„Road Map“ für mehr Medienfreiheit im arabischen Raum
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Die Studie untersucht erstmals im Vergleich von neun Ländern die Möglichkeiten arabischer Medienmacherinnen und -macher, die Freiheit der Medien durch Instrumente der Selbstkontrolle zu verbessern. Wie professionell sind die Redaktionen in den arabischen Staaten organisiert? Pflegen sie – wie in Deutschland üblich – einen Dialog mit dem Publikum? Haben sie Ethik-Kodizes verabschiedet, um damit staatlicher Zensur den Wind aus den Segeln zu nehmen? Oder haben die politischen Machthaber auch die örtlichen Presseräte „gekapert“ und beuten sie geschickt als Instrument der Medienkontrolle aus?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Studie, die im Rahmen eines Projekts mit dem Auswärtigen Amt entstanden ist. Sie basiert auf Interviews mit rund 100 Medienexperten und -expertinnen vor Ort und umfasst neun Länder. Neben Tunesien, Marokko, Ägypten, Libanon und Jordanien wurden auch schwer zugängliche Staaten wie Syrien, Irak, Libyen und Algerien erfasst. Geleitet wurde das deutsch-arabische Forschungsteam von Prof. Susanne Fengler und Isabella Kurkowski an der TU Dortmund.
Mangel an Medienselbstkontrolle
Die Studie zeigt: Die MENA-Region, also Middle East & North Africa, sticht – auch im internationalen Vergleich – bislang durch einen eklatanten Mangel an funktionierenden Instrumenten der Medienselbstkontrolle heraus. Medienräte und Journalistenverbände stehen in vielen Ländern – Tunesien gehört hier zu den wenigen positiven Ausnahmen – unter der Kontrolle der Regierung und dienen dazu, kritischen Journalismus zu behindern anstatt zu fördern. Die Befragung zeigt, dass die Medienmacher in der Region große Hoffnungen auf regionale Netzwerke unabhängiger Medienakteure und einen intensiveren Dialog mit dem Publikum setzen, für die vielen Redaktionen bislang allerdings das Know-how fehlt. An diesen Stellen wird das EBI mit einem Folgeprojekt in 2021 ansetzen.
Die Studie liegt in englischer und arabischer Sprache vor. Anlässlich der Veröffentlichung fand auch eine Serie von Online-Konferenzen mit über 200 hochkarätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der arabischen Welt statt. Sie teilten ihre Perspektiven aus Medienunternehmen und Journalistenverbänden, Lehre und Forschung sowie NGO-Aktivitäten, um engagiert über die Kernfrage der Studie zu diskutieren: Wie lassen sich auch in den politisch sehr restriktiven Staaten der Region mehr Möglichkeiten für Medienselbstverantwortung schaffen?
Finanzielle Unabhängigkeit vom Staat notwendig