Zeitzeuge berichtet Studierenden über Holocaust
- Top-Meldungen
- Studium & Lehre
- Campus & Kultur
- Medieninformationen

„Fragt uns, wir sind die Letzten“, hatte Selbiger seine Lesung übertitelt. Mehr als 200 Studierende waren diesem Aufruf gefolgt. Beispielsweise Julian, der im dritten Semester Theologie und Musik für das Lehramt an Gymnasien studiert. „Die Geschichte von Hitler habe ich in Büchern gelesen. Mit einem Zeitzeugen hatte ich aber noch nie Kontakt“, sagte er vor Beginn der Lesung. Auch Hannah, die im fünften Semester Katholische Theologie und Mathematik für das Lehramt an Berufskollegs studiert, und ihre Freundin Kira – sie studiert Deutsch, Mathematik und Sport für das Lehramt an Grundschulen – sahen die einmalige Chance, ihr Schulwissen über Nazi-Deutschland und die Judenverfolgung um die Sicht eines Menschen zu erweitern, der den Holocaust überlebt hat.
Horst Selbiger, 1928 geboren, hatte einen jüdischen Vater und eine christliche Mutter. Er beschrieb, wie sich mit der sogenannten Machtergreifung im Januar 1933 das Leben der Juden in Deutschland und sein eigenes Leben veränderten. Es begann mit der Ausgrenzung aus dem normalen Leben und endete im Mord nahezu aller seiner Familienangehörigen. „61 Selbiger, von einer 86-jährigen Oma bis hin zu einem sechs Monate alten Säugling, wurden von den Nazis umgebracht“, berichtete er. „Aus meiner Schulklasse überlebten zwei.“ Selbiger selbst wurde 1943 als sogenannter Halbjude im letzten Augenblick vom Abtransport ins Vernichtungslager verschont. Vorausgegangen waren tagelange Proteste von Frauen in Berlin, die die Freilassung ihrer Männer und Kinder forderten. „Es war die erste Demonstration christlicher Menschen für Juden“, erinnerte sich Selbiger.
Über Liebe, Tod und Zukunft