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Lesung von Horst Selbiger

Zeitzeuge berichtet Studierenden über Holocaust

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Two men are sitting at a table. The front, older man speaks, the one behind listens. © Martina Hengesbach​/​TU Dortmund
Zog seine Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann: Holocaust-Überlebender Horst Selbiger (r.).
Ergreifend, beeindruckend, eine Sternstunde – so erlebte Prof. Egbert Ballhorn vom Institut für Katholische Theologie der Fakultät Humanwissenschaften und Theologie an der TU Dortmund den Vortrag von Horst Selbiger, einem der letzten Überlebenden und Augenzeugen der Nazi-Diktatur in Deutschland. Selbiger war extra für eine Lesung aus Berlin nach Dortmund angereist. Als er über seine Kindheit als Jude im nationalsozialistischen Deutschland sprach, war der Hörsaal 6 im Hörsaalgebäude II bis auf den letzten Platz besetzt.

„Fragt uns, wir sind die Letzten“, hatte Selbiger seine Lesung übertitelt. Mehr als 200 Studierende waren diesem Aufruf gefolgt. Beispielsweise Julian, der im dritten Semester Theologie und Musik für das Lehramt an Gymnasien studiert. „Die Geschichte von Hitler habe ich in Büchern gelesen. Mit einem Zeitzeugen hatte ich aber noch nie Kontakt“, sagte er vor Beginn der Lesung. Auch Hannah, die im fünften Semester Katholische Theologie und Mathematik für das Lehramt an Berufskollegs studiert, und ihre Freundin Kira – sie studiert Deutsch, Mathematik und Sport für das Lehramt an Grundschulen – sahen die einmalige Chance, ihr Schulwissen über Nazi-Deutschland und die Judenverfolgung um die Sicht eines Menschen zu erweitern, der den Holocaust überlebt hat.

Horst Selbiger, 1928 geboren, hatte einen jüdischen Vater und eine christliche Mutter. Er beschrieb, wie sich mit der sogenannten Machtergreifung im Januar 1933 das Leben der Juden in Deutschland und sein eigenes Leben veränderten. Es begann mit der Ausgrenzung aus dem normalen Leben und endete im Mord nahezu aller seiner Familienangehörigen. „61 Selbiger, von einer 86-jährigen Oma bis hin zu einem sechs Monate alten Säugling, wurden von den Nazis umgebracht“, berichtete er. „Aus meiner Schulklasse überlebten zwei.“ Selbiger selbst wurde 1943 als sogenannter Halbjude im letzten Augenblick vom Abtransport ins Vernichtungslager verschont. Vorausgegangen waren tagelange Proteste von Frauen in Berlin, die die Freilassung ihrer Männer und Kinder forderten. „Es war die erste Demonstration christlicher Menschen für Juden“, erinnerte sich Selbiger.

Über Liebe, Tod und Zukunft