht so klar darstellen wie gedacht. Teilweise waren aber hilfreiche und konstruktive Kritikpunkte dabei, die wir bei der Wiedereinreichung berücksichtigen konnten. Beim zweiten Anlauf hat es dann geklappt, allerdings haben wir die Zusage der Finanzierung erst zwei Monate vor dem geplanten Projektstart erhalten. Da musste dann die Organisation ganz schnell gehen und ich habe mich entschieden, meinen geplanten Urlaub zu verschieben – wir hatten viel Glück, dass wir sehr schnell sowohl die Mitarbeiter*innen einstellen als auch die technischen Geräte beschaffen konnten. Inzwischen ist das Projekt angelaufen und ich konnte den Urlaub nachholen.

Welche Tipps können Sie jüngeren Kolleg*innen mitgeben, die gerade ihren ersten Antrag planen?

Eine wichtige Einsicht ist, dass nicht alle das eigene Forschungsthema so umwerfend spannend finden wie man selbst – trotzdem sollte man nicht aufgeben und sich nicht sofort entmutigen lassen. Die Kunst ist es, so zu formulieren, dass die Begeisterung auf andere überspringt. An dieser Stelle möchte ich (ehrlich mal) ein großes Lob an das Referat Forschungsförderung aussprechen, das mich schon unterstützt hat, als ich noch gar nicht offiziell in Dortmund war. Das Antragslektorat ist Gold wert und hat mir enorm geholfen, den eigenen Tunnelblick zu verlassen und einzuschätzen, was vielleicht für fachfremde Leser*innen noch unverständlich bleibt. Neben der fachfremden Perspektive ist es auch wichtig, sich von erfahrenen Kolleg*innen Rat einzuholen – ich habe auch fremde Personen einfach angeschrieben und gefragt, ob ich vertraulich einen Blick auf ihren erfolgreichen Antrag werfen darf. Und einige haben darauf auch sehr freundlich und kooperativ reagiert. Meinen erfolgreichen Antrag habe ich inzwischen auch schon weitergegeben – es macht auch ein bisschen stolz, den Bewerbungsprozess anderer nun selbst ein wenig unterstützen zu können.


Zur Person

  • 2004-2008 Studium Italianistik und Anglistik, Universität Konstanz
  • 2008-2010 Studium Klinische Linguistik, Philipps-Universität Marburg
  • 2011-2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotion an der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften / Romanistik, Bergische Universität Wuppertal
  • 2015-2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sprachförderprogramm „Sag‘ mal was“ der Baden-Württemberg Stiftung, Landesinstitut für Schulentwicklung Stuttgart
  • 2017-2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik (mit Schwerpunkt Mehrsprachigkeit), Institut für deutsche Sprache und Literatur, Universität Hildesheim
  • seit 2021 Juniorprofessorin „Partizipation bei Beeinträchtigungen der Sprache & Kommunikation“, Fakultät Rehabilitationswissenschaften, TU Dortmund


Weiterführende Informationen:

Drittmittelberatung des Referats Forschungsförderung der TU Dortmund
DFG-Sachbeihilfe
Informationen der DFG zur Einzelförderung


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